„Solange Gott einen Bart hat, bin ich Feminist“ – wenn so ein Spruch riesengroß auf dem Innsbrucker Dom prangt, dann steckt mitunter Katharina Cibulka dahinter. Eines ihrer bekanntesten Projekte ist die Solange-Reihe, bei der sie provokante Slogans auf Baustellenplanen stickt. Warum der Kampf um Gleichstellung erst seit der Geburt ihres ersten Kindes ein Thema für die Künstlerin ist, erzählt sie in dieser Folge von „Das K“.
Shownotes
Katharina Cibulka ist Künstlerin, Filmemacherin, Fotografin und Aktivistin. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Tiroler Preis für zeitgenössische Kunst ausgezeichnet. Cibulka ist 1975 in Innsbruck geboren und ihre Ausbildung führte sie an die Akademie der bildenden Künste nach Wien und nach New York. Außerdem ist sie Mitbegründerin der Frauenband „Telenovela“ und der Künstlerinnengruppe „peek a corner.“ Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen beschäftigt sie sich derzeit vor allem mit einem Thema: Der Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau.
Wir haben Katharina in ihrem Atelier in Innsbruck getroffen und mit ihr darüber gesprochen, warum der Kampf um die Gleichstellung auch lustig sein darf, warum sie nach ihrer Rückkehr von Wien die Tiroler Herzen erst wieder zurückerobern musste und warum für sie die Geburt ihres ersten Kindes ein Aha-Erlebnis war. „Es war plötzlich ganz klar, wie die Rollen verteilt sind. Das fand das einfach wahnsinnig unfair. Auch mein Mann hatte sich das anders vorgestellt. Ich wurde eigentlich erst danach Feministin“, erinnert sich die Künstlerin.
Die Sprüche ihrer Solange-Reihe waren bereits an vielen Orten Österreichs, in Deutschland, Slowenien, Italien und Marokko zu sehen. Neue Baustellennetze sind für den kommenden Herbst geplant – eines in Frankreich und eines in den USA, nur zwei Blocks vom Weißen Haus entfernt. „Wir nähern uns dem Zentrum der Macht“, sagt Katharina Cibulka und schmunzelt. Doch ihr Aktivismus im öffentlichen Raum gefällt längst nicht allen - eines ihrer Werke wurde 2021 sogar von Vandalen zerstört. „Ich bekomme auch viele Mails von Menschen, die glauben, dass die Forderung nach Gleichberechtigung gar nicht mehr notwendig ist.“
Katharina Cibulka stammt aus einer Familie mit vielen kreativen Köpfen. Ihre Schwester Julia Fiegl spielt im Tiroler Neo-Volksmusik-Jazz-Oktett „Die Knödel“ und ihr Papa Albert Fiegl hat die Alpina Druckerei gegründet. Dass ihre Eltern so kunstinteressiert waren, hatte aber nicht nur Vorteile. „Mein Vater hat mich als Kind eher gequält mit Ausstellungen und dem Suchen von Etrusker-Gräbern in der Toskana. Das fand ich total unnötig. Deshalb wundert es mich jetzt umso mehr, dass ich Künstlerin geworden bin“, scherzt Cibulka.
Den Aktivismus wiederum habe sie durch ihre Mutter mitbekommen. „Ich habe als Jugendliche mit ihr gegen den Transitverkehr demonstriert und wir haben die Brennerautobahn blockiert“, erzählt uns Cibulka. Und dieses Engagement setzt sich auch in ihrer künstlerischen Arbeit fort. Das Ziel der Künstlerin ist es, sich irgendwann nicht mehr für Gleichberechtigung einsetzen zu müssen, weil es kein Thema mehr ist. „Aber davon sind wir aber noch weit entfernt“, sagt Cibulka.