Komplex, aber nie kompliziert: In ihren Romanen blickt Friederike Gösweiner in die Untiefen des Lebens und wurde dafür mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Wie die Schriftstellerin trotz Krisen optimistisch bleibt, erzählt sie uns in dieser Ausgabe von „Das K“.
Shownotes
Für diese Episode haben wir uns unter die Gäste des Literaturhotels Juffing in Hinterthiersee gemischt, wo Dr. Friederike Gösweiner ihr zweites Buch „Regenbogenweiß“ vorstellt. Die Tirolerin wurde 1980 geboren und hat Germanistik und Politikwissenschaft studiert. Mit 29 promovierte sie „sub auspiciis“, das ist die höchstmögliche Auszeichnung von Studienleistungen in Österreich. „Man muss immer unzufrieden bleiben mit sich“, sagt das Ausnahmetalent.
Seither arbeitet Gösweiner als Schriftstellerin, Lektorin, Universitätsdozentin und Kulturjournalistin. Mit ihrem Erstlingswerk „Traurige Freiheit“ hat die Autorin 2016 ein Ausrufezeichen in der heimischen Literatur gesetzt. Der Roman über das Scheitern der „Generation Praktikum“ wurde mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. „Ich zähle zu den Uni-Absolventen, wo es wirklich neu war, dass man nach dem Abschluss unbezahlt arbeitet“.
Für die zweite Veröffentlichung „Regenbogenweiß“ hat sie sich viele Jahre Zeit gelassen. Nicht zuletzt, weil Gösweiner mit dem Komponisten Thomas Larcher an der Oper „Das Jagdgewehr“ arbeitete. „Sprachlich ist der neue Roman mitunter das Beste, was in diesem Jahr auf Deutsch erschienen ist“, sagt Robert Renk von der Wagner’schen Buchhandlung.
Zum Interview erscheint Gösweiner mit einem Hugo in der Hand, sichtlich erleichtert, dass die Lesung vorbei ist. Die begnadete Literatin erzählt uns von ihrem fotografischen Gedächtnis und dass es manchmal ein Fluch ist, wenn man sich alles merkt. Wir fragen nach, was sie damit meint, wenn sie ihre Bücher als „Netflix für Klügere“ bezeichnet und sprechen über die Sinnhaftigkeit von Quotenregelungen und die Gender Balance im Literaturbetrieb.
„Beim Schreiben geht es mir nicht um den Erfolg oder die Verkaufszahlen, sondern um das, was ich sagen will.“ Gösweiner verarbeitet Themen, die sie in ihrem Leben beschäftigten. In ihrem neuen Roman „Regenbogenweiß“ geht es um Trauer, Glück und die aktuellen Probleme in Europa. Sie stellt sich die Frage: „Wie sieht ein gutes Leben aus?“ Auf diese Frage habe sie zumindest eine vorläufige Antwort gefunden. „Aber meistens steht man dann gleich wieder vor der nächsten Herausforderung“, sagt Gösweiner.
Vor ein Publikum zu treten und zu sagen: „Ich bin Autorin“, das fällt der preisegekrönten Schriftstellerin bis heute schwer. Da Gösweiner das Schreiben nicht als Beruf versteht, weigert sie sich auch, Social-Media-Plattformen für die Bewerbung ihrer Bücher einzusetzen. „Das Schreiben ist für mich eine Haltung zum Leben geworden, wie für andere das tägliche Instagram posten. Ich behaupte, dass meines glücklicher macht“.
Zum Abschluss gibt sie uns noch ihren persönlichen Buchtipp: „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Eine sehr prägende Geschichte für die Literatin und „weit mehr als ein Kinderbuch“, wie sie sagt.