Gabriel Castañeda macht mit bissiger Comedy von sich reden, sein Bruder Thomas ist ein erfolgreicher Pianist und Komponist. Wir laden das kreative Brüderpaar zum gemeinsamen Interview.
Die Castañedas bestechen durch ihre Kreativität – jeder auf seine eigene Weise. Während Gabriel vor allem als Drehbuchautor und durch Figuren wie die Engel-Matrix-Heilerin Pvroni Schmiederer-Pechtl bekannt ist, konzentriert sich Donauwellenreiter-Gründungsmitglied Thomas auf die Musik und veröffentlicht demnächst als VELVÉZ sein erstes Soloalbum „I WILL NEVER DIE“. Wir haben die beiden in ihrem Heimatdorf Grins besucht.
Shownotes
Die Brüder Gabriel und Thomas Castañeda wachsen im 1.300-Seelen-Dorf Grins auf, das zwischen St. Anton und Landeck liegt. Ihre Familie beschreiben die beiden als „eigenbrötlerisch“, besonders der aus Mexiko stammende Vater hat einen recht außergewöhnlichen Zugang zur Musik: „Der Papa schert sich nicht um Konventionen wie Rhythmus oder Tonlage. Er suggeriert dem Publikum aber, dass der Begleiter da in den Gatsch gegriffen hat, und nicht er selbst.“ Gemeinsam musiziert wird im Haus der kreativen Familie aber ohnehin eher selten.
Die Karriere von Gabriel und Thomas Castañeda beginnt mit einem ausrangierten Keyboard, an dem ihr Cousin das Interesse verloren hatte. Es folgen Musikunterricht und erste – nicht ganz freiwillige – Auftritte. Während Thomas das Rampenlicht eher prinzipiell scheut, hasst Gabriel die Auftrittsabende, weil er nicht ausreichend geübt hat. „Das verbindet uns schon, die gemeinsame Faulheit, Dinge zu üben“, erzählt uns Gabriel lachend.
Thomas bleibt trotzdem am Ball, lernt neben Keyboard auch das Orgelspiel und schließt später das Musikstudium in Innsbruck ab. Gabriel hingegen geht mit seiner Kreativität andere Wege: „Sprache ist meine Ausdrucksform, nicht die Musik.“ So probiert er sich schon während der Schulzeit auf verschiedenen Bühnen, spielt in Krippenspielen „notfalls auch die Maria“ und lernt so seinen späteren Mentor Uli Brée kennen.
Brée lehrt Gabriel das Drehbuch-Schreiben und stellt für ihn Kontakte zu namhaften Produktionsfirmen her. Engagements für „Universum“, Hansi Hinterseer und „Bergwelten“ folgen. „Das ist jetzt keine Raketenwissenschaft. Aber im Detail ist es dann doch nicht so leicht, wie man meint. Massenunterhaltung ist immer schwierig, weil immer etwas außergewöhnlich sein soll und trotzdem immer gleich“, erzählt uns Gabriel von einem seiner vielen Standbeine.
Nach der Schule, die beide als ziemlich „konfliktiös“ beschreiben, zieht es Thom nach Wien. Dort gründet er die Band „Donauwellenreiter“, mit der erfolgreich durch Europa tourt und mit einer ungewohnten Mischung an musikalischen Elementen aus dem Balkan, Tango und ladinischem Gesang Kritiker begeistert und Preise gewinnt. Nach vielen Jahren in Wien kehrt er wieder nach Tirol zurück. „Mit 18 musste ich vom Land weg in die Stadt. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich die Stadt, so wie ich sie damals gebraucht habe, heute nicht mehr brauche.“
Seinen Bruder Gabriel hingegen hat das Fernweh nie geplagt: „Ich bin sehr verwurzelt hier, habe viele Freunde, enge Freunde. Das war eine bewusste Entscheidung. Ich wollte nie weg.“ Nur in London würde der Grinner gern leben - wenn er reich wäre. „Mit den Gags, die die Engländer auf der Bühne machen, könntest du bei uns nie auftreten.“ Wo für ihn die Grenzen des guten Geschmacks liegen, erzählt er uns im Podcast. So viel vorweg: Beleidigen will er mit seiner Kunst nicht, aber klarmachen, wie nahe manche Themen wie Sexismus und Ausländerfeindlichkeit an unser aller Alltag liegen, schon.
Außerdem sprechen wir in dieser Folge von „Das K“ über katastrophale Auftritte, neue Projekte, wie die beiden Brüder Erfolg definieren und was ein gutes Leben für sie ausmacht. Wir erfahren mehr über ihre Schulzeit und wie Gabriel nach „gefühlten 17 Mal durchfallen“ doch noch einen guten Abschluss geschafft hat. Über die Pandemie wird natürlich auch gesprochen und wieweit die Castañedas auch Inspiration aus dieser Zeit gewonnen haben.