Gletscherhöhlen kommen und gehen. Nicht so jene am Hintertuxer Gletscher – durch ihre Größe und Beständigkeit ist sie einzigartig. Dass die Höhle heute unter dem Namen „Natureispalast“ der Öffentlichkeit zugänglich ist, verdanken wir ihrem Entdecker Roman Erler. Wir haben den Abenteurer zum Gespräch getroffen.
Shownotes
Roman Erler ist Bergführer, Bergretter und Hobbyforscher. Im Zillertal als Sohn eines Waldaufsehers aufgewachsen, zog es ihn und seine Geschwister schon früh auf die umliegenden Gipfel: „Wir wollten immer rauf in die Berge, sie hatten etwas Geheimnisvolles: Was ist da oben, was versteckt sich in diesen Karen, gibt es da oben Kristalle oder etwas Interessantes, was wir erforschen können?“ Mit einer ordentlichen Portion Neugier ausgestattet, entdeckte er im Laufe der Jahre tatsächlich zahlreiche Schätze: Bärenknochen, jahrtausendealte Steinbockskelette und Höhlen voller Kristalle. Und eines Tages auch einen kleinen Riss in der Schneedecke am Hintertuxer Gletscher.
Weil sich der 10 Zentimeter große Spalt an einer ungewöhnlichen Stelle unweit der Bergstation befand, konnte Erler nicht anders, als diesen genauer zu untersuchen. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass der Raum dahinter mehrere Meter breit war. „Dann war klar, dass ich da aufmachen muss“, erinnert sich der Bergfex und legt nach und nach ein ganzes Höhlensystem frei. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das hier so endlos weitergeht. Aktuell haben wir einen Vermessungsstand von einem Kilometer!“
Was er dabei entdeckt hat? Unter anderem ein kleines Weltwunder: den einzigen bekannten unterirdischen Gletschersee. „Dass es da oben so tief noch einen See gibt, darüber staunen auch die Fachleute. Es ist nicht nur wunderschön, es ist auch hochinteressant.“ In diesem See finden mittlerweile Trainings im Eisschwimmen statt, weniger abgebrühte überqueren ihn im Boot oder Stand Up Paddle Board. „Wir sind Europas höchstgelegenes Schifffahrtsunternehmen“, schmunzelt Erler.
Wir haben mit dem Pionier in seinem Wohnzimmer im Zillertal über die Faszination und die Zukunft der Gletscher gesprochen. Im Interview erzählt er uns, was Gletscherbewegungen mit einem Teig zu tun haben, wo man das älteste Eis Österreichs findet und wie man mit Neuentdeckungen verantwortungsvoll umgeht. Außerdem verrät er uns, wie es ist, in absoluter Dunkelheit Neuland zu betreten, welche Gefahren die Höhlen-Erforschung birgt und warum er seine größte Entdeckung nicht geheim halten wollte.