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Stadt mit Geschichte: Ein Tag in Lienz mit den besten Sehenswürdigkeiten

Entspanntes Flair vor zackiger Kulisse, Kunst von Weltrang, Lebkuchen im Sommer und liebenswürdige Bewohner: Lienz bietet viel Leben auf kleinem Raum. Am besten plant ihr gleich ein verlängertes Wochenende für diesen Städtchentrip ein.
Die Liebburg am Lienzer Hauptplatz

Lienz, die wohl sonnigste Stadt Tirols, liegt malerisch hinter dem Tauerngebirge. Diese Lage verleiht der Stadt einen besonderen Charme. Der einzigartige Dialekt der Bewohner erzählt von der regionalen Identität und lädt dazu ein, die Kultur und Traditionen Osttirols näher kennenzulernen. Lienz ist ein faszinierender Ort, der die Schönheit der Alpen mit einer unverwechselbaren Atmosphäre verbindet und ideal bei einem Rundgang erkundet werden kann.

Alte Stadtmauer von Lienz

Lienz/Osttirol

Lienz ist der flächenmäßig größte Bezirk Tirols, ist jedoch durch Italien und Salzburg von Nordtirol getrennt und bildet somit eine Exklave des Bundeslandes Tirol.

Tirol mit Palmen

Zu Beginn des Rundgangs weist eine Skulptur von Jos Pirkner den Weg. Der Osttiroler Künstler hat an vielen Ecken von Lienz seine Spuren hinterlassen. Die Hand, die in Richtung Zentrum deutet, ist abgegriffen. Einige Gäste glauben, dass das Glück bringt. Wenige Schritte hinter dem Fingerzeig wartet der Lienzer Hauptplatz. Dort steht prominent die Liebburg aus dem 17. Jahrhundert, die mit ihren Zwiebeltürmchen eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt ist.

Was aber noch mehr ins Auge sticht, ist die ungewohnte Bepflanzung. Eine Vielzahl an Palmen bringt einen mediterranen Touch auf den Platz. Durch die Lage auf der Alpensüdseite ist es im Lienzer Becken im Sommer sehr warm. Schon seit den 1930er Jahren gibt es hier Palmen, alte Fotos belegen das. Im Winter kann es aber ziemlich frostig werden. Mitte Oktober kommen die Pflanzen deshalb wieder ins Gewächshaus.

Lienzer Hauptplatz
Kunstschmiede

Entspanntes Flair vor zackiger Kulisse

Autos sind nur wenige zu sehen in Lienz, da große Teile der Innenstadt für Fußgänger reserviert sind. Das schafft Platz für etliche Straßencafés, die für ein entspanntes Ambiente sorgen. Unter dem Motto ‚Modellstadt für schöneres Leben‘ wird kontinuierlich an der Verbesserung der Lebensqualität gearbeitet. Auch die bunten Häuserzeilen tragen zum harmonischen Stadtbild bei.

Geschichtlich ging Osttirol andere Wege als Nordtirol. Vor allem die Görzer Grafen haben Lienz sein heutiges Aussehen verliehen. Es gab seit jeher viel Kontakt zum Süden und das spürt man auch in der Architektur. 

Doch plötzlich ist da ein Bruch in der Optik: Das moderne Abraham-Haus, entworfen vom Star-Architekten Raimund Abraham, fällt aus dem Rahmen und fügt sich dennoch perfekt ins Bild. Mutig sind sie also auch, die Osttiroler.

Lienzer Dolomiten
Lienzer Stadtkino

Im Hintergrund ragen die Zacken der Lienzer Dolomiten und deren Hausberg “dem Spitzkogel”, in den Himmel. Auf der anderen Seite liegen die Hohen Tauern. Die schroffen Berge rund um Lienz wurden einst „die Unholden“ genannt. Aus gutem Grund: Vor der Erfindung des Alpinismus gab es wenig Grund für die Menschen, sich in diese raue Welt zu begeben. So waren es britische Reisejournalisten, die den Begriff „Lienzer Dolomiten“ prägten, nachdem sie zuvor die Bergwelt in Südtirol erforscht hatten.

Bitterer Schnaps und süße Versuchung in der Messinggasse

Freitag und Samstag sind Markttage in Lienz. Händler aus dem benachbarten Italien präsentieren ihre Spezialitäten in der Messinggasse, dazwischen verkaufen Bio-Bauern aus der Region Obst, Gemüse, Speck und Käse. Auch hier ist die Stimmung relaxt: Die einen schlendern durch den Stadtmarkt, andere genießen ein Gläschen Wein in einem der angrenzenden Lokale. Silvano Soravia bietet in seinem Eissalon preisgekröntes Natur-Eis an. Er meint: „Ich komme aus Perugia und habe lange in Stuttgart gelebt. Für mich ist Lienz genau der Mittelweg. Südliches Flair mit nördlicher Ordnungsliebe, eine super Mischung“.

Eissalon in Lienz
Markttage in Lienz

Einen Steinwurf entfernt liegt die Schnapsbrennerei von Rudolf Schwarzer – er ist einer von 400 Brennern in Osttirol. Der Urschnaps der Region nennt sich „Pregler“, ein hochprozentiger Brand aus Äpfeln, Birnen und Zwetschgen. Doch Pregler ist nur eine von etwa 70 Spezialitäten, die in Rudolf Schwarzers Keller lagern. Sein neuestes Experiment sind „Bitters“, also Schnäpse, die etwa mit Wermut oder Alpenkräutern angesetzt werden. Für den Keller gibt es keine fixen Öffnungszeiten, aber wenn das Geschäft offen ist, kann man jederzeit vorbeischauen und Schnäpse verkosten.

Schnapsbrennerei von Rudolf Schwarzer
Schnapsbrennerei von Rudolf Schwarzer

Kaffee und Kajak an der Isel

Bei einem Stadtspaziergang lohnt sich ein Abstecher zum „Mocafe“, wo es den besten – weil selbst gerösteten – Kaffee der Stadt geben soll. Das Café liegt ein paar Schritte vom Zentrum entfernt, am Ufer der Isel. Der Fluss entspringt im Nationalpark Hohe Tauern und vereinigt sich hier mit der Drau, die dann nach Kärnten weiterfließt. Hier ist es auch möglich mit dem Kajak mitten durch die Stadt zu paddeln. Die Rafting-Schulen bieten das auch für Anfänger an. Stolz sind die Osttiroler auch auf den „Dolomitenmann“, einem der härtesten Staffelbewerbe der Welt. Neben Berglauf, Paragleiten und Mountainbiken steht auch Kajaken auf dem Programm.

In Lienz vereinigt sich die Isel mit der Drau
Mocafe in Lienz

Lebkuchen im Sommer

Auf dem Stadtplatz gibt es das „City Café Glanzl“. Es ist eine Institution in Lienz und eine von drei Konditoreien, die den „Lienzer Lebzelt“ herstellt. Dabei handelt es sich um die Luxusvariante des Lebkuchens, die mit Honig, Preiselbeeren, Haselnüssen und Gewürzen verfeinert ist. Das Rezept stammt aus dem 17. Jahrhundert und erfordert stolze 20 Arbeitsschritte. Zum Abschluss wird das Gebäck mit einer Marzipan-Schicht belegt, in die das Schloss Bruck eingeprägt ist. Zum Cappuccino schmeckt der Lebzelt ganz wunderbar, auch an einem warmen Frühsommertag.

Melitta Glanzl präsentiert stolz den „Lienzer Lebzelt“
Lienzer Lebzelt

Das bemerkenswerte Schloss Bruck

Besagtes Schloss Bruck liegt etwas außerhalb im Westen der Stadt. Die ehemalige Residenzburg der Görzer Grafen ist ein absolutes Muss beim City-Trip. Auf Schloss Bruck warten eine wunderschöne Burgkapelle mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert, eine sehr gut gemachte Dauerausstellung zum weltberühmten Maler Albin Egger-Lienz und eine traumhafte Aussicht vom Schlossturm. Ein vielseitiges Kulturprogramm mit Konzerten und Kinder-Workshops runden das Angebot ab. Beliebt ist auch das Schloss-Café, vor allem zum Frühstücken und Brunchen.

Innenhof von Schloss Bruck
Aussicht vom Schlossturm

Albin Egger-Lienz-Kapelle: Den Schlüssel holt man beim Kirchenwirt

Ein weiteres „Must See“ abseits der Altstadt ist die Pfarrkirche St. Andrä. Bereits im 5. Jahrhundert stand auf dem Pfarrbichl eine frühchristliche Kirche. Die gotische Basilika, die heute hier thront, ist etwa 500 Jahre alt und hat architektonischen Seltenheitswert. In der Kirche findet sich das Grabmal von Leonhard, dem letzten Görzer Grafen. Erst nach seinem Tod kam Osttirol zum Habsburger Reich und damit zu Tirol.

Der eigentliche Höhepunkt ist aber die Gedächtnis-Kapelle nebenan. Anfang der 1920er gebaut, hatten sich die Auftraggeber ein glorifizierendes Kriegerdenkmal erhofft. Albin Egger-Lienz errichtete aber ein Mahnmal gegen den Krieg mit einem abgemagerten Jesus Christus. Das löste einen riesigen Skandal aus, der bis in den Vatikan reichte. Wer sich die Kapelle mit dem Grab von Egger-Lienz anschauen möchte, muss im Gasthaus neben der Kirche nach dem Schlüssel fragen.

Basilika St. Andrä
Die Lienzer Dolomiten

Geheimtipp: Das Eisenbahnmuseum Lienz

Als krönender Abschluss eines großartigen Tages lohnt ein Besuch im Eisenbahnmuseum, das etwas versteckt am Lienzer Bahnhof liegt. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die vom Verein „Eisenbahnfreunde Lienz“ mit viel Liebe und technischem Knowhow auf 1.800 Quadratmetern aufbereitet wurde. Die Führung gleitet gerne mal ins Schrullige ab, ist dabei aber lehrreich und unterhaltsam– selbst für Eisenbahn-Neulinge. Die Öffnungszeiten des Museums sind unregelmäßig, die Eintrittspreise dafür sehr moderat.

Bahnmuseum
Im alten Heizhaus des Bahnhofs kann man tief in die Geschichte eintauchen.
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