Neue Wege: Die Architekten
Zukunft im Blick: Die Innsbrucker Architekten Christian Hammerl (links) und Elias Walch wissen genau, was zeitgemäß schönes Bauen ausmacht.
Gebäude, die gut altern. Ein Baustil, der wirklich in der Tradition verwurzelt ist. Zeitgenössische Elemente an den richtigen Stellen. Die Innsbrucker Christian Hammerl und Elias Walch versuchen zeitgenössische Architektur für Tirol.
"Wir kennen uns seit Schulzeiten. Vor ein paar Jahren haben wir uns dann mit unserem Büro ,he und du‘ selbstständig gemacht. Die Corona- Krise hatte für uns bislang sogar einige Vorteile: Private Auftraggeber legen zunehmend Wert auf hochwertiges Wohnen. Das kommt uns als Architekten natürlich entgegen. Allerdings ist der Planungs- und Umsetzungsprozess für solche Projekte komplex und kostenintensiv. Das Leben in Tirol ist eh recht teuer, der Raum begrenzt, und die Baukosten steigen. Deshalb können sich immer weniger Menschen hier eine größere Wohnung leisten. Gleichzeitig werden Gebäude in immer kürzerer Zeit hochgezogen: Diese erhöhte Produktionsgeschwindigkeit trägt dazu bei, dass viele Sachen verloren gehen, die früher wichtig waren. Dabei hat Qualität ja auch etwas mit Nachhaltigkeit und langfristigem Denken zu tun. Beides ist uns wichtig. Wer ein Gebäude so lang wie möglich nutzbar macht, spart Ressourcen. Deshalb versuchen wir selbst bei Umbauten den Bestand so gut wie möglich zu erhalten.
Hereinspaziert ins Architektenbüro He & Du.
Wohnskizze: Wer „he und du“ in ihrem Büro besucht, stößt überall auf Pläne und Entwürfe.
Wir verbinden Tradition und Innovation. Viele Menschen wissen nämlich gar nicht mehr, wie der ‚echte‘ Tiroler Baustil ausschaut. Typischerweise ist der untere Teil des Hauses ein Massivbau mit Putzfassade, der obere Teil besteht oft aus Holz, aus Lärche oder Fichte und die Stube aus Zirbe. Holz spiegelt die vergangene Zeit wider und erzählt Geschichten. Das ist wie bei uns Menschen: Am Anfang haben wir glatte Haut, bei einem alten Ehepaar dagegen sieht man die Falten, fast kann man ihr gemeinsames Leben von ihren Gesichtern ablesen. So sollte Architektur sein.
meinTirol-Magazin
Dieser Artikel ist aus dem meinTirol Magazin. Unter www.tirol.at/abo können Sie das Magazin abonnieren und bekommen jede Ausgabe kostenfrei nachhause in den Briefkasten.
Um ein zeitgemäßes Wohngefühl zu erzeugen, kombinieren wir deshalb die Ehrlichkeit der Materialien mit zeitgenössischen Elementen. Und kitschige Schnitzereien in den Balken gibt’s bei uns nicht.
Vorgeschmack: Hammerl und Walch haben sich der Fusion von Moderne und Tradition gewidmet.
In den vergangenen Monaten hatten wir viel Zeit, unsere direkte Umgebung zu entdecken. Man fliegt ja normalerweise weit weg, anstatt das Schöne in der Nähe zu suchen. Dabei hat die Tiroler Landschaft so viel zu bieten – selbst wir hatten vieles noch nicht gesehen. Klar. Die Touristen kommen ja auch nicht wegen Highspeed-Internet in der Gondel, sondern weil die Natur bei uns so schön ist. Es wäre schön, wenn wir diese Erkenntnis mit in die Zukunft nehmen: nicht um jeden Preis den Umsatz steigern, noch mehr absetzen, noch mehr verkaufen. Sondern zufrieden sein mit dem, was man hat – und das Beste draus machen.“
Blick nach Vorne
Dieser Artikel ist Teil der Serie "Blick nach Vorne". In dieser Serie haben wir Menschen nach ihrer Sicht auf Tirol gefragt, die den Schritt in die Zukunft bereits gewagt haben.
Christian Hammerl & Elias Walch
Die Architekten, beide Jahrgang 1985, kennen sich seit der Schulzeit. Gemeinsam studierten sie in Innsbruck Architektur, nach der Mitarbeit in verschiedenen Büros gründeten sie 2017 schließlich ihr eigenes: „he und du“. Das „he“ leitet sich von den Initialen ab, „e“ für Elias und „h“ für Hammerls Spitznamen Hampi. Hammerl (rechts) und Walch setzen auf natürliche Materialien und den Erhalt von Altem – und wehren sich gegen Kitsch aller Art.