Vom Kaisergebirge zum Arlberg: Fabians Weitwander-Abenteuer am Adlerweg
Fabian erzählt hier über seine 5 schönsten und seine 5 anstrengendsten Momente, aber auch über einfache Dinge wie gute Mahlzeiten und Hüttenerlebnisse, die er noch lange im Gedächtnis behalten wird.
Deine fünf schönsten Momente am Adlerweg?
„Hier gibt es wahrscheinlich unendlich viele Momente, die ich von meiner Tour aufzählen könnte. Doch wenn ich mich auf fünf beschränken muss, dann sind das die folgenden Fünf:“
1. Hintersteiner See
„Gleich ganz am Anfang, wenn man während fast der ganzen zweiten Etappe den Hintersteiner See sieht, und dann nach vielen vielen Kilometern bei fast 30 Grad in den kalten See springen kann.“
Etappe 1: Fabians Aussicht auf den Hintersteiner See.
2. Birkkarspitze
„Bei Etappe 11 war die Wettervorhersage für die nächsten Tage sehr schlecht. Inklusive Platzregen, Überschwemmungen, Sturm und Gewitter. Aufgrund der Schwierigkeit der Birkkarspitzenüberschreitung habe ich mir gemeinsam mit dem Hüttenwirt am Karwendelhaus schon Alternativrouten überlegt. Und dann am nächsten Tag die Überraschung: Schönes Wetter und sogar ein bisschen Sonne. So konnte ich die Birkkarspitzenüberschreitung – sicherlich ein alpines Highlight vom Adlerweg – doch noch abhaken.“
3. Innsbruck
„Zwei Etappen später kommt man das erste Mal wieder hinunter nach Innsbruck. Nach einigen Tagen abseits jeglicher Zivilisation kann man hier die Vorzüge des urbanen Lebens genießen. Für mich war das ein üppiges Frühstücksbuffet im Hotel und ein Burger mit Pommes und Cola.“
4. Hüttenabende
„Weitere Momente, an die ich mich gerne zurückerinnere, sind die unzähligen lustigen und interessanten Hüttenabende, wo ich viele Leute kennengelernt habe.“
5. Zireiner See
„Zu guter Letzt bleibt noch ein Augenblick von der Etappe 7: Auf dem Weg von Steinberg am Rofan zur Erfurter Hütte kommt man am Zireiner See vorbei. An dessen Ufer ich einige Zeit bei bestem Wetter die Seele baumeln gelassen habe.“
Fabians Blick über den Zireiner See.
Deine fünf anstrengendsten Momente am Adlerweg?
1. Überschreitung der Birkkarspitze
„Mit fast 1.500 Höhenmetern und einigen technisch schwierigen Stellen war die Überschreitung der Birkkarspitze sicherlich einer der anstrengendsten Momente. Vor allem weil der Weg danach zum Halleranger Haus lang und am letzten Stück sogar noch einmal richtig steil wird.“
Etappe 11 vom Karwendelhaus zum Hallerangerhaus: Das Wetter auf der Birkkarspitze hält durch, Fabian auch.
2. Regen und Schneefall
„Auch die Etappe zum Württemberger Haus war alles andere als ein Spaziergang: Bei Dauerregen und Schneefall kämpften wir uns zu Dritt über die Bitterscharte. Vor allem die Witterungseinflüsse und Kälte waren hier die Herausforderung.“
3. Zwei Etappen an einem Tag
„Den wirklich anstrengendsten Moment habe ich aber mir selbst zu verdanken: Als ich beschloss die zwei Etappen 21 und 22 zusammenzulegen. Beide für sich allein gesehen waren mir nämlich zu wenig für 2 Tage, also beschloss ich sie an einem Tag zu machen. 1.800 Höhenmeter, 18 Kilometer und eine technisch sehr anspruchsvolle Strecke waren genauso anstrengend wie es sich anhört :-)“
Fabian lässt das Württemberger Haus hinter sich…
…und geht gleich zwei Adlerweg-Etappen an einem Tag.
4. Marsch durchs Gaistal
„Aber es sind nicht immer die hochalpinen Etappen, die anstrengend sind. Auch die Verbindungsetappe zwischen Leutasch und Ehrwald hatte es in sich. 27 Kilometer durchs Gaistal machen sich doch irgendwann bei den Füßen bemerkbar und man ist froh, endlich auf der Grubighütte anzukommen. Wer dann noch Kraft in den Beinen hat sollte jedoch unbedingt noch zum Grubigstein Gipfel aufsteigen: Diese Anstrengung wird mit einem großartigen Panorama auf die Zugspitze belohnt.“
5. Aufstieg zur Lamsenjochhütte
„Zu guter Letzt noch die Etappe von Maurach auf die Lamsenjochhütte. Hier geht es die ersten 90 Prozent der Strecke sehr gemütlich zuerst neben dem Achensee und dann ohne große Steigung ins Falzthurntal. Und dann bleiben die restlichen 10 Prozent, wo man den Großteil der 1.000 Höhenmeter zurücklegt und über steile Serpentinen mühsam zur Hütte aufsteigt.“
Geschafft! Fabians Blick zur Lamsenjochhütte, als er dort ankommt.
Deine fünf besten Mahlzeiten am Adlerweg?
1. Gulaschsuppe
„Nummer 1 der besten Mahlzeiten war eindeutig jener Augenblick, wo wir zu dritt bei Regen und Schneefall zum Württemberger Haus marschiert sind und uns dort eine wärmende Gulaschsuppe gegönnt haben. Doch diese Mahlzeit nur wegen ihrer wärmenden Eigenschaft zu erwähnen wäre unfair – denn sie hat wirklich gut geschmeckt.“
2. Alpenburger
„Ein weiteres kulinarisches Highlight am Adlerweg war der ‚Alpenburger‘ auf der Grubighütte. Bio-Rindfleisch aus eigener Landwirtschaft und selbstgemachtes Ketchup verhelfen dieser Mahlzeit zu einem Spitzenplatz.“
3. Kaiserschmarrn
„Den besten – weil flaumigsten und leicht knusprigen – Kaiserschmarrn gab es auf dem Kaiserjochhaus. Garniert mit Apfelmus und beträufelt mit Marillenröster.“
4. Schweinsbraten
„Am Adlerweg kann es schon einmal passieren, dass man mehrere Tage hintereinander einen Schweinsbraten serviert bekommt. Vor allem wenn man das Halbpensions-Menü auf den Hütten wählt: Jener am Karwendelhaus war aber konkurrenzlos der Beste. Auch wenn es Kartoffel statt Knödel gab – die knusprige Schwarte hat dieses kleine Manko wieder wett gemacht.“
5. Forelle
„Wer beim Gwercherwirt nächtigt, sollte sich von den Chefleuten unbedingt mit einer fangfrischen Forelle verwöhnen lassen. Diese schmeckt toll und dient als willkommene Abwechslung zu den typisch deftigen Tiroler Hüttengerichten.“
Welche Hüttenübernachtungen hast Du besonders genossen?
1. Gaudeamushütte
„Die Gaudeamushütte im Wilden Kaiser gleich nach der ersten Etappe ist der richtige Einstieg für den Adlerweg. Sie ist frisch renoviert und bietet fast schon einen zu komfortablen Aufenthalt auf 1.270 Metern. Auf der sonnenreichen Terrasse hat man einen tollen Ausblick auf die umliegenden Gipfel und kann sich von der Hüttenwirtin Anni mit dem ein oder anderen Schmankerl verwöhnen lassen.“
Die komfortable Gaudeamushütte am Wilden Kaiser…
…und die einfache Loreahütte für Selbstversorger.
2. Loreahütte
„Anders sieht es auf der Loreahütte aus. Es handelt sich hierbei um die einzige Selbstversorgerhütte auf dem Adlerweg, was aber nicht heißt, dass man auf gutes Essen verzichten muss – man muss es nur selbst hinauftragen und zubereiten. Auf der anderen Seite ist so eine Nacht auf einer kleinen urigen Hütte mit nur wenigen Schlafplätzen und einer gemütlichen Gaststube ein tolles Erlebnis.“
3. Anhalter Hütte
„Ebenfalls urig geht es auf der Anhalter Hütte zu. Abgelegen und einfach, aber gemütlich kann man bei Hüttenwirtin Carmen sehr viele nette Stunden verbringen. Viele Teile der Anhalter Hütte sind noch so wie bei der Errichtung vor über 100 Jahren – was den Charakter der Hütte ausmacht.“
Ankunft bei der urigen Anhalterhütte.
4. Karwendelhaus
„Das Karwendelhaus von Hüttenwirt Andy und seiner Familie ist DER Stützpunkt im Karwendel. Bei Kaiserschmarrn und Schweinsbraten kann man sich in der gemütlichen Gaststube für die Überschreitung der Birkkarspitze in Etappe 11 stärken. Als besonderes Service geht Andy nach dem Abendessen von Tisch zu Tisch und berät über Wetter und Tourenverhältnisse.“
5. Patscherkofel Schutzhaus
„Am Patscherkofel Schutzhaus kann man eine beeindruckende Nacht über Innsbruck genießen. Es wird vor allem spannend, wenn die Sonne untergeht und dabei die Bergwelt in der Ferne im Abendrot strahlt. Kurze Zeit später beginnen die Lichter im Tal aufzuleuchten und man hat von oben einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt.“
Fabians Ausblick über Innsbruck und das Inntal, fotografiert beim Patscherkofel-Schutzhaus.
Deine fünf guten Gründe, den Adlerweg weiterzuempfehlen?
1. Herausforderung
„Der Adlerweg ist allem voran eine Herausforderung an sich selbst: Sowohl körperlich als auch psychisch und was die Motivation betrifft. Wer also wirklich seinen inneren Schweinehund besiegen will, sollte den Adlerweg gehen. Man hat hier die Gelegenheit an seine Grenzen zu gehen und lernt sich selbst dabei besser kennen.“
2. Bekanntschaften
„Aber nicht nur sich selbst, sondern auch viele andere Leute. Es ist wahnsinnig einfach, neue Bekanntschaften zu schließen. Sei es, weil man sich auf einer kleinen Hütte beim Abendessen zwangsweise zu fremden Leuten setzen muss und so schnell ins Reden kommt, oder weil man Bekannte von vorherigen Etappen trifft. Wildfremde Menschen werden so nach einigen gemeinsamen Etappen zu guten Bekannten oder Freunden, mit denen der Abend auf der Hütte viel Spaß macht.“
Der Weg ist das Ziel: Fabians Ankunft in St.Christoph am Arlberg.
3. Handyfasten
„Da ist es dann auch nicht so schlimm, wenn man tagelang im alpinen Gebirge keinen Handyempfang hat und so quasi von der Außenwelt abgeschnitten ist. Auch das ist eine besondere Erfahrung, die man hervorheben sollte. Wir sind meist ununterbrochen via Facebook, Twitter, Instagram und Co mit der restlichen Welt verbunden. Und man vergisst dabei schnell, dass das Ganze eigentlich gar nicht so wichtig ist.“
Aussicht über den Hintersee unterhalb der Krindlonscharte. (Alle Fotos: Fabian Pimminger)
4. Weniger ist mehr
„Und wo wir schon bei ’nicht so wichtig sein‘ sind: Man lernt mit wie wenig Gepäck und Zeug man eigentlich im Leben auskommt. Weil jedes Gramm zu viel am Rücken später die Wanderung schwer macht, habe ich mir vorher genau überlegt, was ich denn wirklich brauche. Und man merkt relativ schnell: Nicht viel.“
5. Die Bergwelt kennen lernen
„Als letzten Grund würde ich den Adlerweg ganz allgemein wegen Tirol selbst empfehlen, das man immerhin einmal von Ost nach West durchwandert. Immer wieder kann man den Blick zurück schweifen lassen und bemerkt, wie weit man schon gekommen ist. Und man erkennt, wie sich die Landschaft ständig ändert und man ein besonderes Verständnis für die verschiedenen Charaktere und Unterschiede der Gebirgszüge bekommt.“
Auf dem Blog aboyonadventures.at könnt ihr Fabians Erlebnisse am Adlerweg nachlesen. Außerdem gibt er dort wertvolle Tipps für euer eigenes Abenteuer am Tiroler Adlerweg.