Der beste Weg nach oben ist bei Weitem nicht immer der direkte. Gerade beim…
Adam Pustelnik: Die Kunst des Routenbaus im Klettern
Für einen guten Arbeitsablauf ist es wichtig, die Platzierung der Route an der Wand zu planen. © Andreas Aufschnaiter/KVÖ
Der Beruf von Adam Pustelnik kombiniert Kreativität, Einfühlungsvermögen und jahrelange Erfahrung. Als Spitzenkletterer und professioneller Routenbauer hat er Athleten wie Jakob Schubert bei Wettkämpfen in Innsbruck und bei den Olympischen Spielen herausgefordert. Ein Exklusivinterview mit dem Spitzenkletterer und professionellen Routenbauer.
In der Kletterszene ist der Chef-Routensetzer der Olympischen Spiele in Tokyo bereits ein bekanntes Gesicht. Doch Adam machte sich im Jahr 2010 nicht durch einen Wettkampf, sondern durch die 14. Begehung der weltweit ersten Route im Schwierigkeitsgrad XI, "Action Directe" von Wolfgang Güllich, einen Namen. Heute, mit über 40, sucht er immer noch nach persönlichen Herausforderungen am Fels und genießt es, künstliche Kletterrouten für Wettkämpfe zu kreieren.
Adam Pustelnik ist Spitzenkletterer und professioneller Routenbauer. © Eddie Fowke/IFSC
Ein kreativer Prozess
Wie denkst du dir eine neue Route aus? Passiert das während dem Routensetzen oder hast du schon vorher einen Plan? Welchen Einfluss haben die verschiedenen Griffarten auf die Entstehung einer Route?
Routen zu setzen ist ein kreativer Prozess. Viel hängt von der Persönlichkeit des Routensetzers und der Dynamik des Teams ab. Es ist wichtig, die Platzierung der Route, den Zeitplan und die allgemeine Schwierigkeit der Route zu planen. Das kreative Element kommt ins Spiel, wenn das Team mit dem Material experimentiert, um interessante Klettermomente zu schaffen.
Welchen Stil verfolgst du beim Erstellen von Kletterrouten?
Ich würde diese Frage von der anderen Seite betrachten: Jeder Kletterer hat seinen eigenen Kletterstil. Meine Aufgabe als Routensetzer ist es, ein faires und vielseitiges Spielfeld zu schaffen, das den Athleten den Raum gibt, ihr Bestes zu zeigen und damit zu gewinnen.
Grenzen austesten
Du kletterst selbst in den höchsten Schwierigkeitsgraden. Kannst du alle Routen, die du schraubst, selber klettern?
Als Routensetzer müssen auch wir trainieren und uns vorbereiten. Aber es sind die Athleten, die zeigen, wie weit die Grenzen dieses Sports gehen können. Wir testen alle Bewegungsabläufe und lassen keine Sequenz zu, die nicht vom Routensetzer gemacht wurde. Wir klettern jedoch nicht unter den gleichen Bedingungen wie die Athleten.
Welches Verhältnis von Kraft zu Technik hältst du beim Klettern für wichtig?
Ich denke, der Kopf und das Herz gehen vor.
Was unterscheidet für dich Wettkampfklettern von Outdoor-Klettern?
Für mich sind es zwei unterschiedliche Aktivitäten, die mein Leben beeinflussen. Ich habe nie den Druck von Wettkämpfen gemocht, sondern die Freiheit des Outdoor-Kletterns bevorzugt. Aber Wettkämpfe sind dynamisch und kreativ, und das Routensetzen ist ein kreativer Ausdruck dieser Dynamik.
Größenunterschiede
Die Routensetzer müssen die Größenunterschiede der Athleten bei der Planung der Route beachten. © Moritz Liebhaber
Und wie gehst du mit den Größenunterschieden der Athleten um?
Als Routensetzer berücksichtigen wir die unterschiedlichen Größen der Athleten. Es ist subjektiv, über die Schwierigkeit eines Zuges für kleine oder große Personen zu sprechen. Es geht darum, den Kletterstil an die Route anzupassen, und letztlich sollte der beste Kletterer gewinnen.
Am Ende des Tages geht es darum, den Kletterstil an die Route anzupassen. © Andreas Aufschnaiter/KVÖ
Adam Pustelnik
Am Ende des Tages geht es darum, den Kletterstil an die Route anzupassen: Dynamisch zu klettern, wenn eine langsame Bewegung nicht funktioniert oder, wenn es schwierig wird, die Balance zu halten - und das lässt dann den besten Kletterer gewinnen.