Fünf Rodel-Typen, die jeder kennt
Rodeln ist eine tolle (und kostengünstige) Alternative zum Skifahren. Die Menschen, denen man auf den Rodelbahnen begegnet sind meist rücksichtsvoll und freundlich. Wie überall im Leben gibt es auch auf der Rodelstrecke Leute, die etwas neben der Spur sind. Wir verraten euch, um wen ihr lieber eine Kurve ziehen solltet und von wem ihr noch etwas lernen könnt.
Der Athlet
Die Kufen seines Gefährts sind so scharf, dass er beim Verstauen des Schlittens im Kofferraum einst nur dank einer Not-OP nicht mehrere Finger verloren hätte. In einem Rucksack trägt er mit Spikes besetzte Schuhe für die Abfahrt. Sein Rodelanzug ist so enganliegend und aerodynamisch, dass er sich nach jeder Partie schmerzhaft und mit nennenswertem Körperhaarverlust herausschälen muss. Bei der Abfahrt legt sich der Athlet flach wie ein Brett auf seinen nur 250 Quadratzentimeter messenden Bock. Während der Boden nur sieben Zentimeter und gefährlich schnell unter seinem Allerwertesten hinwegzischt wie ein eisiges Fließband, lenkt der Athlet seine Rodel nur mit dem kontrollierten Anspannen seiner Pobacken.
Die Nummer Sicher
Ein Skihelm beim Rodeln ist längst Teil einer vernünftigen Ausrüstung. Deswegen hat sie gleich drei Ersatzhelme im Gepäckskoffer auf dem hinteren Teil des Schlittens, um ihn unvorsichtigen und nur mit Mützen ausgestatteten Strolchen auf der Hütte auszuteilen. Mit Xenon-Scheinwerfern und einer Nebelschlussleuchte ist ihre Rodel nicht nur für den Waldweg, sondern auch für den Straßenverkehr zugelassen. Trotzdem fährt sie nur aufrecht sitzend und im Schritttempo den Berg hinunter. Man sollte sich ein Beispiel an ihr nehmen. Wenn nicht, dann muss man wahrscheinlich ihren Erste-Hilfe-Koffer ausleihen.
Der Eitle
Auch wenn es draußen minus sieben Grad hat, muss der Eitle mit seinem strengen modischen Credo durchbeißen: Wer eine Skihose nicht ausschließlich auf der Piste trägt, der hat nicht nur die Kontrolle über sein Leben verloren – nein –, der schlittert metaphorisch und buchstäblich bereits den Berg hinab und bleibt erst vor einem schäbigen Outlet-Center liegen. So schreitet der Eitle mit unterdrücktem Zittern, dafür in einem Paar Designer-Jeans, einer leichten Jacke und demonstrativ ohne Mütze bis ganz nach oben. Die Fahrt ins Tal fühlt sich für den Eitlen nach Frostbeulen und eisigen Nadelstichen an, dafür gibt es hoffentlich ein paar stilbewusste Fotos vom Tag im Schnee.
Der Avantgarde Rodler
Der Avantgarde Rodler lässt sich von seltsamen Knochenbrüchen und fehlenden Zähnen nicht abschrecken – immerhin leistet er Pionier-Arbeit. Auf der Rodel-Strecke trifft man ihn mit den neuesten technischen Spielereien aus obskuren Werkstätten. Mal sieht man ihn mit einem Klumper – ein einzelner Ski, den man mit einer hölzernen Sitzfläche verbunden hat. Ein anderes Mal testet er eine nicht lenkbare Schüssel aus Plastik. „Runter kommen sie alle“ lautet eine alte Weisheit der Luftfahrt. Der Avantgarde Rodler nimmt den Weg ins Tal manchmal zu Fuß und im Ernstfall mit der Bergrettung.
Die Super-Eltern (aka. die menschliche Lawine)
Man sieht sie schon lange vor und noch einige Zeit nachdem sie an einem vorbeigezogen sind. Die Super-Eltern sind eine menschliche Lawine, sie sich mit jeweils vier wild herumtollenden und freilaufenden Kindern und Hunden auf der gesamten Breite der Rodelbahn bewegen. Will man an ihnen vorbei, dann muss man zuerst eine gute Viertelstunde warten, bis sie ihre Lebewesen eingesammelt und dazu gebracht haben, freundlicherweise Platz zu machen. Durch das viele Gepäck (Nahrungsmittel und Tee für eine Soldaten-Kohorte) und die Pausen alle 20 Minuten schaffen die Super-Eltern und ihre Entourage nur 200 Meter pro Stunde. Treffen zwei dieser Familien beim Rodeln aufeinander, können alle anderen leider wieder abreisen.