Exklusives Trainingscamp
Text: Eva Schwienbacher, Videos: Fabi Hyden
Die Prime Park Sessions am Stubaier Gletscher sind ein Trainingscamp für Profifreeskier und -snowboarder. Hinter dem Konzept stecken drei Wahltiroler, die am Gaisskarferner das schaffen, wonach Profis suchen.
Jetzt im Herbst treffen sich wieder Freeskier und Snowboarder am Stubaier Gletscher, um sich während der Prime Park Sessions auf die Wettkampfsaison vorzubereiten. Was sie lockt, ist ein Snowpark mit Kickern speziell für Profis geshapt von Profis. Zu Letzteren zählt auch Daniel Schießl, der selbst aus der Freeski-Szene kommt und einer der Initiatoren der Trainingswochen ist. „Vor fünf Jahren zeichnete sich ab, dass sich der Freeski-Sport durch die Olympia-Zugehörigkeit deutlich schneller professionalisieren wird. Diese Chance haben wir genutzt“, erzählt der 30-Jährige. Gemeinsam mit Tobi Reindl (31) gründete er 2013 die Firma freeski network und rief im selben Jahr die Prime Park Sessions ins Leben.
Die Kicker für die Prime Park Sessions im Entstehen. © Pally Learmond, 2016
Im Paradies für Rider
Hinter den Prime Park Sessions steckt die Idee, Freeskiern und Snowboardern im Profibereich eine exklusive Trainingsanlage in der längsten contestfreien Zeit in der Saison zur Verfügung zu stellen. „Wir wollten den Ridern einen Park bieten, der in der Qualität und der Größe europaweit einzigartig ist“, erklärt Schießl. „Wir wussten, dass der Stubaier Gletscher ideale Bedingungen dafür bietet.“ Dort, auf 3.100 Metern, begeistert das Gletscherskigebiet mit dem mehrere Hektar großen Snowpark Stubai Zoo Snowboarder und Freeskier – vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Mit der Prime-Line kommt nun auch die Crème de la Crème aus dem Freestyle-Bereich auf ihre Kosten.
Bei den Stubaier Bergbahnen war das Interesse groß und die Kooperation daher schnell fixiert. Auch die Shaping-Firma Schneestern, die bereits den Snowpark Stubai Zoo plant und baut und die besten Shaper weltweit beschäftigt, war von Anfang an mit an Bord. Im Herbst und Frühjahr wächst der Snowpark nun im Zuge dieser Partnerschaft zu einem Trainingsparadies heran. Neben der Easy-, Medium- und Pro-Line, die es im Stubai Zoo gibt, wird die Prime-Line für die Disziplinen Slopestyle und Big Air errichtet. Diese besteht aus vier Kickern, die nur nach Anmeldung befahren werden dürfen.
Die Initiatoren: Daniel Schießl und Tobias Reindl riefen die Prime Park Sessions am Stubaier Gletscher im Jahr 2013 ins Leben. © Fabi Hyden
Prime Park Sessions: Das Trainingscamp für Freeskier findet heuer vom 25. Oktober bis 22. November am Stubaier Gletscher statt. © Pally Learmond, 2016
Exklusiv für Profis: Profisnowboarder und -freeskier können während der Prime Park Sessions im Herbst im eigens für sie gebauten Park trainieren. © Pally Learmond, 2016
Vom Papier auf Schnee
Für die Prime-Line sind die Organisatoren der Prime Park Sessions zuständig – von der Konzepterstellung bis zum letzten Feinschliff kurz vor der Eröffnung. Über das Know-how verfügen Daniel Schießl und Tobi Reindl aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung im Profibereich. Reindl war etwa selbst professioneller Freeskier und auch als Trainer des Freeski-Nationalteams im Deutschen Skiverband tätig. Auch der dritte der aktuellen Prime-Park-Organisatoren, Nick Behn (28), ist im Wintersportbereich tätig und verfügt über entsprechendes Wissen. Alle drei sind vor einigen Jahren aus Deutschland nach Innsbruck gezogen, um hier zu studieren und noch näher an der Skiwelt zu sein.
Im Winter vergangenen Jahres wurde der Plan für den Trainingspark am Stubaier Gletscher auf Papier gebracht – ein komplexer Prozess. Denn die Organisatoren nehmen die Kicker internationaler Events – von den X Games bis Air & Style – bzw. Filmshootings zum Maßstab. „Besondere Aufmerksamkeit schenken wir jenen Kickern, auf denen die Athleten neue Tricks schafften“, sagt Tobi. Es wird genau geprüft, was an der Anlage anders war oder wie die Flugkurve aussah. Man sucht nach der perfekten Geometrie der Schanzen und den idealen Absprungs- und Landungswinkeln. Doch die eine richtige Formel gebe es nicht, sagt Reindl. „Am Ende muss sich alles wie ein Puzzle zusammenfügen.“
Eine besondere Herausforderung ist es, den Plan bestmöglich in der Natur umzusetzen. „Plötzlich hat man es mit Schnee, Wind und Wetter zu tun“, weiß Reindl. „Wir scheuen aber keine Kosten und Mühen, denn die Qualität der Kicker und die Sicherheit der Athleten haben bei uns höchste Priorität.“ Und schließlich stehen ihnen ja auch die Shaper zur Seite, die unter anderem den Olympia-Kurs für Pyeongchang bauen.
Die groben Schubarbeiten für die Kicker werden mit einer Pistenraupe erledigt. Der Feinschliff ist Handarbeit. © Fabi Hyden
Der Aufbau
Die größten Schubarbeiten für die Prime-Line werden im Frühjahr erledigt. Dabei kommen Pistenraupen mit Seilwinden sowie ein spezielle Raupe für Snowparks zur Anwendung. Dann werden die Kicker zum Snowfarming bis Herbst mit Vlies abgedeckt. Der allerletzte Feinschliff erfolgt kurz vor der Eröffnung in Handarbeit. „Es war ein warmer und sehr feuchter Sommer, was kritisch für den Gletscher ist. Doch zum Glück hat es im September ordentlich geschneit – somit ist die Schneelage ausreichend“, sagt Daniel Schießl.
Die Schneesicherheit im Herbst ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Konzepts. Doch der Stubaier Gletscher und Tirol bieten weitere Vorzüge, sagen die drei Veranstalter: die sonnige Lage des Snowparks, die Nähe zu den Flughäfen Innsbruck, München und Zürich, die gute und schnelle Erreichbarkeit, die kurze Distanz zu Innsbruck, die zahlreichen Trainingsmöglichkeiten abseits des Schnees und nicht zuletzt auch die Natur. „Besonders die Athleten aus den Großstädten schätzen die Ruhe, die ihnen Tirol bietet. Diese Kombi aus Sportinfrastruktur und der Möglichkeit, sich zu erholen, ist hier einzigartig“, weiß Nick Behn.
Gerade im Herbst würden sich viele Spitzenathleten aufgrund der Wettkämpfe sowieso in Europa aufhalten. Umso mehr bietet sich ein letzter Stopp in Tirol fürs Training an. Einige bleiben zum Beispiel nach den Trainingssessions im Land, um im Anschluss daran am Freeski Weltcup im Slopestyle teilzunehmen, der heuer erstmals im Stubai Zoo stattfindet.
Von Tirol in die Welt
Ein weiteres Plus der Prime Park Sessions ist der Medienservice, der den Athleten geboten wird. Ein mehrköpfiges, professionelles Medienteam ist während der vier Trainingswochen vor Ort, um Videomaterial zu drehen und den Sportlern sofort bereitzustellen. Letztere analysieren damit nicht nur ihre Sprünge und Tricks, sondern teilen die Bilder aus Tirol über ihre Social-Media-Kanäle mit dem Rest der Welt.
Noch bis 22. November trainieren die Freestyle-Stars am Gaisskarferner am Stubaier Gletscher. Sind die Prime Park Sessions und anschließend der Slopestyle-Weltcup vorbei, schrumpft der Park Mitte Dezember wieder auf ein kleineres Format und ist dann vor allem ein perfekter Spielplatz für Familien. „Aufgrund der winterlichen Bedingungen in dieser Höhenlage wäre ein Betreiben in voller Größe während des Winters nicht sinnvoll“, erklärt Schießl. Und wenn sich der Park in den Winterschlaf begibt, beginnt für die Athleten die Zeit, in der sie zeigen können, was sie sich beigebracht haben – unter anderem in Tirol.