Downhill & Trails

MTB Region im Check: Zell-Gerlos Zillertal Arena

Das Zillertal ist vor allem fürs Bergsteigen und für die perfekt ausgebauten Wintersport-Orte bekannt. Doch auch Mountainbikern wird einiges geboten - zum Beispiel in der Zillertal Arena von Zell am Ziller bis zum Gerlospass. Zahlreiche, mit Bergbahnen erreichbare Bike-Routen und ein abwechslungsreiches Singletrail-Netzwerk ist Grund genug, der Zillertal Arena einen Besuch abzustatten. Deshalb haben wir das Enduro-Bike im Kofferraum verstaut und sind ins Zillertal gefahren.

Anreise

Das Zillertal ist eines der vielen Seitentäler des Inntals und somit perfekt über die Inntal-Autobahn erreichbar. Seinen Namen hat das Tal vom Fluss Ziller, der es von Süd nach Nord durchfließt und bei Strass im Zillertal in den Inn mündet. Fährt man Richtung Süden, also taleinwärts, rücken die mächtigen Zillertaler Gipfel immer näher. Kurz vor Mayrhofen, wo sich die ersten Dreitausender des Naturparks Zillertaler Alpen in den Himmel recken, liegt Zell am Ziller.

Wir zweigen aufgrund des heißen Sommertags vorerst Richtung Gerlospass in höhere Gefilde ab. Der Pass, auch Pinzgauer Höhe genannt, liegt auf 1.531 m Seehöhe und verbindet die beiden Bundesländer Tirol und Salzburg. Wo einst Kutscher mit ihren Pferden über die alte Straße fuhren, schrauben wir uns Kehre für Kehre mit unseren Mountainbikes im Auto nach oben. Die Temperatur fällt langsam, und im Gleichtakt mit den sinkenden Plusgraden schwinden auch die Zeichen der Zivilisation. Erst in Gerlos auf 1.247 Metern Seehöhe wird man wieder vom Tourismus eingeholt.

Am östlichen Ende des Ortes befindet sich die Isskogelbahn. Ein großer Parkplatz und eine übersichtliche Talstation zeigen uns sofort den Weg zur Kassa. Und welch ein Glück: Im gesamten Zillertal darf man an diesem Wochenende die Bergbahnen kostenlos nutzen. Da kommt Freude auf – nix wie rauf auf den Berg.

Trails

Ein für uns stets spannender Moment in Bike-Parks oder Trail-Centern ist der erste Eindruck oben am Berg. Wo muss ich hin, ist es einfach, nach draußen zu kommen oder muss man mit dem sperrigen Bike erstmal einige Hürden überwinden? Unser Fazit der Isskogel Singletrails gleich vorweg: Flow von Anfang an. Der Ausstieg bietet ausreichend Platz und sofort ist klar, wo es langgeht. Verlässt man die Bergstation auf rund 1.900 m Seehöhe, sieht man sofort die große Übersichtstafel mit allen Singletrails der Region. Ein großer Pfeil weist zum Einstieg – und schon kann es losgehen.

Iss-Flow

Diese Strecke macht ihrem Namen alle Ehre. Weite Kurven, zahlreiche Wellen und ein ruhiger Untergrund ohne große Steine und Bremsrillen lassen das heiß begehrte Flow-Gefühl bei Bikern aufkommen. Gleich zu Beginn schmiegen sich die Kurven an den Hang unterhalb der Seilbahn. Unter den gespannten Blicken der Wanderer und anderer Biker schrauben wir uns talwärts. 

Gleich nach dem ersten Abschnitt zweigt der Singletrail Iss-Tough ab. Wir bleiben unserem Flow-Erlebnis und unserem ursprünglichen Plan treu. Der nächste Teil des Iss-Flow führt in Serpentinen über die Skipiste bergab – hier hat man das Gefühl, ganz plötzlich aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden. Man erwacht aus einem schönen Traum – dieses kurze Stück ist sehr konträr zum oberen Teil und man erkennt wenig Liebe zum Trail. Für uns macht es den Anschein, als wäre hier nur schnell eine Verbindung geschaffen worden. Zum Glück führt die Strecke gleich wieder in das Gelände des Barmbaches und durch märchenhaften Wald. Ebenso zauberhaft zeigt sich hier auch der Flow-Trail wieder von seiner einladenden Seite. Schnell vergessen wir die Eskapaden auf der Skipiste und erfreuen uns am Glücksgefühl. Die Strecke ist relativ flach den Hang entlang angelegt und wir cruisen von Kurve zu Kurve. Wer die Schwierigkeit steigern möchte, lässt die Bremsen aus und nutzt die zahlreichen Wellen für Sprünge oder andere Tricks.

Iss-Shore: Biken wie in Kanada

Nachdem wir das Kuhgatter passiert haben, wundern wir uns über die zahlreichen Kuhfladen. Leitet man uns nun tatsächlich durch das Weidegebiet? Ja, tut man. Und wenige Meter später treffen wir auch schon auf die ersten Kühe. Wir sind ein wenig irritiert und denken zuerst, die sind wohl alle aus ihren Stallungen geflohen. Wir schummeln uns per Kuhslalom durch die Herde und bewundern die Ruhe und Gelassenheit der Rindsviecher. Hier setzt man auf ein Miteinander zwischen Mensch und Tier. Ein wenig Rücksicht beim Fahren – und dem Trail-Spaß steht nichts im Wege. Und für die Reifen gibt’s zum Glück den Bike-Wash bei der Talstation.

Nach den ersten Anlieger-Kurven folgen auch schon die sehnsüchtig erwarteten Holzbrücken und North-Shore-Elemente. Lange und einladende Steilkurven lassen unsere Bikerherzen höher schlagen. Hier im dichten Wald kommt sogar ein wenig Kanada-Feeling auf. Die Kurven sind für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet – mit ein wenig höherer Geschwindigkeit kann man die Holzkonstruktionen vollständig ausnutzen. Bevor wir ans Ende der Trail-Area kommen, dürfen sich unsere Stollenreifen noch mal kräftig in die Erde graben, denn die letzten Trail-Meter zeichnen sich vor allem durch ihr naturbelassenes Terrain aus. Um den Wiesenweg – die Abfahrt zur Talstation – zu erreichen, sind Tetris-Kenntnisse gefragt. Die Konstruktion zum Überwinden des Weidezaunes hat es in sich, verhindert aber bestens, dass man ungebremst in den Straßenverkehr braust.

Iss-Tough, Iss-Natural und Iss-Vertical: Hier geht’s zur Sache

Heute ist kein Waschtag. Die Trails sind staubtrocken und so übergeben wir unsere Carbon-Rösser direkt wieder an Hermann. Wir entscheiden uns bei der nächsten Fahrt für die mittelschwere Variante am Iss-Tough-Trail. Nach dem ersten Abschnitt am Flow-Trail zweigen wir über den Verbindungsweg ab. Oberhalb von Seppis Restaurant weisen Schilder zum Einstieg. Die ersten Kurven zeigen uns gleich, dass hier ein wenig mehr Fahrtechnik erforderlich ist.

Es wird enger, schneller und steiler. Und auch einige Stufen, Wurzeln und in den Weg gelegte Felsen sorgen für reichlich Abwechslung am Weg nach unten. Wir fühlen uns wohl und fahren die eine oder andere Passage gleich mehrmals. Unter der Lifttrasse kreuzt man den Iss-Flow-Trail und die beiden Strecken vereinen sich kurz darauf wieder. Bevor wir allerdings das erneute Flow-Gefühl erleben dürfen, nehmen wir noch einen kleinen Sprung mit, den man aber via Chicken-Line auch umfahren kann. Eine Steilkurve aus Holz und eine kleine Warntafel zeigen den richtigen Weg. Drop it like it’s hot – und schon haben sich die 160 Millimeter Federweg bezahlt gemacht.

Wir haben Blut geleckt und freuen uns während der Auffahrt schon auf die weiteren Trailvarianten am Isskogel. Im mittleren Teil des Iss-Flow zweigen Iss-Vertical und Iss-Natural ab. Naturbelassene Trails, Brücken über das Sumpfgelände und teils sehr steile sowie technische Passagen charakterisieren diese kurzen Varianten. Vor allem für alpine Trail-Biker sind gerade solche natürlichen und technischen Wege interessant.Wir finden sie toll, lediglich etwas zu kurz – doch für Abwechslung sorgen sie allemal. Wir entscheiden uns für eine weitere Runde am Flow-Trail, bevor es wieder zurück ins Tal nach Zell am Ziller geht. Und auch Hermann freut sich, als er uns wiedersieht. Wir bedanken uns für das freundliche Service und sind uns sicher, dass man sich auf den insgesamt rund sechs Kilometer langen Strecken bald wiedersieht.

Unterkünfte & Service

Bereits bei der Durchfahrt durch Gerlos erblicken wir zahlreiche Gästehäuser im Tiroler Stil. Hochgezüchtete Retorten-Hotels sieht man hier kaum, der Ort wirkt eher gemütlich. Trotz manch geschlossener Après-Ski-Bars ist hier auch im Sommer was los. Will man hier oben übernachten, empfehlen sich die qualitätsgeprüften Rad- und Mountainbike-Unterkünfte in Gmünd und Gerlos. Das Kinderhotel Almhof in Gmünd ist perfekt für einen Urlaub mit der gesamten Familie und das Hotel Alpenherz direkt in Gerlos liegt nahe an der Talstation der Isskogelbahn.

Am Gerlospass verlaufen neben den Isskogel-Singletrails auch zahlreiche Mountainbike-Touren in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. Die prämierten Unterkünfte wissen über alle Angebote Bescheid und stehen mit Tipps zur Seite. Die Qualität und das speziell für Biker abgestimmte Service der Betriebe wird regelmäßig überprüft. Bike-Wash, Service, Kartenmaterial und ein besonders reichhaltiges Kulinarik-Angebot sind nur einige der Punkte, auf die es ankommt. Uns erfreut vor allem das Begrüßungs-Schnapserl.

Direkt an der Talstation der Isskogelbahn befindet sich ein Bike-Wash. Weil die Räder für den Transport in der Gondel verstaut werden müssen, empfiehlt sich bei schmutzigen und nassen Verhältnissen ein kurzer Waschgang vor jeder Fahrt. Wir werden von Hermann, dem Liftwart, begrüßt und müssen nur rechtzeitig dafür sorgen, dass auch wir in der Gondel Platz finden. Unsere Bikes werden liebevoll reingeschlichtet – man ist ja bekanntlich etwas empfindlich, wenn es um das eigene, teure Mountainbike geht. Hermann genießt von Beginn an unser Vertrauen. Wir lehnen uns während der Auffahrt entspannt  zurück und genießen das Panorama. In Zell am Ziller ist das Angebot an Unterkünften, Restaurants und Shops üppig. Direkt an der Talstation der Rosenalmbahn gibt es bei Intersport Strasser eine Werkstätte und einen Bike-Verleih. Die großzügigen und barrierefreien Zugänge zur Seilbahn sind auch bei Bikern willkommen. Man muss das Rad nirgends tragen und schiebt gemütlich zum Einstieg der Bahn. Service wird auch hier groß geschrieben – ein Bike-Wash unter Dach im Parterre sowie ein Restaurant im ersten Stock runden einen gelungenen Tag in der Zillertal-Arena ab.

Tirol Newsletter

Der Berg Ruft? Unser Newsletter auch!

Im wöchentlichen Newsletter verraten wir Ihnen die besten Urlaubstipps für Tirol.