Die berühmteste Abfahrtsrennstrecke der Welt beginnt auf 1.665 Metern Seehöhe am Hahnenkamm und endet nach 3.312 Metern auf 805 Metern Seehöhe bei der „Rasmusleitn“ in direkter Nähe der Stadt. Am steilsten ist sie am Beginn der so genannten „Mausefalle“ mit 85 Prozent Gefälle. Die Rennfahrer springen in der Mausefalle bis zu 80 Meter weit und erreichen in der Zielkompression Geschwindigkeiten von über 140 Kilometer pro Stunde. Die bisher höchste gemessene Geschwindigkeit erreichte übrigens Michael Walchhofer 2006 mit unglaublichen 153 Kilometern pro Stunde! Zum Vergleich: Auf österreichischen Autobahnen gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometer pro Stunde.
An den Renntagen sind mehr als 1.400 Personen rund um den Hahnenkamm direkt und indirekt für die Veranstaltung im Einsatz. Zur Absicherung der Abfahrtsstrecke gibt es mehr als 10.000 Meter Zuschauerzäune, 2.000 Meter „G-Zäune (Gleitzäune in verschiedene Höhen auf Spezialsicherheitsstangen), 1.300 Meter „A-Netz“ (Hochsicherheitsnetze), 4.000 Meter „B-Netz“ (zwei Meter hohe Auffangzäune auf Spezialsicherheitsstangen) und 1.000 Meter Willibags (Polster zur Streckensicherung).
1931 geht das erste Internationale Hahnenkamm-Rennen über die Bühne. Für Platz sechs in der Abfahrt und Platz zwei im Slalom bekommt der Brite „Mouse“ Gordon N. Cleaver 269,29 Punkte. Der Engländer ist somit der erste Hahnenkamm-Sieger (Kombination). In der Abfahrt siegt Ferdinand Friedensbacher, im Slalom mit Hans Mariacher ebenfalls ein Österreicher. Von 1932 bis 1961 werden auch Damenrennen am Hahnenkamm veranstaltet. Die Österreicherin Traudl Hechner gewinnt 1960 das Damenrennen.
Seit dem ersten Rennen am Hahnenkamm steigt die Zahl derer, die das Geschehen vor Ort verfolgen, laufend. Befinden sich in den 1970er Jahren noch 21.000 Interessierte im Zielbereich, wächst die Zuschauermenge konstant, bis 1999 ein neuer Gästerekord verzeichnet werden kann: 99.000 Menschen sind live beim Rennen um die Kitzbüheler Siegergams dabei. Danach pendelt sich der Zustrom bei etwa 80.000-85.000 Menschen ein. Nur 2021 tragen die Sportler den Wettkampf vor leeren Tribünen aus: Pandemiebedingt wurde das Hahnenkammrennen als Geisterrennen veranstaltet und die Fans durften das Event nur von ihren Fernsehgeräten aus verfolgen.
Die Siegerzeit von 1:51,58 Minuten der Hahnenkamm-Abfahrt 1997 scheint im wahrsten Sinn des Wortes einzementiert. Bis heute kann niemand den über 20 Jahre alten Streckenrekord des Österreichers Fritz Strobl unterbieten.
Im Jahr 1978 gibt es zwei Sieger: Josef Walcher (AUT) und Sepp Ferstl (GER). Weder davor noch danach stehen zwei Abfahrer gemeinsam am obersten Treppchen des Siegerpodests, es ist der bisher einzige Ex-Aequo-Sieg in der Hahnenkamm-Abfahrtsgeschichte. Allerdings kommen 1975 Franz Klammer (AUT) und Gustav Thöni (ITA) mit einem Abstand von nur 0,003 Sekunden ins Ziel und verpassen einen gemeinsamen Sieg nur knapp.
Der Kitzbüheler Anderl Molterer gilt mit insgesamt neun Siegen als „Mister Hahnenkamm“, Toni Sailer triumphiert fünfmal am Hahnenkamm. Sailer wird zum „schwarzen Blitz aus Kitz“ und neben seiner Skikarriere auch als Sänger und Filmschauspieler bekannt. Mit einer Zeit von 01:13,28 Minuten gewinnt der Schweizer Didier Cuche im Jahr 2012 zum fünften Mal (und zum dritten Mal in Folge) die Abfahrt (2008, 2010, 2011 und Sprintabfahrt 1998) und wird zum insgesamt sechsten Mal (mit Super-G 2010) in Kitzbühel zum Sieger gekürt. Cuche ist damit alleiniger Abfahrts-Rekordhalter auf der Streif, hinter ihm folgen Karl Schranz und Franz Klammer (je vier Siege).
Nur sechs Sportlern gelingt es, am Hahnenkamm sowohl Abfahrt, Slalom als auch Kombination und damit das Triple zu gewinnen: Egon Schöpf (1949), Christian Pravda (1951), Toni Sailer (1956), Anderl Molterer (1958), Andrien Duvillard (1960) und Jean Claude Killy (FRA) 1967. Nach dem Franzosen schaffte dieses Triple niemand mehr.
1979 besiegt Christian Neureuther den großen Ingemar Stenmark und bereitet dem Warten auf den ersten deutschen Slalomsieg am Ganslernhang seit Ludwig Leitner 1963 ein Ende. Danach heißt es jedoch wiederum warten. Erst 1989 gewinnt mit Armin Bittner wieder ein Deutscher, diesmal vor dem Italiener Alberto Tomba. Die Familie Neureuther verbindet übrigens eine besonders schöne Geschichte mit dem Ganslernhang: 35 Jahre nach seinem Vater Christian krönt sich Felix Neureuther 2010 und 2014 zum Slalomsieger in Kitzbühel.
Franz Klammer ist der Kitzbühel-Dominator der 1970er Jahre: Die Hahnenkamm-Abfahrten 1975 bis 1977 gehen allesamt an den Österreicher. Nach siebenjähriger Durststrecke feiert Klammer 1984 Sieg Nummer vier auf der Streif – danach treten die Zuschauer vor Begeisterung die Absperrzäune nieder und strömen in den Zielraum. Mit Erwin Resch und Anton Steiner landen zwei weitere Österreicher auf den Plätzen zwei und drei.