Vom „Weißen Riesen“ im Ötztal bis zur „Number One direkt“ am Wilden Kaiser…
Die besten Klettergebiete für den Herbst
Herbstklettern in Osttirol, Dolomitenhütte © Tirol Werbung / Johannes Mair
Kühle Nächte, kühler Fels: Im Herbst kann das Klettern am Felsen zur echten Herausforderung werden. Wem seine Finger lieb sind, hält sich zu dieser Jahreszeit lieber an südlich exponierte Klettergärten. Zum Glück gibt es in Tirol zahlreiche sonnenverwöhnte Felsen, an denen Kletterinnen und Boulderer auch in den kühleren Monaten noch wärmende Sonnentrahlen und guten Grip finden. Die schönsten haben wir hier zusammengestellt.
1. Innsbruck und Innsbruck-Land / Karwendel
Rund um Innsbruck und am Rande des Karwendels finden Familien, Anfänger und Genusskletterer optimale Bedingungen. Touren im 3., 4. und 5. Grad gibt es hier zur Genüge. Vor allem der Klettergarten in Mötz punktet mit vielen Routen im 3. Grad bei jüngeren und unerfahrenen Kletterern. Ein breiteres Spektrum bieten die Sonnenplatten in der Region Seefeld. Der Fels wurde in Zusammenarbeit mit der Kletterlegende Heinz Zak auf Vordermann gebracht – herausgekommen sind sanierte Routen auf dem neuesten Sicherheitsstand. Mit Sunny Joe (7a+) gibt es hier im Sektor „Chill Area“ ein knackiges Problem auf 18 Metern zu lösen. Wer es noch herausfordernder sucht, wird an der Chinesischen Mauer in der Leutasch fündig. Durch ihre südseitige Ausrichtung sind die Routen selbst an sonnigen Wintertagen trocken und griffig. Im Sektor „40-Meter-Wand“ ist der Name Programm. Hier ist Ausdauer gefragt.
- Sonnenplatten, Scharnitz, 51 Routen
- Klettergarten Mötz, Mötz, 20 Routen
- Chinesische Mauer, Puitbach/Leutasch, 183 Routen
2. Pillerseetal
Im Sommer durch die exponierte Lage oft zu heiß, ist der Herbst genau die richtige Jahreszeit für (Mehrseillängen-)Touren an der Steinplatte. Wasser hat den griffigen Kalkstein über Jahrtausende geformt und ihm eine Struktur verliehen, die der meist anspruchsvollen Kletterei einen ganz besonderen Charme verleiht. Schließlich war die markante Steinplatte in den Chiemgauer Alpen im Erdmittelalter noch Teil eines Korallenmeeres und ist damit heute das einzige Trockenriff Europas. Und ein Paradies für Kletter-Enthusiasten noch dazu. Mit Längen von bis zu 50 Metern und zahlreichen Routen im 8. und 9. Grad kommen hier vor allem erfahrene Kletterer auf ihre Kosten. Ob anspruchsvoll wie der Sleepwalker (8a, 25 Meter) oder ausdauernd wie das Lehrbuameck (6a, 50 Meter) – an der Steinplatte wird es euch auch bei herbstlichen Temperaturen schnell wieder warm.
- Steinplatte, Pillerseetal, 70 Routen
3. Wilder Kaiser
Die markanten Gipfel und Felstürme sind nicht nur bei klassischen Alpinisten beliebt. Auch Sportkletterer finden hier lohnende Touren und können gleichzeitig bei einer kurzen Verschnaufpause den Ausblick genießen. Wenn an den nördlich ausgerichteten Felsen der herbstliche Tau oder auch gerne einmal der erste Frost das Klettern unmöglich machen, lädt die Wilderer Kanzel mit ihrer südlichen Ausrichtung zum Klettern ein. Den Fingern bietet der graue Kaiserkalk guten Halt, die Kletterei ist in diesem Klettergarten durchgehend sehr technisch. Schatten gibt es hier kaum bis gar nicht, dafür könnt Ihr selbst im Winter bei gutem Wetter problemlos an den Fels. Wer vor allem die Abwechslung liebt und sich auf Platten ebenso wohl fühlt wie mit Verschneidungen oder Risskletterei – und wer dann noch kein Problem damit hat, im siebten Grad (franz. Skala) oder aufwärts zu klettern –, der kann den Herbst im Klettergarten Achleiten verbringen. Hier warten trockene Südwände und mehr als 170 Routen.
- Wilderer Kanzel, Ellmau, Wilder Kaiser, 33 Routen
- Klettergarten Achleiten, Achleiten, 178 Routen
4. Osttirol
Eine der schönsten Routen Tirols befindet sich in Osttirol. Genauer: im Sektor „Paradies“ des Klettergartens Dolomitenhütte in den Lienzer Dolomiten. „Another Day in Paradise“ bietet homogene, lohnenswerte Kletterei auf 35 Metern Länge. Nach oben hin wird der Fels immer ausgesetzter – entsprechend schön ist das Panorama auf die Lienzer Dolomiten. Geht es zu Beginn eher athletisch zu, ist zum Ende hin ausdauernde Wandkletterei gefragt. Wie die meisten Touren rund um die Dolomitenhütte ist auch diese perfekt für schöne Herbsttage geeignet. Durch die Hohe Lage auf über 1.600 Höhenmetern bleibt es dafür im Frühjahr lange nass. Für Einsteiger ist die Dolomitenhütte bedingt geeignet – die meisten Routen bewegen sich in den höheren Graden.
- Dolomitenhütte, Lienz, 116 Routen
5. Region Kufstein
Jetzt wird’s extrem. Extrem vielseitig! Während viele Kletterwände vor allem Routen in ähnlichen Schwierigkeitsgraden bieten, können im Klettergarten Moorsbach die ersten klettertechnischen Gehversuche unternommen und ein paar Meter weiter einige der vormals schwierigsten Routen der Welt geklettert werden. Mit „Guana“ hat Gerhard Hörhager 1990 eine 10+ erstbegangen, die noch heute in einem hervorragenden Zustand ist und auch in den Herbstmonaten von technisch versierten Kletterern nachbegangen werden kann. Mit Kindern und Kletterneulingen unterwegs? Kein Problem, auch die finden in Moorsbach hervorragend abgesicherte Routen im zweiten und dritten Grad. Der südöstlich ausgerichtete Kalkstein, bietet viel Griff, trocknet schnell ab und ist damit im Herbst und im Frühjahr (560 Meter Seehöhe) gut begehbar. Vorsicht bei den ganz leichten Platten – die sind mittlerweile schon ziemlich blank poliert. Schließlich ist Moorsbach einer der ältesten Klettergärten Tirols und hat sogar dem Bundesheer für Trainingszwecke gedient.
- Klettergarten Moorsbach, Kufstein, 45 Routen
6. Tiroler Oberland
Lust auf Probleme? Hier geht es nicht so hoch hinaus wie bei den Tipps zuvor, im Tiroler Oberland bleiben wir – obwohl es natürlich auch viele Sportkletterrouten zu bieten hat – ganz bodenständig. Denn hier findet Ihr zwei spannende Bouldergebiete, die auch im Herbst perfekte Bedingungen bieten. Großer Vorteil: Bei kalten Temperaturen wird der Gneis noch griffiger. Perfekte Conditions also, um die 144 Probleme an 30 Blöcken im Bouldergebiet Höll in Angriff zu nehmen. Mit Bouldern, die von 4b bis 8a+ reichen, finden Anfänger hier ebenso die passende Route wie routinierte Boulderer. Ganz neu auf der Boulder-Landkarte ist das erst kürzlich erschlossene Gebiet Hochimst. Statt Gneis gibt’s hier Kalkstein unter die Finger. Die 33 Routen sind eher gediegener Natur, viele bewegen sich im 6. Grad, bei „Straight to Monaco“ ist 8a-Können gefragt. Zum Bouldervergnügen kommt hier aber auch noch das Ambiente dazu – mit Crashpad in die Imster Bergbahn, Zustieg zwischen Kühen und danach noch auf Schwammerlsuche – ein perfekter Herbsttag!
- Bouldergebiet Höll, Kaunertal, 144 Routen, 30 Blöcke
- Bouldergebiet Hochimst, Imst, 33 Routen, 11 Blöcke