Funken-Fliaga
Text: Klaus Erler, Bild: Manfred Jarisch
Georg Fluckinger ist einer der größten Tiroler Rodelhersteller. Als gelernter Zimmerer besitzt er die Liebe zum Werkstoff Holz, als Olympia-Medaillengewinner das Wissen um die richtige Konstruktion seiner Sport- und Freizeitgeräte.
1980, 1984, 1988: Dreimal nimmt Georg Fluckinger als Mitglied des österreichischen Rennrodelteams an Olympischen Spielen teil. In den Wettkampfpausen kümmert er sich um sein Sportgerät: die Rennrodel. An ihr bastelt er, bis sie so schnell ist, wie sich das der Athlet wünscht. Der Einsatz lohnt sich: In Lake Placid 1980 gewinnt Fluckinger gemeinsam mit seinem damaligen Rodel-Partner Karl Schrott die Olympia-Bronzemedaille, bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo 1984 verpasst er einen Podestplatz nur um Sekundenbruchteile.
Verstärkte Nachfrage ab 2000
Die Begeisterung für das Thema „Rodel“ lässt Georg Fluckinger auch nach Beendigung seiner Profikarriere nicht mehr los. Als gelernter Zimmerer besitzt er das notwendige Know-how, „Rodelbauer“ gibt er von nun an als Berufsbezeichnung an. Seine Rodel-Werkstatt entsteht 1988 im Erdgeschoss seines Wohnhauses in Langkampfen bei Kufstein. Er lässt sie im Laufe der Jahre immer wieder modernisieren und vergrößern, um der steigenden Nachfrage, die spätestens ab 2000 verstärkt einsetzt, nachzukommen.
Aus Esche gebaut
Von außen erkennt man die Werkstatt bis heute nur an der überdimensionalen Rennrodel, die quasi als Firmenschild auf dem Vordach des Mehrfamilienhauses steht. Sonst deutet wenig auf einen der größten Tiroler Rodelhersteller hin. Dem Haus gegenüberliegend befindet sich das Holzlager, in dem Fluckinger die Esche – ein weiches und elastisches Holz – bereits zu Brettern geschnitten ein Jahr lang lagert. Dann hat sie den richtigen Feuchtigkeitsgehalt, um aus ihr nahezu alles an der Rodel zu fertigen: Kufen, Bank, Füße, Holmen, Spangen. Diese Einzelteile bewahrt er nach der Produktion platzsparend im Lager auf, bis gegen Mitte des Jahres der Zusammenbau für das Weihnachtsgeschäft anläuft.
Präzision wichtig
Wenn das passiert, dann laufen die Maschinen auf Hochtouren und es fliegen die Funken: In den zwei Räumen der Werkstatt bekommen die Kufen aus gehärtetem Sägebandstahl ihre endgültige Form, das Holz die richtige Länge und die Einzelteile in den Hobelmaschinen den letzten Schliff. Spanngurte werden geknüpft und genagelt, Sitzplanen aufgezogen, in den zwei Werkstatträumen wird gehämmert, geklopft und geschraubt, bis das Sportgerät aus Holz fertig ist.
Welche handwerkliche Herausforderungen sich dabei stellen, erklärt Georg Fluckinger: „Ganz wichtig ist, der Rodel einen stabilen Geradeauslauf mitzugeben. Um den zu garantieren, darf man beim Zusammenbau keine Fehler machen. Schon die kleinsten Ungleichmäßigkeiten zwischen linker und rechter Seite der Rodel würden später dafür sorgen, dass die Rodel in eine Richtung hin zieht und dadurch unbrauchbar wird.“
Bis zu 80 km/h schnell
Die Produktion geht das ganze Jahr durch, in Stoßzeiten arbeiten bis zu sechs Personen im Familienbetrieb: Bereits im Jänner wird für die nächste Saison vorgearbeitet, im Oktober sind 75 Prozent der Jahresproduktion zusammengebaut und warten im Zwischenlager in Kirchbichl auf den Abtransport in Richtung Sporthandel. Dort kosten Fluckinger-Rodeln zwischen 100 Euro und 300 Euro und sind damit zwar nicht billig, aber preiswert, vor allem wenn man ihre Lebensdauer bedenkt: „Wir servicieren im Betrieb regelmäßig Rodeln, die weit über 20 Jahre alt und top in Schuss sind“, ist Georg Fluckinger stolz auf die Qualität seiner Arbeit. Stolz ist er auch auf den Spaß, den Kunden mit seinen Rodeln erleben: „Wenn ich am Vormittag eine Rodel verkaufe und der gleiche Kunde am Abend wiederkommt, um eine zweite Rodel zu kaufen, weil er tagsüber so viel Spaß damit hatte, dann weiß ich: Als Rodelbauer bin ich hier auf dem richtigen Weg!“
Fluckingers Rodel Pflege-Tipps:
Die Rodel beim Fahren nicht einseitig belasten. Die Schienen hinterher trockenwischen, Schnell-Wachs auftragen und die Rodel in einem trockenen Raum lagern. Wenn man die Rodel wachst, soll auf die unbehandelte Schiene zunächst ein Grundwachs aufpoliert werden. Auf blanker Schiene würde ein Wachs nicht lange haften bleiben.