Passt E! Eine E-Bike-Fotostory in den Kitzbüheler Alpen
Natürlich hatten wir auf strahlenden Sonnenschein gehofft. Stattdessen ist der Himmel im Oberen Grund wolkenverhangen. Also gleich mal Motor anschalten und sehen, wie sich das anfühlt. Ergebnis: Der innere Schweinehund hat keine Chance. Stattdessen fühlen wir uns wie die Kinder und schalten kräftig hoch und runter.
Auf unserer ersten Tour werden wir von Mathäus begleitet, einem ortskundigen Mountainbiker, der sich für unseren Test das E-Bike vom Papa ausgeliehen hat. Leider muss Mathäus am Abend auf eine Familienfeier. Damit wir auch ohne ihn problemlos klarkommen, präpariert der Local unsere Karte freundlicherweise mit dem Edding. Lauter Kringel und Beschriftungen. „Super Wasserfall“ steht da, „Übernachten“, „leichter Trail“ oder „Käse!“.
Durst bekommt man auch, wenn einem ein Motor unter die Arme, äh Beine greift. Trinkpause mit Blick auf den Großen Rettenstein und seinen markanten Felsengipfel. Wir können uns nicht recht einigen, ob uns nun warm oder kalt ist.
Denise nutzt die Pause zum Füße Trocknen. Ihre Schuhe sind schon nach den ersten Kilometern patschnass.
Biken können wir bereits. Der Zusatzantrieb ist neu. Deshalb: Kurventraining. Das Zauberwort heißt „Boost“. Wo wir mit einem normalen MTB aus dem letzten Loch gepfiffen hätten, treten wir jetzt mühelos den Schotter hinauf. Schon cool, so ein Motor.
Nieselregen. Wir stellen uns in einem leeren Stall unter. Es riecht nach Kuh, die Melkmaschinen hängen an der Wand, vom Vieh keine Spur. Die bimmeln auch bei Regen auf der Weide.
Zum Trost wird eine Tafel Schokolade geöffnet. Wenn schon Doping, dann richtig. Noch sind wir nicht viel gefahren, aber die Beine sind schon anständig verschlammt.
Erinnerungsfoto an der Stangenalm. Danke, lieber Kuhstall. Es war schön und trocken in dir.
Matthäus, unser Guide, mit zusätzlichen Sommersprossen aus feuchtem Lehm.
Etappenziel am Gipfel. Die Hornköpfelhütte ist ein ziemlich ungewöhnliches Berggasthaus. Geführt von zünftigen Hipstern mit sehr gutem Geschmack. Stockbetten, gigantischer Ausblick, die besten Kasspatzln aller Zeiten und eine gigantische Weinauswahl. Die Wahl fällt auf den Zweigelt.
Hüttenwirt Christof Müllmann und seine Freunde machen Musik. Wir dürfen zuhören. Besonders beeindruckend: Akkordeons, die wie Dudelsäcke klingen. Die Jungs waren in Schottland unterwegs und haben dort ein paar Inspirationen aufgeschnappt.
Gruppenbild mit Geranien. Uns ist es auf der Außenterrasse zu kalt für den Sundowner. Dafür kuscheln sich unsere Bikes aneinander wie die Bergschafe.
Foto: Manfred Jarisch
Jetzt kommt die Sonne doch noch mal raus. Zeit für ein paar Zusatzhöhenmeter am Abend. Steil ist er, verdammt steil. Der Trail hinauf zum Gipfelkreuz.
Ort: Kitzbühel
Alex ist happy. Ehe er seinen neuen Job beginnt, kann er an diesem Wochenende nochmal richtig runterkommen. Auch wenn es bergauf geht.
Ort: Kitzbühel
In großen Fetzen steigt der Nebel über den Kitzbüheler Alpen auf. Zum Glück sind die Abende lang, und wir können die Zeit noch nutzen. Das Abendessen haben wir uns langsam wirklich verdient.
Kabelrolle, Mehrfachstecker, Recharger. Biken im 21. Jahrhundert.
Give me five! Der Schwerpunkt beim E-Bike liegt etwas anders. Gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu halten. Denise und Alex haben es geschafft und fühlen sich auf ihren motorisierten Bikes schon am ersten Abend pudelwohl.
Ort:
Wir stellen sicher, dass die Batterien über Nacht voll betankt werden. Schließlich wollen wir ja auch am nächsten Tag noch im „Boost“ fahren können.
Ein Blick aus dem Fenster beweist: Petrus meint es gut mit uns. Während wir unsere Waden dehnen, bimmeln die Kühe auf den Weiden unter uns.
Kaiserwetter mit Kaiserblick. Ganz abgesehen von den zig anderen Bergmassiven, die sich vor unseren Augen aufreihen. Die erste Tasse Kaffee nehmen wir auf dem Balkon der Hornköpfelhütte ein. Ganz gemütlich. Die Bikes sind längst vollgetankt. Dem Motor sei dank ist ein früher Start nicht so wichtig.
Temperaturwechsel. Am nächsten Morgen knallt die Sonne in der Unterwindau. Über den Schwaigerberg geht es hinunter zur Käsealm Straubing.
Schnelle Abkühlung: Die Windauer Ache ist auch im Sommer verdammt kalt. Allzu lange halten es unsere Füße hier nicht aus.
Keiner da? Wie praktisch. Wir machen es uns vor dieser herrlichen Almhütte bequem und stärken uns vor dem letzten Anstieg des Tages. Danke für das herrliche Plätzchen!
Durch den Krumbachwald geht es hinauf und wieder hinunter zu unserer zweiten Übernachtungsstation.
Die Rotwand Grundalm liegt am Talende in einem herrlichen Kessel. Acht Milchkühe, achtzehn Stück Jungvieh, 114 Schafe, 34 Ziegen und fünf Schweine gibt es hier. Nicht zu vergessen: die ebenso herzliche wie resolute Wirtin Carola Obermoser. Geschlafen wird in der Scheune direkt über den Tieren.
Motor an oder aus? Denise bringt es auf den Punkt: Jeder braucht mal Unterstützung, sagt sie. Und lässt sich gerne helfen.
Wahnsinn, wie dreckig man auf so einer Tour wird. Motor hin oder her. Also wird abends alles einmal durchgewaschen. Hoffentlich ist das „Wechselgwand“ (Tirolerisch für Ersatzklamotten) bis morgen früh wieder trocken.
Infobox
In den Kitzbüheler Alpen hat man die Zeichen der Zeit früh erkannt. Schon seit Beginn des Booms kümmert sich diese Region vorbildlich um die wachsende Klientel der E-Biker. Fast 1.000 Kilometer Radwege gibt es zu erkunden. 310 E-Bikes stehen in 43 Verleihstationen parat, 80 Strom-Ladestationen sind ausgewiesen, und 38 Hotelbetriebe bieten besondere Service-Leistungen für E-Biker an.