Pistenraupenfahrer auf der Harakiri
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Es ist 17 Uhr, ein paar schwache Sonnenstrahlen leuchten noch über dem Penken. Die letzten Skifahrer sind ins Tal abgefahren und Christoph Egger tuckert mit seinem Pistengerät in Richtung Harakiri. „Schon mein Opa war Pistenraupenfahrer. Er hat mich als Kind mitgenommen und so ist mein Interesse entstanden“, sagt der 28-jährige Zillertaler.
Christoph Egger und sein 430 PS starkes Arbeitsgerät.
Die Harakiri ist nur für geübte Wintersportler geeignet.
Schweres Gerät im Einsatz
Christoph Egger lässt mit einem Joystick den Pflug auf die Piste runter und gibt Gas. 430 Pferdestärken, 9 Tonnen Gewicht und 4 Tonnen Zugkraft sind die stolzen Eckdaten seines Arbeitsgerätes. Hinter der Walze bleibt ein herrlich unverspurter Schneeteppich zurück. „Für diesen Beruf muss man eine Leidenschaft und ein Gespür für große Maschinen haben“, sagt der Pistenraupenfahrer.
Auf einer kleinen Kuppe angekommen, warnt ein Schild die Wintersportler davor, dass es jetzt richtig zur Sache geht. Am Rande der Harakiri-Einfahrt führen Fußspuren bergauf. Sie zeugen davon, dass es sich so mancher Skifahrer anders überlegt und wieder in flachere Gefilde stapft. Christoph steigt aus und hängt die Pistenraupe per Seil an einen einbetonierten Ankerpunkt. Am Heck des Gefährts ist eine drehbare Winde mit 1.000 Metern Stahlseil angebracht, sie bewahrt die schwere Maschine vor dem Absturz.
Die Seilwinde bewahrt das Pistengerät vor dem Absturz.
Steile Sache
Es geht los. Die Schnauze der Pistenraupe kippt in Richtung Harakiri und alleine der Sitzgurt verhindert, dass man – Schwerkraft sei Dank – gegen die Windschutzscheibe plumpst. „Je länger man es macht, desto leichter geht es“, erklärt Christoph Egger. Am Fuße des Steilhangs macht er Kehrt. Der Schnee, der tagsüber von den Bezwingern der Harakiri nach unten geschoben wurde, muss jetzt wieder hinauf.
Die Präparierung der Harakiri erfordert vollste Konzentration. Christoph muss vor allem darauf achten, dass es zu keinen Überlastungen der Windensteuerung kommt, da ansonsten zu große Kräfte auf das Seil und den Ankerpunkt wirken würden. Die Folgen wären katastrophal. „Wenn man in diesem Job anfängt, fährt man zunächst nur in Begleitung. Bei fehlendem Geschick ist man sofort wieder weg vom Fenster, dafür sind die Maschinen einfach zu teuer.“
Die Präparierung der Harakiri erfordert volle Konzentration.
Schicht im Schacht. Gegen 24 Uhr ist Christoph mit dem Walzen fertig.
Traumjob für Nachtaktive
Die Abendstimmung ist längst einem winterlichen Sternenhimmel gewichen. In der Ferne sieht man die Pistenwalzen der umliegenden Skigebiete als kleine Lichtpunkte herumhuschen. „Für mich sind die Arbeitszeiten genial. Nachts arbeite ich und untertags habe ich frei, da gehe ich selber oft Ski fahren“, erzählt der Bedienstete der Mayrhofner Bergbahnen.
Die Harakiri ist nur eine von mehreren Pisten, die in seinem Zuständigkeitsbereich liegen. Bis sie alle glatt gewalzt sind, muss Christoph Egger noch viele Male den Berg rauf und runter fahren. Spätestens um Mitternacht ist er fertig, dann geht er mit seinen Kollegen noch auf ein Feierabendbier. „Es ist einfach ein cooler Beruf“, findet der Pistenraupenfahrer aus dem Zillertal.
Factbox Harakiri
Eröffnung: Wintersaison 2003/2004
Gefälle: 78 Grad
Gesamtlänge: 2 Kilometer
Länge Steilstück: 400 Meter
Voraussetzung: sehr gutes fahrerisches Können
Alle Aufnahmen: Bert Heinzlmeier