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Stadt mit Geschichte: Ein Tag in Schwaz mit den schönsten Sehenswürdigkeiten

Hier lebten einst die mächtigsten Menschen Europas, ein Elefant machte Halt, der weltbekannte Arzt Paracelsus forschte in der Stadt und eine Kirche trotzte allen Widrigkeiten: Schwaz hat viel Spannendes zu erzählen.
Arkadeninnenhof in Schwaz

Schwaz war bisher hauptsächlich mit dem Silberbergwerk verbunden, das viele schon in der Schulzeit besucht haben. Die aufregende Fahrt in das Bergwerk und das Prägen einer Münze bleiben in Erinnerung. Bei einer Erkundungstour zeigte sich jedoch, dass Schwaz weitaus mehr zu bieten hat. 

Die Stadt hat eine reiche Geschichte, die im Rahmen kostenloser Stadtführungen jeden Donnerstag nähergebracht wird. Maria Egger, eine erfahrene Stadtführerin, erzählt dabei nicht nur historische Fakten, sondern auch interessante Details abseits der üblichen Pfade.

Blick zur Burg

Der Aufstieg zur Silbermetropole

Die Gegend um Schwaz wurde bereits in der Jungsteinzeit und in der Bronzezeit besiedelt. Erstmals urkundlich erwähnt wird Schwaz 930/931, im Jahr 1170 errichten die Frundsberger (auch Freundsberger genannt) einen Turm über Schwaz, der später zu einer Befestigungsanlage ausgebaut wird. Der Aufstieg der Stadt zur Bergbaumetropole begann mit dem Silberabbau im 15. und 16. Jahrhundert. Der Legende nach hat übrigens eine Magd – die „Kandlerin“ – beim Viehhüten auf der Alm im Jahr 1409 das Silber entdeckt: Ein Stier soll damals den Boden mit seinen Hörnern aufgeschürft haben und die silbererzhaltigen Steine kamen zum Vorschein.  Später zeigt mir Maria Egger, dass man die Steine noch über einigen Hauseingängen in Schwaz bewundern kann – ein Zeichen, dass hier sogenannte Gewerken (diese hatten im Gegensatz zu den Knappen Schürfrechte im Bergbau) gewohnt haben.

Altstadt Schwaz

Durch die Altstadt: Vom Rathaus zur Pfarrkirche

Der Rundgang beginnt bei den Stadtgalerien. Das moderne Einkaufszentrum in Schwaz steht an der Stelle, wo früher die „k. k. Tabakfabrik zu Schwaz“, im Volksmund die „Tschiggin“ genannt, gestanden ist. 175 Jahre lang wurden in der Fabrik jährlich bis zu 2,6 Mrd. Zigaretten produziert.

Stadtgalerien Schwaz

In der Altstadt von Schwaz ziehrt das Bronzestandbild von Jörg Frundsberg, dem Gründervater der Stadt, das Rathaus. Das Rathaus war früher das Handelshaus von Schwaz und der gewaltigste nicht-kirchliche Bau aus der Bergwerkszeit: Es wurde von 1500 bis 1509 von den Gewerken Hans und Jörg Stöckl erbaut. Nachdem es an den Landesfürsten verkauft wurde, war hier auch die oberste Bergbaubehörde eingerichtet. Außerdem noch wunderschön: Der Innenhof mit drei Stockwerken und efeubewachsenen Arkadengängen.

Arkadeninnenhof in Schwaz

Gegenüber vom Rathaus hat Designer Markus Spatzier sein Geschäft: Der Tiroler Designer entwirft extravagante Kleider, die auch international begeistern.

Während des Spaziergangs durch die Franz-Josef-Straße wird die Geschichte von Schwaz erläutert. Schwaz besaß lange Zeit kein Stadtrecht, da die Stadtmauer fehlte und die Stadt zweigeteilt war – auf der einen Seite lebten die Bürger und Gewerken, auf der anderen die Knappen. Aus diesem Grund gab es in Schwaz auch keine eigene Münzprägung; diese fand stattdessen in Hall statt.

Was hat Schwaz mit dem Elefanten zu tun?

Vor einem breiten Hofeingang fällt auf, dass früher solche Eingänge groß genug sein mussten, um Pferdekutschen zu parken. Ein Schild mit einem Elefanten erinnert an eine kuriose Geschichte aus dem 16. Jahrhundert: 

Kaiser Maximilian II. bekam 1551 den Elefanten Soliman geschenkt. Dieser wurde dann über Barcelona nach Italien verschifft und am Landweg über Trient und den Brenner nach Tirol und weiter nach Wien gebracht. An vielen Stationen, die dieser erste Elefant im Land durchlaufen hat, findet man Schilder mit einem Elefant. Was aus ihm geworden ist? Der Elefant habe noch ein Jahr in Wien gelebt, dann sei er gestorben. Er wurde ausgestopft, später habe man aus seinen Knochen sogar noch einen Sessel gemacht.

Stadtpfarrkirche von Schwaz
Stadtpfarrkirche von Schwaz

Am Ende der Franz-Josef-Straße ragt die imposante Stadtpfarrkirche von Schwaz in den Himmel. Sie ist der größte gotische Bau in Tirol und noch weitgehend original aus dem Jahr 1502 erhalten. Wie durch ein Wunder wurde sie auch beim Großbrand im Jahr 1809 nicht zerstört und auch bei den Bombenangriffen im zweiten Weltkrieg blieb die Kirche größtenteils unbeschädigt. Innen sind vor allem die drei Barockaltäre (früher waren es sogar 14) und ein besonders schöner Taufstein sehenswert.

Ein Dachstuhl, der 500 Jahre hält

Besonders beeindruckend ist der Dachstuhl, der nur im Rahmen einer Führung zugänglich ist. Dieses Meisterwerk wurde vor mehr als 500 Jahren aus 770 Festmeter Holz gezimmert und ist bis heute original erhalten. Er trägt 15.000 Kupferschindeln, die in Schwaz gegossen wurden und insgesamt 58 Tonnen wiegen. Der Bau dauerte drei Jahre und erfolgte mit einfachsten Mitteln. Zimmerer Thomas Schweinebacher schuf dabei ein wahres Wunderwerk der Zimmermannskunst.

500 Jahre alter Dachstuhl

Gleich neben der Kirche liegt der Palais Enzenberg, der 1515 von Veit Jakob Tänzel erbaut wurde. Das prunkvolle Palais verfügt sogar über einen Verbindungsgang mit der Kirche, weil diese Familie große Gönner der Kirche waren. Heute ist im Palais Enzenberg die zeitgenössische Kunstgalerie der Stadt Schwaz untergebracht.

Alte Gemäuer

Die unterirdische Erkundung führt in den 500 Jahre alten Keller des Palais, einem der wenigen erhaltenen seiner Art. Früher diente er als Lebensmittellager, wobei sogar Eis von den Gletschern geholt wurde, um die Speisen kühl zu halten. Heute stehen dort alte Weinfässer, die zwar nicht mehr genutzt werden, aber viel Charme besitzen.

Nach der Kirche folgt ein Halt an der zweistöckigen Totenkapelle aus dem Jahr 1504. Im Stadtpark, dem ehemaligen Friedhof, steht der Glockenturm. Die Glocken waren zu schwer für den Kirchturm, deshalb wurde ein eigener Glockenturm gebaut. Zudem gibt es in Schwaz eine eigene Wetterglocke, die Maria Maximiliana, die immer dann geläutet wird, wenn ein Unwetter droht.

Arkadengräber im Stadtpark

Auf Paracelsus’ Spuren

Ein Spaziergang führt über die Arkadengräber zum Orglerhaus. Das ist der einzige Bauernhof, den es in Schwaz noch gibt und in dem Haus soll der bekannte Arzt Paracelsus während seiner Schwaz-Aufenthalte gewohnt haben. Der Keller sieht noch genau so aussieht wie im 16. Jahrhundert, als Paracelsus hier die Krankheiten der Bergleute erforschte. Paracelsus sei zwei bis drei Mal in Schwaz gewesen. Sein Tod ist übrigens bis heute umstritten. Unklar ist, ob nicht auch die mächtigen Fugger etwas damit zu tun hatten – er hatte sich durch seine Arbeit mit ihnen angelegt.

Die mächtigen Fugger

Das Fugger-Haus, mit seinem charakteristischem Grabendach und in imposanter Größe, vermittelt auch heute noch einen guten Eindruck von dem Reichtum, den die damaligen Bewohner und die einst reichsten Menschen Europas besessen haben. Das Haus selbst entstand um 1525.

Ulrich Fugger leitet von Schwaz aus zeitweise das Imperium der Familie, denn es war auch das Schwazer Silber und Kupfer, das die Fugger-Familie zu der wohlhabendsten und mächtigsten Familie des ausgehenden Mittelalters machte. Heute sind in dem Haus, in dem einst die Reichsten wohnten, die Ärmsten der Stadt untergebracht: Im Fuggerhaus ist unter anderem die Teestube für Obdachlose eingerichtet.

Fuggerhaus

Die letzte Station des Rundgangs führt zum Franziskanerkloster, wo besonders der Kreuzgang herausragt. Dieser wurde von Pater Wilhelm von Schwaben kunstvoll mit Szenen aus der Passion Christi verziert. Die Handzeichnungen wurden in den Jahren 1519 bis 1526 geschaffen. Zum Teil sind sie – trotz Restaurierung – nicht mehr gut zu erkennen. Insgesamt sind es aber sehr genaue grafische Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert. Spannend ist auch, dass es zu jeder Malerei einen Spender oder eine Spenderin gab: Diese sind jeweils mit Wappen – Männer sogar mit Porträt – am Rand dazu abgebildet. Man durfte sich also die „Lieblingsszene“ der Passion aussuchen, spendete dann ein Bild und der Weg in den Himmel war garantiert.

Schwaz, das war schön!

Schwaz begeistert mit seinen vielen Besonderheiten. Ein Spaziergang durch die Fußgängerzone offenbart immer wieder Überraschungen. Zum Abschluss wird noch ein Besuch im Silberbergwerk empfohlen. 

Tipp: Burg Freundsberg

Die ehemalige Befestigungsanlage der Stadt, die Burg Freundsberg, in der heute unter anderem das Museum der Stadt und ein Cafe/Restaurant untergebracht sind, thront majestätisch über der Stadt. Die Aussicht von der Burg auf die Stadt ist fantastisch.

Burg Freundsberg
Burg Freundsberg

Einkehrtipp

Im Gasthaus Himmelhof kann man hervorragend Essen und sich während eines Stadtspaziergangs im schattigen Gastgarten des gemütlichen Wirtshauses ordentlich stärken.

Gasthaus Himmelhof
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