Mit Mut zum Hut – das Telfer Schleicherlaufen
Schleicherlaufen Telfs
Beim Telfer Schleicherlaufen zeigt das Tiroler Brauchtum seine kreative Seite. Um die Schleicher und das Fasnachtssymbol Naz tummeln sich noch zahlreiche andere Figuren.
Verboten gut: das Telfer Schleicherlaufen
Extravagante Hüte, Tiere und bunte Kleider – nein, wir sind nicht beim Pferderennen in Ascot, sondern beim Schleicherlaufen in Telfs im Tiroler Inntal: eine malerische, lustige und wilde Angelegenheit – und einer der großen Fasnachtsbräuche in Tirol. Alle fünf Jahre holen die Telfer Gewänder und Masken hervor, graben den „Naz“, ihre Fasnachtsfigur, aus und machen sich bereit für den großen Umzug im Februar. Rund 500 Männer ziehen dann als Schleicher, Laninger und Bären, als Krouta (Schildkröte), Wilde und Herolde durch den Ort. Dass das schon vor 500 Jahren so war, weiß man aus amtlichen Verboten. Seit 1890 belegen auch Zeitungsberichte, Zeichnungen und Fotos: Die Figuren und Umzüge haben eine lange Tradition, aber ebenso viel Spielraum für neue Ideen.
Beim Schleichertanz lassen die Schleicher ihre Schellen erklingen.
Lauter kreative Köpfe
Ihren Namen hat die Telfer Fasnacht von den Schleichern, der zentralen Gruppe im Umzug. Sie tragen jugendlich-feine Masken, weißen Blusen, bunten Hosen und Krägen. Eine Glocke am Rücken darf nicht fehlen – sie klingt, wenn die Schleicher im „Kroas“ tanzen und springen. Das Um und Auf ist aber der Kopfputz. Früher genügte ein hoher Spitzhut mit einem Wulst aus bunten Tüchern, doch seit dem 19. Jahrhundert ist richtig was los auf den Telfer Köpfen. Jeder Schleicher bastelt im Geheimen an seinem Hut oder lässt sich von einem Künstler ein ausgefallenes Modell entwerfen. Beim Umzug türmen sich dann Blumengestecke, Tiere, Meerjungfrauen, geschnitzte Heiligenfiguren und Handwerker auf den Hüten – neugierig erwartet vom Publikum und doch nicht die einzige Attraktionen beim Telfer Schleicherlaufen.
„Liebe Sonne, send über Telfs heut deine Strahlen“ – die Sonnenanbetung findet um 7 Uhr in der Früh statt.
Schnaps für den Naz
Schon in aller Früh bittet man die Sonne um gutes Wetter. Der Umzug beginnt mit Fanfarenbläsern, Herolden und den Vier Jahreszeiten hoch zu Ross. Die Wilden, die Platz schaffen für alle anderen, tragen Holzmasken, Holzknüppel und graugrüne, wallende Gewänder, für die man säckeweise Baumbärte verarbeitet. Gute Stimmung kommt von der Musibanda, rebellisches Aufbegehren von den Laningern. Sie streiten mit den Gendarmen und umsorgen ihr „liabstes Kind“, den Naz, mit Schnaps und Zigaretten. Anders der „Nachwuchs“ bei den Tieren: Zur Gruppe der Bärentreiber und „Bären“, wie es sie in vielen Fasnachten gibt, haben sich mit der Zeit die Exoten gesellt: Elefanten, Affen, Kamel, Schildkröte, Giraffe und andere.
Sie alle sorgen am Nachmittag für einen bunten, lebendigen Umzug. Der Naz darf dann noch einige Tage sein närrisches Regiment führen, ehe er pünktlich am Faschingsdienstag wieder symbolisch „eingegraben“ wird. Und dann sind es ja bloß noch fünf Jahre, bis es in Telfs wieder heißt: „Die Fosnocht isch frei.“