Nassereither Schellerlaufen
Scheller, Roller und Kehrer (v.l.n.r) bei der Nassereither Fasnacht
Als farbenprächtigste unter den Tiroler Fasnachten ist das Nassereither Schellerlaufen ein Genuss fürs Auge. Aber es steckt weit mehr hinter dem als immateriellen UNESCO Kulturerbe gelisteten Brauch.
Bunt wie der Frühling
Rund 450 Nassereither beteiligen sich, wenn das Dorf im Tiroler Oberland die Fasnacht feiert. Auch hier geht es – wie bei ähnlichen Bräuchen in Imst, Telfs oder Thaur – darum, den Winter auszutreiben. Die ehrenwerte Aufgabe übernehmen viele verschiedene Figuren. Berühmt sind sie für die ausdrucksstarken Holzmasken und die bestickten Seidengewänder, die in allen Farben leuchten und von den Frauen des Dorfs in vielen Stunden hergestellt werden.
Video: Kurt Reindl – Filmproduktion
Alle Schönen der Fasnacht
Den symbolischen Kampf Winter gegen Frühling vollführen in Nassereith Bärentreiber und Bär. Die auffälligsten Figuren sind dennoch jene des „schönen Zugs“: Scheller, Roller, Kehrer, Spritzer, Sackner, Schnöller, Ruaßler, das Kübelemaje und Paarle. Die Scheller, Roller und Kehrer bilden dabei eine Gruppe, die kunstvolle Sprünge ausführt. Ihr Kopfputz mit den bunten Satinbändern und die glitzernden Stickereien ziehen aber ohnehin schon alle Blicke auf sich. Den schwersten Job hat übrigens der Scheller: Er muss beim Springen die 20 bis 30 kg schweren Glocken an seinem Gürtel um Klingen bringen.
Einige der Figuren des Nassereither Schellerlaufens von links nach rechts: Ruaßler, Sackner (2x), Spritzer, Kehrer, Roller, Scheller, Kübelemaje, Spritzer, Sackner (2x)
Kunstvoll geschnitzt: die Masken der Scheller.
Raumgewinn mit allen Mitteln
Damit Scheller, Roller und Kehrer besonders gut zur Geltung kommen, machen Spritzer, Sackner, Schnöller, Ruaßler und Kübelemaje den Weg für sie frei. Jeder von ihnen hat sein eigenes Werkzeug dazu, der Ruaßler einen Besen, die Sackner, die sich wild mit ihren weiten Röcken drehen, einen mit Sägemehl gefüllten Sack, die Spritzer eine lange Messingspritze, das Kübelemaje einen kleinen Kübel mit Bürste und die Schnöller eine Peitsche, die sie lautstark knallen lassen. Dazwischen finden sich immer wieder „Paarle“, die verschiedene Berufsgruppen darstellen, etwa Bauer und Bäuerin, Fischer und Fischerin, Jäger und Jägerin.
Scheller, Roller und Kehrer vollführen ihre Sprünge.
Bunte Bänder schmücken den Scheller.
Bär vs. Treiber: 1:0
An zwei Stationen hält der Zug an und bildet einen Kreis, in dem Bär und Bärentreiber ihren großen Auftritt haben. Der Kampf zwischen den beiden hat übrigens einen festgelegten Ausgang: Der Bär (=Frühling) gewinnt!
Einer der Höhepunkte der Nassereither Fasnacht: der Kampf des Bären mit dem Bärentreiber
Identitätsstiftende Fasnacht
Sechs Stunden lang dauert der gesamte Umzug, für die Ausführenden ein enormer Kraftaufwand und ein großer Spaß, für das Publikum ein Erlebnis. Vor allem schweißen der Umzug alle drei Jahre und die monatelangen Vorbereitungen die Nassereither Dorfgemeinschaft eng zusammen. Das Schellerlaufen gehört ganz wesentlich zur Identität der Menschen im Ort.