Es weihnachtet sehr: Traditionelle Tiroler Weihnachtsbräuche im Überblick.
Weihnachten in Tirol
Frohe Weihnachten! © Tirol Werbung - Martina Wiedenhofer
Stimmungsvolle Weisenbläser
Manches ist überall auf der Welt gleich, anderes von Familie zu Familie verschieden, und wieder anderes kennen wir nur aus dem Land oder dem Dorf, in dem wir aufgewachsen sind – wie die Weisenbläser, die im Advent in den Abendstunden von Haus zu Haus zogen und denen wir Kinder auch in dichtem Schneetreiben begeistert lauschten. Die vielleicht schönste dieser Erinnerungen an ein traditionelles Weihnachten in Tirol ist, dass es immer ein festliches, aber nie ein lärmendes Ereignis war. Das ist wohl auch der Grund, warum viele Tiroler Familien den 24. Dezember auch heute noch genauso begehen wie früher.
Mancherorts gehen die Weisenbläser von Haus zu Haus, man kann ihrem Spiel aber oft auch auf den Tiroler Adventmärkten lauschen. © Tirol Werbung - Michael Grössinger
Weihnachten im Kleinformat – die Krippen
Wie in vielen anderen Ländern gehört zu Weihnachten auch in Tirol ein Christbaum, der am 24. Dezember nachmittags aufgestellt und geschmückt wird – wenn nicht mit „modernem“ Schmuck und Süßigkeiten, dann oft mit selbst gebastelten Strohsternen, goldfarbigen Nüssen und Äpfeln. „Typisch tirolerisch“ sind hingegen die Krippen, figürliche Darstellungen der Geburt Jesu, die ebenfalls am 24. Dezember aus ihren Schachteln geholt und aufgestellt werden. Die Figuren sind meist kunstvoll aus Holz geschnitzt und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Auf einem Krippenberg werden Joseph, Maria, Jesuskind in der Krippe, Ochs, Esel, Hirten, Schafe, Engel und der Stern platziert, auch die Weisen aus dem Morgenland finden sich ein, allerdings erst am 6. Jänner. In manchen Dörfern kann man sogar von Haus zu Haus gehen und die schönsten Krippen besichtigen.
Traditionell wird der Christbaum in Tirol mit Strohschmuck aufgeputzt. © Tirol Werbung - Martina Wiedenhofer
In vielen Familien wird die selbstgeschnitzte Krippe von Generation an Generation weitergegeben. © Tirol Werbung - Martina Wiedenhofer
Alter und neuer Brauch – Räuchern und Friedenslicht
Aber zurück zum 24. Dezember, der ersten so genannten Rauhnacht: In dieser kümmert man sich darum, dass das Haus auch im nächsten Jahr vor allem Bösen geschützt ist und geht mit Räucherwerk – Weihrauch, geweihten Palmkätzchen vom Palmsonntag, gesegneten Kräutern – ausgerüstet und Gebete sprechend in jeden einzelnen Raum des Hauses. Eine junge – 1986 vom ORF begründete – Tradition ist hingegen, das Friedenslicht ins Haus zu holen, das aus Bethlehem nach Österreich kommt und das am 24. Dezember von Feuerwehren, Rotem Kreuz und anderen Institutionen weitergegeben wird.
Das Friedenslicht wird an Heiligabend aus der Kirche geholt und genutzt, um die Kerzen am Christbaum anzuzünden. © Tirol Werbung - Lisa Hörterer
Tiroler Weihnachtslieder mit „an Tröpfl Schnaps“
Ob am Abend zuerst Weihnachtslieder angestimmt, das Essen aufgetischt oder die Geschenke ausgepackt werden – das hält jede Familie ein bisschen anders. Fest steht, dass die Tiroler nicht nur lustig, sondern auch musikalisch sind, weshalb sie ein breites Repertoire an Weihnachtsliedern pflegen – vom Standardlied „Stille Nacht“ bis hin zu Tiroler oder österreichischen Liedern wie dem getragenen „Andachtsjodler“, dem lustigen „Es hat sich halt eröffnet“ und der mehrstrophigen Weihnachtserzählung „Gott griaß enk Leitln“. Letztere endet mit der Bitte um „a Tröpfl Schnaps“ – eine kleine Stärkung gegen die kalten Tiroler Winternächte.
Eine Veröffentlichung von "Stille Nacht" aus dem Jahr 1832 © Tiroler Landesmuseumbibliothek
Auf dem Teller – Nudelsuppe und Schmalzgebäck
Und damit wären wir auch schon beim (Fest-)Essen, wobei am heiligen Abend in Tirol nicht etwa eine Gans oder ein Karpfen aufgetischt wird, sondern eine kräftige Fleischsuppe mit Nudeln und Würsteln – entweder Frankfurter/Wiener oder dort, wo selbst geschlachtet wird, selbst gemachte Schweinswürste. In manchen Gegenden Tirols serviert man am Heiligen Abend Weihnachtsschmalznudeln, ähnlich den bekannteren „Kiachl“. Sie bestehen aus Germteig, werden in Butterschmalz ausgebacken und haben in der Mitte eine Mulde für süße (Preiselbeermarmelade oder Mohnsoße) oder salzige (Sauerkraut) Fülle.
© Alpbachtal Tourismus - Bernhard Berger
Um Mitternacht zur Christmette
So gestärkt begibt man sich um Mitternacht (seit einigen Jahren auch schon früher) in die Kirche zur Christmette, einem besonders festlichen katholischen Gottesdienst, der oft auch musikalisch umrahmt wird. Danach bleibt nur noch, mit den Nachbarn ein Schwätzchen zu halten, die Christnacht ausklingen zu lassen und sich auf die weiteren Festtage zu freuen.
Die Mette wird traditionell zu Mitternacht gefeiert, fast überall gibt es für die Kleineren aber schon stimmungsvolle Kindermetten. © Tirol Werbung - Klaus Kranebitter