2019: Bildwelt zwischen zwei Buchdeckeln: Chryseldis
Die Bilder der Tiroler Malerin Chryseldis Hofer stehen im Mittelpunkt der im Oktober 2019 erschienenen Monografie „Chryseldis“.
Titelbild: Chryseldis, Chiara und Francesco, 1974, Tempera und Bleistift auf Papier, 30 x 27,8 cm (Ausschnitt), Bezirksmuseumsverein Landeck
Wolken, Himmel, Bäume, Frauen
Es ist vor allem ein Buch zum Schauen geworden, zum Eintauchen in die Farb- und Bildwelt der Tiroler Malerin Chryseldis (1948–2018). Mit dem nach ihr benannten Bildband würdigen die Herausgeber Günther Dankl und Elio Krivdić eine Künstlerin, die schon früh zu einer eigenständigen Bildsprache gefunden und ihr Vokabular über die Jahre immer mehr verfeinert hat. Chryseldis’ Bilder und Kirchenfenster sind auf den ersten Blick erkennbar: Wolken, Berge und Vögel, Bäume, das Wasser und der Himmel sind die „Protagonisten“ ihrer Malerei. Vielleicht das durchgängigste Motiv sind Frauenfiguren – vielfältige bildliche Auseinandersetzungen mit der eigenen Weiblichkeit.
Chryseldis, O. T., 1993, Tempera und Ölkreide auf Papier, 45 x 62 cm, Bezirksmuseumsverein Landeck
Von Licht durchdrungen
Die Farbskala ist meist frisch, leuchtend – und lichtdurchflutet: Orange, kräftiges Blau, Grün, Rot, Türkis, Sonnengelb, Weiß … Nur ganz selten dominieren Grau oder zurückhaltende Brauntöne. Dabei sind die Inhalte vielfältig und tiefgehend, die Bilder laden dazu ein, sich in sie zu vertiefen, sie lange zu betrachten und immer wieder Neues zu entdecken. So plakativ und flächig sie auf den ersten Blick oft wirken – wohl nicht zufällig erinnern sich viele auch an die außergewöhnlichen Plakate der Künstlerin für die Tiroler Volksschauspiele Telfs –, so sehr überzeugen sie durch ihre Vielschichtigkeit. Man wird nicht müde, ein solches Bild immer wieder zu betrachten.
Chryseldis, Hl. Afra, 1997, Tempera und Ölkreide auf Papier, und zwei Arbeiten von 2006 (Tempera auf Röntgenbildfolie), alle aus Privatbesitz
Aus den Sammlungen
Genau hier setzt der im Oktober 2019 erschienene Band „Chryseldis“ an, denn er bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Bildwelt von Chryseldis Hofer-Mitterer zu entdecken. Hier finden sich Bilder aus öffentlichen und privaten Sammlungen sowie Kirchenfenster und Skizzen aus allen Schaffensphasen der Künstlerin. Auch unwiederbringlich Verlorengegangenes hat Eingang in das Buch gefunden: Chryseldis Hofer starb 2017 nach einem Brand in ihrer Wohnung. Der Beitrag ihrer Tochter Anna Mitterer, selbst Künstlerin, wird begleitet vom Bild „Für unsere kleine Geliebte“, das vom Feuer zerstört wurde.
Chryseldis, O. T. (Baum), Tempera auf Papier, Privatbesitz
Persönliche Annäherungen
Damit ist auch schon eine weitere Besonderheit dieses Buches genannt: Einige der Texte sind von Menschen, die Chryseldis im Leben eng verbunden waren, von ihren engsten Vertrauten, aber auch von Menschen, die ihren künstlerischen Weg begleitet haben: Felix Mitterer, mit dem sie verheiratet und auch nach der Trennung immer eng verbunden war, Tochter Anna, langjährige Freundinnen, Menschen, die sie mit ihrer Kunst und ihrem Wesen nachhaltig beeindruckt hat. Trotzdem – und das ist eine nicht zu unterschätzende Qualität dieser Publikation – ist es kein Erinnerungsbuch geworden, sondern ein Band, in dem die Kunst vor der Folie des Menschen und der Künstlerin Chryseldis eine besondere Leuchtkraft entfaltet.
Chryseldis
Günther Dankl, Elio Krivdić (Hg.)
Leben und Werk der Tiroler Künstlerin Chryseldis Hofer-Mitterer
mit Beiträgen von: Felix Mitterer, Anna Mitterer, Agnes Büchele, Ruth Haas, Günther Dankl
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2019
buchverlag@tyrolia.at