Die urige Falbesoner Ochsenalm liegt im hinteren Stubaital auf 1.830 Meter…
Almgeschichten: die Falbesoner Ochsenalm im Stubaital
Es würde sich auch ein Tagesmarsch lohnen, zum Glück braucht es aber nur eineinhalb Stunden Aufstieg bis zur Falbesoner Ochsenalm. Dort wird man mit einem Angebot belohnt, das an Großmutters Speisekammer-Naschereien erinnert: hausgemachtes Brot, Butter, Graukas, Speck, original Stubaier Käsestriezel, Buttermilch, Holundersaft…
Maridl Schmid, Pächterin und Hüttenwirtin der Falbesoner Ochsenalm, ist so etwas wie eine Institution. Seit sie die Alm von ihrer Mutter übernommen hat, ist sie die Seele und der Motor des Betriebs. Doch auch Kinder und Enkelkinder helfen tatkräftig mit, schließlich gibt es immer viel zu tun: Die Alm ist eine der wenigen in der Umgebung, wo Milch, Butter und Graukäse noch aus eigener Erzeugung stammen. Die Herstellung von Butter und Käse ist Maridls Aufgabe, ebenso die Arbeit in der Almküche. Wenn sie am Herd zugange ist, begrüßt sie die Gäste nicht im schicken Dirndl, sondern trägt über ihrer einfachen Kleiderschürze eine weiße Halbschürze gebunden.
Maridl Schmid hat die Falbesoner Ochsenalm von ihrer Mutter übernommen. Sie ist die Seele des Almbetriebes.
Aus eigener Erzeugung: Die Falbesoner Ochsenalm ist eine der wenigen Almen in der Umgebung, wo Milch, Butter und Graukäse selber produziert werden.
Wer schon einmal in der Falbesoner Ochsenalm eingekehrt ist, erinnert sich allein schon an das köstliche Brot! Nun ja, nicht ganz allein – Graukäse gehört auch dazu und etwas Almbutter, die mit Hilfe eines Buttermodels mit schönen Verzierungen versehen wird. Für Almneulinge: Ein Buttermodel ist kein etwas zu üppig geratenes Fotomodell, sondern ein Behälter, der dazu dient, Butter in eine ansehnliche Form zu bringen.
Beliebte Stubaier Genusshütte
Zur ausgezeichneten Jause gibt es ein überwältigendes Panorama mit Wasserfall, als Hintergrundmusik das Rauschen des übermütigen Falbesoner Baches. Bleibt kein Wunsch mehr offen, oder doch? Am Nebentisch wird soeben Kaiserschmarren serviert, der sieht ebenfalls wunderbar aus und riecht so verführerisch, dass vermutlich sogar die Kühe auf den Weiden wünschten, keine reinen Grasfresser zu sein. 13 Milchkühe verbringen ihren Sommer auf der Alm, dazu ebenso viele Jungtiere und Kälber. Die anderen tierischen Sommergäste – Ziegen und Schafe, die nicht gemolken werden – erkunden das Gelände weiträumiger.
Die ganze Familie hilft mit – nicht nur beim Putzen der Eierschwammerln.
Die vielfältigen Geschenke der Natur
Die Hütte der Falbesoner Ochsenalm ist eine beliebte Anlaufstelle auf dem Weg zur etwas höher gelegenen Neuen Regensburger Hütte und gehört zu den Stubaier Genussbetrieben. Diese zeichnen sich durch hervorragende heimische Küche mit regionalen Zutaten aus. Für Maridl und ihre Familie ist es eine Selbstverständlichkeit, auf jene Lebensmittel zurückzugreifen, die es im heimatlichen Umfeld gibt und die man auf der Alm selbst herstellen kann.
Die Falbesoner Ochsenalm gehört zu den Stubaier Genussbetrieben. Sie zeichnen sich durch hervorragende heimische Küche mit vorwiegend regionalen Zutaten aus. © Tirol Werbung / Jörg Koopmann
„Was die Natur einem an Einsatz abfordert, gibt sie durch vielfältige Geschenke wieder zurück. Man braucht sich ja nur auf der Alm umzuschauen“, meint Maridl. „Auf den Bergwiesen wachsen wertvolle Kräuter und im Wald ringsum gedeihen Pilze und Eierschwammerln, aus denen man ein gutes Gulasch kochen kann.“
Zu den Geschenken der Natur gehören neben den Zutaten für Speisen auch Ingredienzien für heilsame Tinkturen. Als Mutter von sechs Kindern musste Maridl stets vernünftig haushalten und bei manchem Wehwehchen ein gutes Gegenmittel kennen. Früher gehörte dazu auch das cortisonhaltige Fett von Murmeltieren, nach denen sie selbst auf die Jagd ging. Die Pirsch überlässt die einst passionierte Jägerin mittlerweile anderen.
Aber das Sammeln von pflanzlichen Zutaten für ihre Heilwässerchen und Salben betreibt sie nach wie vor mit Begeisterung. Am Fuß der Felshänge wachsen ausgedehnte Johanniskrautplantagen zwischen den Steinen. Die gelben Felder schauen nicht nur hübsch aus, sondern sind auch sehr nützlich. Maridl setzt damit Johanniskrautöl an, ebenso gewinnt sie aus Wildem Thymian, Arnika und Meisterwurz feine Elixiere. Man kann damit die müden Glieder einreiben, wenn sie nach der Arbeit schmerzen oder wenn man krank ist.
Die Alm – eine Herzensangelegenheit
Die Falbesoner Ochsenalm ist eine Genossenschaftsalm und gehörte zu einem Teil Maridls Eltern. Als die Mutter starb, ging Maridl mit dem Vater auf die Alm. Die Alm war für sie eine Herzensangelegenheit, wobei das Herz schon früher drängte, aber die Zeit war erst dafür reif, als die Kinder größer waren.
Der Falbesoner Bach.
2005 pachtete Maridl die Alm dann selbst und bewirtschaftete sie mit ihrem Onkel. Schon damals halfen die Kinder im Sommer oft mit, während Maridls Mann lieber im Tal die Arbeit erledigte, weil er nicht so ein „Almnarrischer“ ist. Heute sieht Maridl ihre Almarbeit als Vermächtnis: „Meine Eltern haben mir die Almarbeit nahe gebracht und mir damit etwas sehr Wertvolles mitgegeben. Sie haben mir gezeigt, wo mein Weg hinführt!“
Nicht nur sie selbst, auch die Gäste der Falbesoner Ochsenalm freuen sich darüber, dass Maridl Sommer für Sommer die Alm bewirtschaftet. Denn wenn man an einem so schönen Ort immer dieselben herzlichen Menschen antrifft, hat man das Gefühl nach Hause zu kommen.