Welcher Ski-Typ bist du?
Der verrückte Ex-Skilehrer-Opa
Die Skier hat der verrückte Ex-Skilehrer-Opa schon im August gewachselt und die Kanten so scharf geschliffen, dass er sich vor dem ersten Skitag damit rasiert, wie früher in seiner Zeit bei den Gebirgsjägern. Um sieben Uhr früh steht er bereits am Parkplatz und läuft noch vor dem Liftwart zum Drehkreuz. Er muss der erste sein, der mit seinen samuraischwertscharfen Höllendingern von Abfahrtsschiern durch die frisch gezogenen Rillen zieht. Als der Lift endlich in Betrieb ist, springt er vor allen in die Gondel. Auf der Piste fährt er, was die künstliche Hüfte hergibt, im Schuss gegen die Franz-Klammer-Zeit von 1976, gegen die bei 130 km/h eng aussehenden Banden und gegen den Bandscheibenvorfall von der Vorsaison. Wer ihm in die Quere kommt, erntet verbale Entgleisungen von nicht gekannter Brutalität. Um zehn packt der Ex-Skilehrer-Opa wieder seine sieben Sachen, lässt die Ski vor dem Haus trocknen und erzählt dem Nachbarn, was er verpasst hat.
Der überambitionierte Freestyler
Frühmorgens treffen sie sich mit Schaufeln und großen Taschen an entlegenen Orten. Was nach dem Anfang eines Mafia-Films klingt, ist bloß die Winterroutine der Freestyler-Community. Kein Stiegengeländer und kein eingeschneites Hüttendach ist vor ihnen sicher. Mit Schaufeln bauen sie sich Sprungschanzen, um Saltos und Drehungen zu üben und diese mit eigenartigen Zahlenkombinationen zu benennen, die kein Mensch versteht. Der wichtigste Typ ist allerdings der, der gar nicht springt – der Kameramann. Der ungefähr älteste Freestylerwitz bringt es auf den Punkt: Wie viele Personen braucht man, um im Funpark zu fahren? Richtig – drei. Einen, der fährt, einen der filmt und einen, der laut und deutlich artikuliert: „Boah geil Alter, 360 Nosegrab, Aaalter!“
Der motivierte Sonntagsfahrer
Der Sonntagsskifahrer will hoch hinaus – am liebsten auf der schwarzen Piste, auf der er überhaupt nichts verloren hat. Im Sportgeschäft hat er sich die schnellsten Bretter besorgt, das wissende Lächeln des Verkäufers ignoriert und sich für den Helm witzige selbstklebende Bärenohren gekauft. Auf der Piste verärgert er abwechselnd den überambitionierten Freestyler, indem er ihm durch die frisch gebaute Rampe fährt, und den verrückten Ex-Skilehrer-Opa, indem er existiert. Zu Mittag verrenkt er sich mit einer doppelten Portion Kaspressknödel den Magen. Der Eifer des überambitionierten Sonntagsfahrers und die Erkenntnis, dass Skifahren ziemlich anstrengend ist, enden meist an der Bar, im Spa und manchmal leider auch im gelben Helikopter.
Der Studierende
Style ist alles – das wissen die Studierenden, die man auf den Pisten Tirols findet. Ganze Burton-Kollektionen kann man in den Bussen erspähen, jeweils alleine auf zwei Sitzplätzen, da die extrabreiten Freeride-Skier nicht einfach zu den schnöden Skiern der anderen, sondern auf einen eigenen Sitzplatz gelegt werden müssen. Am Berg wird erst einmal gesonnt und ein Reparier-Bier getrunken. Der Vorabend hängt noch nach. Leicht schwankend geht es zum ersten Run. Weil man das Freeriden nach drei Semestern meist noch nicht beherrscht und auf der Piste zu fahren verdammt uncool ist, roden sie zur Übung lieber den Jungwald abseits der Piste. Nach der Fahrt zurück nach Innsbrooklyn geht man zum Après-Ski gleich in den Club. Ganz wichtig: das Ski-Zeug anlassen, Stichwort Schweiß und Pheromone.
Der Retro-Skifahrer
Obwohl schwer vom Pisten-Hipster zu trennen, erkennt man den Retro-Skifahrer an seinem neonleuchtenden Ganzkörperskianzug, an den geraden Skiern, den Holzstöcken und einem Hüftschwung beim Bögen-Ziehen, der ihn von einer Aura aus Bewunderung und Fremdscham umgeben lässt. Sein Auto ist ein Oldtimer und sein Facebook ist noch aus echtem Papier. Er sehnt sich zurück in eine nicht unbedingt bessere, aber andere Welt. Statt einem Smartphone hat er einen Walkman in der Tasche, statt Heizeinlagen in den Skischuhen einen Flachmann im Rucksack. Beim Ugly-Skiing-Day in der Axamer Lizum fällt er nicht weiter auf, sein Style liegt irgendwo zwischen Hansi Hinterseer in den Achtzigerjahren und Dieter Bohlen (noch heute). Er verachtet die modernen Überflieger und sieht sich mit Stolz als kleinkarierter Kauz.