Gut zu wissen

Kuriositäten in Tirol

Es gibt Phänomene, Bauerwerke und Gepflogenheiten in Tirol, die auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen. Und doch gibt es sie.

1. Eine Sehenswürdigkeit, die lacht und weint

Die mächtige Triumphpforte am südlichen Ende der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck ist nicht zu übersehen. Bei genauerer Betrachtung wird man feststellen, dass es eine fröhliche und eine traurige Seite gibt. Erbaut wurde die Pforte 1765 anlässlich der Heirat der spanischen Prinzessin Maria Ludovica mit Erzherzog Leopold, dem zweiten Sohn der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Dieser Verbindung ist die südliche Seite der Pforte gewidmet, sie zeigt das Hochzeitspaar. Der plötzliche Tod des Gatten der Kaiserin während der Hochzeitsfeierlichkeiten trübte das freudige Ereignis sehr. Zum Gedenken des Kaisers wurde die Nordseite der Pforte daher mit Trauermotiven verziert.

2. Gämsen, so viele wie eine ganze Stadtbevölkerung

Dass sich Gämsen in Tirol sehr wohl fühlen, beweist ihre Anzahl. Rund 63.000 leben in den Bergen Tirols. Eine Karawane mit allen Tiroler Gämsen würde von Innsbruck bis mindestens nach Kufstein reichen. Und wenn es eine Stadt mit den Tiroler Gämsen gäbe, wäre die Stadt einwohnerzahlmäßig so groß wie die deutsche Stadt Rosenheim. Wobei sich die flinken Kletterer dort niemals so wohl fühlen würden wie im Gebirge, in den Bergen Tirols finden sie ihren idealen Lebensraum vor. Gämsen sind sehr scheu, aber auch neugierig, weshalb man beim Wandern immer wieder welche von ihnen beobachten kann.

3. Ein Ort, der keinen Namen hat

Das könnte man meinen, denn der Name dieses Bergdorfes in den Lechtaler Alpen lautet tatsächlich “Namlos”. Vermutlich leitet sich dieser Ortsname vom damaligen Besiedler „Amel“ ab. Das kleine Dorf hat nicht einmal 100 Einwohner, aber eine eigenständige Freiwillige Feuerwehr, eine Bergwacht, einige Unterkunftsmöglichkeiten und eine Musikkappelle. Die Landschaft, in der das Dorf eingebettet liegt, ist äußerst reizvoll und hat für Erholungssuchende und sportlich Aktive einiges zu bieten.

Namlos

4. Ein Tiroler Dorf, über 10.000 km von Tirol entfernt

Mitten in Santa Catarina, einem Bundestaat Brasiliens, stehen Häuser im Tiroler Stil. Es wird gejodelt, tirolerisch gesprochen und zu besonderen Anlässen Tiroler Tracht getragen. 1933 gründete der ehemalige österreichische Landwirtschaftsminister Andreas Thaler aus der Wildschönau mit anderen Auswanderern das Dorf „Dreizehnlinden“ im brasilianischen Urwald. Nach vielen Jahren schwerer Arbeit und entbehrungsreichen Zeiten entwickelte sich „Treze Tilias“, wie das Dorf auf portugiesisch heißt, zu einen aufstrebenden Tourismusort. Seine ca. 8.000 Einwohner haben sich die Tiroler Traditionen bis heute weitgehend erhalten. Die Schuhplattlergruppe „Lindenthal“ ist in ganz Brasilien bekannt. Wirtschaftlich bedeutend ist Dreizehnlinden vor allem für die zweitgrößte Molkerei Brasiliens mit dem uns allen bestens bekannten Namen „Tirol Milch“.

5. Ein Haus, so schmal wie eine Eingangstür

Man macht drei Schritte und schon ist man daran vorbei gegangen, ohne dass es einem aufgefallen wäre. Das passiert oft, denn das schmalste Haus Innsbrucks ist nur 211 cm breit und dementsprechend unscheinbar. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war an diesem Platz ein Durchgang zu einem ehemaligen dahinterliegenden Friedhof.

6. Ampelmännchen, die im Sportoutfit blinken

Fußgängerampeln müssen nicht langweilig sein. In Bremen leuchten die Bremer Stadtmusikanten auf, in Mainz regeln die Mainzelmännchen den Verkehr und es gibt wohl kaum jemanden, der die berühmten Berliner Ampelmännchen nicht kennt. Seit den International Children's Games im Jahre 2016 gibt es auch in Innsbruck an einigen Kreuzungen außergewöhnlich dekorierte Fußgängerampeln. Snowboarder, Skifahrer, Skateboarder und Wanderer weisen die Fußgänger darauf hin, dass man sich in Tirol auch noch gerne anders fortbewegt, wenn man sich nicht gerade auf einer Kreuzung in der Stadt befindet.

7. Eine Stadt, so klein wie ein Bahnhof

Rattenberg ist mit seinen knapp 440 Einwohnern und einer Fläche von 0,11 km² die kleinste Stadt Österreichs. Das entspricht ungefähr der Fläche des Hofgartens in Innsbruck. Rattenberg ist nur wenig größer als der Bahnhof in Leipzig. Über Rattenberg thront eine Burgruine, auf der im Sommer Kulturveranstaltungen stattfinden. Im Winter verzaubert die kleine Stadt seine Besucher mit einem Adventmarkt, der gänzlich ohne künstliches Licht auskommt. Rattenberg steht aufgrund seiner exzellent erhaltenen mittelalterlichen Gebäude unter Denkmalschutz und ist geprägt von kleinen Handwerksbetrieben. Es ist vor allem für seine Glasbläsereien bekannt.

8. Ein Schlepplift, der Vorrang im Straßenverkehr hat

Im kleinen Örtchen Navis im Tiroler Wipptal kreuzt ein Schlepplift die Gemeindestraße. Diese besondere Kreuzung wird durch einen Schlagbaum geregelt. Bei geschlossenem Schranken müssen die Autofahrer warten, bis die überwiegend sehr jungen Skifahrer mit dem Schlepplift vorbei gefahren sind. Diese kleinen Gemeindelifte, wie sie auch genannt werden, gibt es in mehreren Gemeinden in Tirol und haben eine lange Tradition. Schon so manches Tiroler Ski-As hat das Skifahren mit Hilfe solcher Lifte gelernt. Für die Kinder dieser Gemeinden ist das Skifahren eine tägliche Selbstverständlichkeit und ein großer Spaß.

9. Ein Schwimmbecken, das zur Gänze aus Eis besteht

Im Natureispalast des Hintertuxer Gletschers kann man durch einen Eissee schwimmen. Die Luft- und Wassertemperaturen im Inneren der Gletscherhöhle liegen um den Gefrierpunkt. Eine Herausforderung ist zusätzlich die dünne Luft, denn der Eissee liegt auf einer Seehöhe von 3.200 m. Wer die 80 m Länge des bis zu 30 m tiefen Bassins durchschwommen hat, kann sich zu Recht als kälteunempfindlich bezeichnen. Wem das zu extrem ist, den Eissee aber trotzdem durchqueren will, kann es auch mit Standup-Paddeling oder einer Kajaktour versuchen. In jedem Fall ist es ein Erlebnis, das man bestimmt nicht so schnell vergessen wird.

10. Ein Tiroler Ort, für den andere Tiroler einen Pass brauchen

Jungholz ist eine Tiroler Gemeinde, liegt aber in Bayern. Sie ist nur über deutsche Straßen erreichbar. Andere Tiroler brauchen streng genommen einen Pass, um die Jungholzer zu besuchen, außer sie überqueren den 1636 m hohen Gipfel des Sorgschrofens als einzige territoriale Verbindung zu Tirol. Der Verwirrung nicht genug, hat Jungholz mit seinen 300 Einwohnern und 700 Gästebetten auch noch zwei Postleitzahlen, eine österreichische und eine deutsche.

11. Ein Friedhof, auf dem man sich totlacht

Wo an vergleichbaren Orten dieser Art geweint wird, kann man sich hier das Lachen nicht verkneifen. Und das soll man auch gar nicht, denn in Kramsach wurden Grabinschriften aus ganz Tirol genau zu diesem Zweck auf dem Museumsfriedhof zusammengetragen. Was auf den ersten Blick pietätslos wirkt, hatte in früheren Zeiten einen Sinn. Humor sollte die Trauer lindern. Ganz nebenbei erzählen die Inschriften in aller Kürze brisante Details aus dem Leben der verstorbenen Personen, welche diese wohl lieber ins Grab mitgenommen hätten.

12. Ein Tempel, der aus Tiroler Steinen erbaut wurde

Am Ufer des Hundstalsees, einem kleinen Bergsee oberhalb der Inzinger Alm, haben Heinz Triendl und Robert Tribus einen Tempel aus umliegenden Steinen erbaut, ganz ohne Bindemittel. Er ist Apollon geweiht, dem Gott der Künste aus der griechischen Mythologie. Der Bau entstand illegal. Trotzdem gelang es den beiden Tiroler Künstlern, immer wieder daran weiter bauen zu können. Insgesamt dauerte der Bau des Tempels 22 Jahre lang. Inzwischen wurde der Bau glücklicherweise als Kunstwerk anerkannt und darf dort ganz offiziell stehen. Er ist ein beliebter Ort für Pilger aus aller Welt geworden.

13. Eine Maus, die am Großglockner lebt

Vor einiger Zeit wurde am Gipfel des Großglockners auf 3798 m Höhe eine Maus entdeckt, im Netz kursiert sogar ein Beweis-Video. Da die Maus mehrmals gesichtet worden sein soll, vermutete man, dass sie sich am Gipfel heimisch niedergelassen hatte. In den Alpen wurde bisher keine Maus in solchen Höhen gesehen. Theoretisch ist es aber möglich. Schneemäuse können bis zu einer Höhe von 4.000 Meter überleben. Trotzdem haben sie auch nur eine Lebenserwartung von 18 Monaten, deshalb dürfte die „Glockner-Maus“ inzwischen verstorben sein. Ob die Glockner-Maus Nachkommen hat, ist (noch) nicht bekannt.

14. Eine Garnele, die in Tirol zu Hause ist

Es gibt viele schmackhafte Tiroler Produkte, an Garnelen dachte ich bisher in diesem Zusammenhang nicht. Dabei gelten die Tiroler Alpengarnelen, die in Hall in Tirol gezüchtet werden, als echte Delikatesse. Ohne chemische Zusätze, ohne Antibiotika und nur durch Zugabe von hochwertigem Meersalz gedeihen die Alpengarnelen bestens im Tiroler Quellwasser. Wer hätte das gedacht!

16. Ein Haus, das nur zur Hälfte gebaut wurde

Auf dem Weg zur Rosengartenschlucht in Imst kommt man an sonderlichen Häusern vorbei. Vermutlich aus Platzgründen wurden die Häuser nur zur Hälfte direkt an einem Felsen entlang gebaut, teilweise gibt es auch unterirdische Räume. Das „Imster Bergl“, wie dieser Felsen mitten in der Stadt genannt wird, ist ein Rest eines Konglomerats aus Flussschotter und ist ca. 25.000 Jahre alt.

16. Ein Flughafen, auf dem nicht jeder landen darf

Zumindest nicht als Pilot eines Flugzeuges. Dafür braucht es eine Zusatzausbildung am Flugsimulator und ein Einweisungs-Flug mit dem Fluglehrer. Grund dafür ist neben der besonderen Topographie Tirols vor allem der oft starke Föhn-Wind in Innsbruck, der besondere Kenntnisse zum sicheren Starten und Landen von Flugzeugen erfordert.

17. Ein See, der kommt und geht, wann er will

Baden im Lottensee ist Glückssache. Dieser periodische Bergsee bei Seefeld kommt und geht, wie es ihm passt. Er bildet sich aus unterirdischem Schmelzwasser. Vermutlich hängt es von der winterlichen Schneemenge ab, ob sich der See im Frühjahr wieder bildet. Bewiesen ist es nicht. Vielleicht ist er einfach nur launisch.

18. Ein Graf Dracula, der im Schloss Ambras zu finden ist

Erzherzog Ferdinand II sammelte im 16. Jahrhundert Bilder außergewöhnlicher Menschen. Und so ergab es sich, dass sich das einzige weltweit erhaltene Porträt des Woiwoden Vlad Tepes, besser bekannt als Graf Dracula, nicht in Rumänen, sondern in Innsbruck befindet. Graf Dracula war ein rumänischer Herrscher, der Verbrecher und Feinde bestrafte, indem er sie pfählte, der Vampir wurde ihm erst viel später in einem Roman angedichtet. Seit 400 Jahren ist das Porträt im Besitz von Schloss Ambras (das übrigens als ältestes Museum der Welt gilt) und kann dort in der Kunst- und Wunderkammer besichtigt werden.

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