Das Geheimnis vom Märzengrund
Wenn ich unsere internen Cine Tirol Location Scoutings zu planen beginne, bin ich immer voller Vorfreude und Neugier. Nicht nur auf das was uns alles an diesem Tag gezeigt wird sondern auch welchen Menschen wir begegnen werden.
Auf unserer letzten Location Tour durch das Zillertal ist mir aber zum ersten Mal bewusst geworden, dass wir uns hier nicht nur auf die Suche nach atemberaubenden Drehorten machen, sondern auch die Geschichten des Landes in einer ganz eigenen Art und Weise erzählt bekommen.
Auf der Tripplonalm ist Siml natürlich wohlbekannt.
Vielleicht gehe ich einfach auf die Idee dieser besonderen Tour ein. Auslöser war mitunter ein Bericht über das derzeitige Theaterstück „Märzengrund“, welches beim Theaterfestival Stummer Schrei im Zillertal aufgeführt wird. Felix Mitterer hat hier eine wahre Geschichte aufgegriffen und erzählt im Stück von einem Einsiedler, welcher allein im Märzengrund gelebt hat. Dem Artikel war ein Bild angefügt, welches uns schon erahnen ließ, dass es sich hier um einen außergewöhnlichen Drehort handeln könnte.
Ein Bauernsohn geht ins Gebirge und kehrt 40 Jahre nicht in die Zivilisation zurück. Was treibt jemanden dazu und wie reagieren die Menschen aus dem Dorf? Wie sieht wohl ein Leben geprägt von Einsamkeit, inmitten der Natur aus? Kann man das nachvollziehen? All diese Fragen inspirierten mich, endlich loszustarten.
Fahrt ins Ungewisse
Gemeinsam mit unserer Praktikantin Anna fuhr ich also mit unseren Fotokameras bepackt ins Zillertal um den Außendienstmitarbeiter des lokalen Tourismusverbandes, Rupert, zu treffen.
Erster Halt bei der Gmündaste
Schon die Anfahrt in den Grund war abenteuerlich und als wir bei der Gmündaste anhielten, um Fotos zu machen, bekamen wir schon einen guten Überblick über die Location. In dieser Aste steht heute noch die Winterresidenz des Einsiedlers „Siml“ alias Simon Koch (übrigens selber von ihm erbaut).
Dann ging die Fahrt weiter hinein zum Märzengrund. Zuerst auf die linke Seite hoch, um auf der Obweinalm kurz Halt zu machen und von dort aus ein paar Schnappschüsse zu ergattern. Danach fuhren wir auf die rechte Seite des Tales bis hinauf zu der Tripplonalm. Je mehr wir im Gespräch mit Rupert waren, desto mehr Einzelheiten über diesen unbekannten „Siml“ erfuhren Anna und ich.
Am Hochleger angekommen trafen wir dann auf zwei „Melcher“, die uns die eine oder andere Anekdote des Einsiedlers erzählten, ihn auch persönlich kannten und schätzen gelernt haben. Neben den Begegnungen mit „Siml“, den sie im Sommer nur ganz oben angetroffen haben, gaben sie uns auch einen guten Einblick in ihr tägliches Werken und Schaffen auf der Alm. „Siml“ verbrachte den Hochsommer noch ein paar hundert Meter über der Tripplonalm, ganz alleine und abgeschnitten, ständig auf der Hut, ja nicht zu viele „Strahlen“ abzubekommen.
Einer der Melcher zeigt uns die Richtung zu Simls Sommeralm
Wenn ein toter Einsiedler zum Leben erwacht
Je mehr Geschichten wir hörten, desto greifbarer wurde Simon Koch für uns. Beim Verlassen des Märzengrundes konnten wir uns „Siml“ deutlich vorstellen und hatten ein genaues Bild von ihm vor Augen. Die Vorstellung, wie er über die Jahre hinweg diese Wege gegangen war und an seiner Hütte am Grund gearbeitet hatte. Wie er eines seiner Augen meist mit einem Tuch abdeckte, um ja nicht zu viele Strahlen abzubekommen. Wie er nur mit einigen wenigen Menschen Kontakt aufnahm. Auch wenn wir uns beide dachten, so ein Almleben wäre nichts für uns, konnten wir doch ihn irgendwie verstehen.
Mit dieser besonderen Geschichte im Hintergrund wurde aus einem „normalen“ Location Scouting eine Suche nach Simon Kochs Spuren, seiner Geschichte und seinen Hintergründen. Was bewegte diesen Mann, für den Rest seines Lebens bewusst die Öffentlichkeit und das gesicherte Leben im Tal aufzugeben um alleine, Sommer wie Winter, im Märzengrund zu bleiben und dort nur Stille und Natur vorzufinden. Man wird es nie wissen. Eines ist aber sicher: In seinem zu Hause, dem Märzengrund, hat er sicher niemanden gestört.
Aussicht auf Simls Winteralm