Bitte keine Verallgemeinerungen! Nirgendwo sonst wäre das ungerechter als in Tirol. Der Charakter der Tiroler und Tirolerinnen ist so unterschiedlich wie die Höhe der Bergspitzen in den verschiedenen Tälern. Derb mag er wirken, der Tiroler. Macht aber viel die Sprache aus. Stur? Wieder nicht generell zu sehen, aber eher ja. Manchmal ist es auch sinnvoll, keine Kompromisse einzugehen. Sonst hätten sich jahrhundertalte Traditionen wohl nicht so lange gehalten.
Tatsächlich ist es so, dass man diese Eigenschaften den Oberländern (allen Tirolern westlich der Melach in Kematen) nachsagt. Das bedeutet aber nicht, dass die Oberländer nicht liebenswert wären. Sie brauchen nur etwas mehr Zeit, um Vertrauen zu fassen. Ist das Eis erst einmal gebrochen, halten Freundschaften nicht selten ein Leben lang. Außerdem: Der Oberländer ist absolut ehrlich. Darauf kann man sich verlassen.
Das wiederum wird den Unterländern (von Kematen ostwärts, Innsbruck ausgenommen) zugesagt. Nur zu gern wird man sehr schnell an die Unterländer Brust gedrückt. Was manchmal den Eindruck von Oberflächlichkeit und Falschheit vermittelt. Man sollte es genießen und nicht allzu ernst nehmen!! Wir nehmen es auch mit Humor. Nicht umsonst kursieren lustige Sprüche wie „Eine Beerdigung im Unterland ist lustiger als eine Hochzeit im Oberland“ oder „Bevor von einem Oberländer ein Busserl kriegst, bekommst von einem Unterländer ein Kind“. Zweiteres wäre in diesem speziellen Fall dann doch etwas ernster zu nehmen.
Unglaublich, aber wahr: Es gibt viele unter uns, die nicht skifahren können, weil sie es nie richtig gelernt haben oder es einfach nicht mögen. Man hängt es nur nicht an die große Glocke. Ich gehöre zu beiden Gruppen, aber glauben tut mir das keiner. Vielleicht sollte ich beim Après-Ski nicht mit der Skiausrüstung auftauchen…
Fußball? Nun ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und aufgeben tut man Briefe.
Wir sind ein Tourismusland. Das heißt nicht, dass wir alle so sind wie in der legendären Fernsehsendung „Die Piefke-Saga“ aus den 80igern des vorigen Jahrhunderts. Wer die Saga kennt, weiß, dass es „Griaßler“ (falsche Person, üblicherweise Gastwirt, der den Gästen übertriebene Freundlichkeit vorspielt, um sie zur Konsumation in seinem Betrieb zu überreden) in allen Tourismusregionen der Welt gibt.
Aus meinen Erfahrungen kann ich nur sagen, in Tirol habe ich nur wenige „Griaßler“ getroffen. Ich wurde zum Beispiel nie von einem Tiroler Hüttenwirt in seine Gaststube gezogen, weil ich das Tagesgericht probieren sollte, wie es mir vor Jahren in Rimini vor einer Pizzeria mit einem italienischen Kellner passiert ist…. oder gehörte der vielleicht gar nicht zum Restaurant? Kann auch sein. Upps.
Ist auch nicht überall so. In Innsbruck selbst wird ja oft gerne ein angepasstes, von den restlichen Tirolern nicht immer gern gehörtes, weil arrogant wirkendes Hochdeutsch gesprochen, wie z.B. : „Da habm wir sehr glacht“ statt „Do homma volle glocht“. Das derb klingende „KKK“ wird in entsprechenden Wörtern unterdrückt. In vorwiegend Oberländer Gebieten ist es anders. Dort stellen sich Namen wie „Christian“ oft als Zungenbrecher heraus. Aus diesem wird schnell ein „KKKrischtian“. Der „Jakob“ wird schnell ein „JaKKKopp“, wenn nicht gar ein „Joggl“, um das „KKK“ zu umgehen.
Eine Eigenheit, die ganz Tirol wieder vereint und die Kommunikation sehr erleichtert. Ähnlich wie das freundschaftlich gemeinsam getrunkene „Stamperl“ (Glaserl Schnaps, vorzugsweise Selbstgebrannter). Egal ob misstrauisch oder offen, auf der Straße gegrüßt wird jeder außerhalb von Städten (da gehört sich das nicht, das würde man ja nicht mehr fertig werden). Vorzugsweise mit “Griaß di” oder „Griaß enKKK“. Auch „Servus“ und „Heil“ unter bekannten Gesichtern. Dieser Gruß hat in keinster Weise etwas mit Nazionalsozialismus zu tun! Man wünscht dem anderen nur das Beste. Und dass er immer „heil“ sein, also von Bösem verschont bleiben möge.
Das stimmt nicht, obwohl es manchmal praktisch wäre. So ein Dirndl ist auch im Sommer luftig leicht (außer die traditionellen Trachten, welche meist aus schweren Stoffen genäht sind) und steht jeder Frau, ob rund, dünn, alt oder jung. Und die waschresistenten Lederhosen sind sowieso der Hit. Auf Zeltfesten und Prozessionen aber ist das Tiroler Gewand für jeden traditionsbewussten Einheimischen ein Muss. Vielerorts im Gastgewerbe unter den Kellnerinnen und Kellnern auch. Hier nicht immer ganz freiwillig.
Stimmt nicht, obwohl gern gefeiert wird. Wenn dann auf Zeltfesten. Bei entsprechender Feierlaune wird da schon auch mal gejodelt. Das heißt aber nicht, dass es jeder kann! Vor allem der “Schuachplattler” erfordert Übung und Geschick. Üblicherweise jodelt nur die für das Fest gebuchte Musikgruppe. Vermehrt ist das im Zillertal der Fall. Kommt wahrscheinlich daher, weil das Zillertal auch die größte Dichte an Musikgruppen innerhalb Tirols hat.
Dieser Eindruck entsteht, weil ein Tiroler sich eher eigenständig fühlt und nicht unbedingt als Österreicher. Dabei weiß jeder Tiroler, der einmal in Wien war, wie offen man dort aufgenommen wird. Die Wiener scheinen uns zu lieben. Und das schmeichelt wiederum sogar uns.
Stimmt nicht. Als ich einem Flachländer einmal erklärt habe, dass man für viele Almwege, die für Autos frei gegeben sind, keinen Allrad bräuchte, sondern ihn auch mit einem Suzuki Swift wunderbar befahren könnte, wollte er sich mit seinem neuen Golf GTI keine Blöße geben. Und hat beim ersten Holperer geschwitzt, als hätte es dreißig Grad im Schatten, was in Tirol eher seltener vorkommt. Passiert ist seinem Schlitten nichts. Wusste ich’s doch!
Allrad ist trotzdem recht in, gerade für den Winter erleichtert es so manch steile Auffahrt. Aber dass wir alle einen haben? Klares Nein. Wer außerdem glaubt, dass wir sowieso alle nur in steilen Gebieten leben, unsere Häuser nur Hanglagen haben und man im Winter Steigeisen braucht, um nach Hause zu kommen, der soll sich das Inntal ansehen. Da ist es brettleben. Die meisten Tiroler wohnen links und rechts vom Inn und gar nicht aufn Berg.
Stimmt teils. Früher mehr als heute. Und wenn, dann bei Volksfesten, meist jüngere Burschen. Ist aber dann auch schnell wieder vorbei und es wird wieder die Friedenspfeife oder -zigarette geraucht. Aufgrund des zunehmenden Rauchverbots in öffentlichen Räumen, also auch in Festzelten, wird wieder vermehrt das Versöhnungs-Schnapserl oder eine halbe Bier getrunken.
Das stimmt. Aber nur in Tirol. Unser Geheimnis (ja nicht weiter sagen): Die Berge sind unsere Wegweiser. Im Flachland sind wir verloren…