22 Fakten über Schnee
01 · Schnee ist kein gefrorener Regen
Schneeflocken entstehen direkt aus Wasserdampf in den Wolken. Den flüssigen Zustand überspringen sie sozusagen. Ihre typische Gestalt – sechs perfekt symmetrische Arme – bilden die Flocken aus, wenn sie zu Boden fallen und dabei unterschiedliche Temperatur- und Feuchtigkeitszonen durchqueren.
02 · Schnee ist weiß und schwarz
Schneeflocken haben vielen Verästelungen und verdrehte Oberflächen, sie werfen das Licht in unterschiedliche Richtungen zurück. Die Strahlen überlagern sich, wir sehen: weiß. Geht man indes nach dem sogenannten thermischen Spektralbereich, ist Schnee schwarz. Er schluckt fast hundert Prozent der einfallenden Temperaturstrahlung.
03 · Jede Schneeflocke ist nur theoretisch einzigartig
Bislang wurden keine zwei Flocken entdeckt, die völlig identisch ausgesehen hätten. Ein Eiskristall von einem Millimeter Durchmesser setzt sich aus rund 100 Trillionen Wassermolekülen zusammen. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei zwei Flocken alle Moleküle am gleichen Platz sitzen, ist also gering – aber nicht ausgeschlossen. Erwiesen ist, dass sie eine Vielzahl von Formen ausbilden. Nur sechs Ecken oder sechs Strahlen haben sie immer.
Auf den ersten Blick einfach Schnee, aber jede Schneeflocke ist nur theoretisch einzigartig.
04 · Laut rieselt der Schnee
Schneefall kann man hören. Wie sehr, hängt von seiner Intensität und der Windstärke ab. Für ruhig fallenden Schnee werden meist zehn Dezibel veranschlagt, das entspricht der Lautstärke von normalem Atmen. Gleichzeitig wird die Umgebung leiser, weil der Schall von den Eiskristallen reflektiert wird und sich schneller verliert.
05 · Schnee schreit
Laut kanadischen Forschern geben Schneeflocken schrille Laute von sich, sobald sie auf einer Wasseroberfläche aufschlagen. Denn in den Flocken sind kleine Luftblasen eingeschlossen; werden sie freigesetzt, erzeugt das Töne in einer Frequenz zwischen 50 bis 200 Kilohertz. Unhörbar für uns Menschen.
06 · Nicht der Schnee ist rutschig, sondern das Wasser dazwischen
Warum lässt sich auf Eis Schlittschuhlaufen und auf Schnee Skifahren? Das hängt mit den Wassermolekülen zusammen. Je tiefer die Temperatur, desto langsamer werden sie. Wenn Wasser gefriert, werden die winzigen Teilchen nahezu unbeweglich. Aber ganz außen in der Eisschicht bleiben die Moleküle beweglich wie bei einer Flüssigkeit. In Wahrheit gleitet ihr beim Skifahren und Eislaufen also auf einem dünnen Wasserfilm entlang.
Wieso sind Schnee und Eis eigentlich rutschig?
07 · Die Inuit kennen keine 200 Worte für Schnee
Dass die Ureinwohner der Arktis besonders viele Begriffe für Schnee hätten, ist Fiktion. Ihre Sprache ist ganz anders aufgebaut, einzelne Worte lassen sich darin oft nur schwer festmachen und sind vom Kontext abhängig. Dafür aber kennt das Deutsche zahlreiche Begriffe für Schnee. Experten sortieren ihn unter anderem nach Feuchtigkeit (Pulverschnee, Pappschnee, Faulschnee), Alter (Neuschnee, Harsch, Büßerschnee) oder Dichte (Schwimmschnee, Firn, Eis).
08 · Ohne Schmutz kein Schnee
Ohne sogenannte Kristallisationskeime bilden sich in den Wolken keine Schneeflocken. Das können zum Beispiel Staub- oder Pollenpartikel sein. An diesen gefrieren die Tropfen fest, während gleichzeitig die Luft um Partikel und Tropfen ebenfalls gefriert.
09 · Naturschnee ist das fast perfekte Baumaterial
Erstens ist er zu 100 Prozent nachhaltig. Zweitens leitet Schnee Wärme schlecht, die zwischen den Eiskristallen eingeschlossene Luft isoliert. Drittens wird leicht angetauter Schnee mit der Zeit hart wie Beton und schließt gut ab, weshalb Inuit Atemlöcher in ihre Iglus einbauen. Größtes Manko des Baustoffs: Wird es zu warm, schmilzt er rasant dahin.
Aus Schnee lassen sich Häuser – na gut, Iglus – bauen.
10 · Unser Geruch für Schnee
Schnee ist Wasser und damit geruchslos. Trotzdem sind manche Menschen überzeugt, Schnee riechen zu können. Eine Erklärung ist, dass die Schneeflocken Aerosole oder Algen einschließen, die einen Eigengeruch mitbringen. Ein anderer: Schnee verhindert, dass Gerüche vom Boden aufsteigen, die Luft „riecht“ dadurch für unsere Nase ungewohnt klar – nach Schnee.
11 · Schnee ist eine Waffe
Schnee spielte in vielen Kriegen eine Rolle. Im achten Jahrhundert schlugen Bauern einen Wikingerfürsten, weil sie sich auf Skiern besser durch das verschneite Norwegen bewegen konnten. Um 1200 kamen in Skandinavien erstmals „Skisoldaten“ zum Einsatz. Allein am 13. Dezember 1916 starben Tausende Soldaten in den Südalpen, als sich eine Lawine löste; teils wurden während des Ersten Weltkriegs auch Abgänge absichtlich ausgelöst, um den Feind zu verschütten. Und die Truppen von Napoleon und Adolf Hitler blieben im russischen Schnee stecken. Deren Größenwahn bezahlten Zehntausende mit ihrem Leben.
12 · Den Schneeeffekt gibt es nur in der Kunst
Maler lieben Schnee. So bannten die Impressionisten des 19. Jahrhunderts verschneite Landschaften auf die Leinwand; heute wird diese Phase „Effet de Neige“ (Schneeeffekt) genannt. Japanische Künstler versuchten sogar, mithilfe übereinander gelegter Drucke die verschiedenen Farb- und Lichttöne des Schnees zu imitieren.
Es gibt nicht nur Kunstschnee, sondern auch Schneekunst..
13 · Kunstschnee braucht keine Schneekanonen
Um in alten Hollywoodfilmen Schnee zu imitieren, ließen Regisseure weiß gefärbte Cornflakes über ihre Schauspieler regnen. Leider „schneiten“ diese Flocken mitunter so laut, dass Szenen nachvertont werden mussten. Auch Industrieschnee entsteht ohne Schneekanonen, dafür durch Emissionen von Industrieanlagen. Dokumentiert sind Schneehöhen von bis zu zehn Zentimetern.
14 · Die Schneekugel ist eine österreichische Erfindung
Der Wiener Werkzeugmacher Erwin Perzy eröffnete 1900 die erste Fabrik für „Glaskugeln mit Schnee-Effekt“. Eigentlich hatte er eine neue Lampe kreieren wollen. Doch in Wasser herumwirbelnden Metallspäne erinnerten ihn an Schnee – und brachten ihn dazu, die erste Schneekugel anzufertigen.
Die Schneekugel ist eine österreichische Erfindung.
15 · Schnee kennt mehr als eine Farbe
„Blutschnee“ galt im Mittelalter als böses Omen. Dabei gibt es gleich zwei Erklärungen für das seltene Phänomen. Tragen die Winde besonders viel Saharastaub mit sich, werden mitunter rote Sandpartikel in den Flocken eingeschlossen. Auch bestimmte Algensorten färben Schnee rot oder grün. Wie auch bei „gelbem Schnee“ sollte man von einer Kostprobe absehen.
16 · Schnee und Ungeborene lassen sich auf die gleiche Weise vermessen
Wer Schneehöhen bestimmen will, nutzt dazu heutzutage Ultraschall. Je nachdem, wie lange der Schall benötigt, um den Schnee zu durchqueren, lässt sich daraus seine Höhe berechnen. Damit die Messung akkurat ist, benötigt der Sensor aber weitere Informationen, zum Beispiel zur Lufttemperatur.
17 · Schnee ist schwer
Eine einzelne Flocke ist zwar durchschnittlich 0,004 Gramm leicht. Aber sie kommt ja nie allein, sondern in Massen. Ein Kubikmeter trockener Pulverschnee wiegt zwischen 30 und 50 Kilogramm. Wird er nass und verdichtet sich, kann das Gewicht auf bis zu eine halbe Tonne pro Kubikmeter steigen. Eine nur zwölf Zentimeter dicke Eisschicht wiegt sogar so viel wie zwei bis drei Meter Neuschnee.
Die Bäum ein diesem Bild haben einiges zu Tragen, denn Schnee ist schwer.
18 · Schnee ist sehr langsam unterwegs
Weil die einzelne Schneeflocke so leicht ist, dauert es lange, bis sie da ist. Ohne Windeinfluss erreicht eine Flocke den Boden mit einer Geschwindigkeit von ungefähr vier Kilometern pro Stunde. Auch wenn die Flocke beim Fallen wächst, also schwerer wird, spielt das kaum eine Rolle: Die vergrößerte Oberfläche bremst den Fall.
19 · Schnee macht blind
Durch seine Struktur reflektiert Schnee extrem viel Sonnenlicht. Ohne Schutz drohen daher Hornhaut und Bindehaut im Auge zu verbrennen, ähnlich wie bei einem Sonnenbrand. Die daraus resultierende Schneeblindheit (medizinisch: aktinische Keratose und Photokeratitis) kann mit schmerzhaften Sehstörungen einhergehen.
Schnee reflektiert extrem viel Sonnenlicht und kann im schlimmsten Fall zur Schneeblindheit führen.
20 · Schneeflocken können riesig werden
Die größte je beobachtete Schneeflocke soll einen Durchmesser von 38 Zentimetern gehabt haben. Leider lässt sich diese Entdeckung aus dem Jahr 1887 nicht nachprüfen. Sicher ist, dass Flocken für ihre Verhältnisse gigantische Ausmaße annehmen können, indem sie miteinander verklumpen – laut meteorologischen Berichten werden sie so zwischen zehn und 20 Zentimeter groß.
21 · Schneeflocken sind auch mal plump
Auf Fotos wirken Eiskristalle mit ihren vielen Verästelungen filigran. Tatsächlich reichen aber schon 275 Wassermoleküle aus, um eine Flocke zu bilden, richtige Kunstwerke sind da noch nicht möglich. Bei höheren Temperaturen werden die Flocken zudem größer und gröber.
22 · Sogar auf dem Mars schneit es
Astronomen gehen davon aus, dass es auf dem roten Planeten regelmäßig zu Schneestürmen kommt. Allerdings verdampft der Schnee wohl, bevor er den Boden erreicht. Dafür erstrecken sich auf dem Mars riesige Gletscher – der Korolew-Krater etwa, mehr als 84 Kilometer im Durchmesser, wird von einem 1,8 Kilometer dicken Eispanzer bedeckt.
Außerirdisch schön: Sogar auf dem Mars schneit es.