Besondere Edelbrände – Schnaps aus Tirol
Jeden Herbst laufen in Tirol die Vorbereitungen für das Schnapsbrennen auf Hochtouren. Die Früchte und Rüben werden für das Brennen vorbereitet und im Winter geht es dann mit der Herstellung los. Getrunken werden die Edelbrände aber das ganze Jahr über. Dabei muss man eine wichtige Regel beachten: Wenn man in einem Tiroler Haus als Besucher ein "Schnapserl" angeboten bekommt, gilt es als unhöflich, dieses Symbol der Gastfreundschaft abzulehnen. Also dann Prost! Hier eine Aufzählung von einigen bekannten Tiroler Spezialitäten:
1. Meisterwurz
Meisterwurz-Schnaps wird bereits seit Jahrhunderten in Tirol gebrannt, sein Geschmack ist frisch-würzig. Die Meisterwurz ist eine krautartige Pflanze, die überwiegend auf Gebirgswiesen wächst. Gebrannt wird der Schnaps vor allem im Zillertal. Aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle gilt die Meisterwurz seit jeher als Heilpflanze. In manchen Teilen Tirols ist es immer noch Brauch, die Wohnstube zu Weihnachten mit Meisterwurz auszuräuchern, um böse Geister zu vertreiben.
Ein echter Meisterwurz von der Brennerei Giggus aus Stanz bei Landeck.
2. Krautinger
Der berühmte Krautinger wird ausschließlich in der Wildschönau gebrannt – dieses Monopol hat bereits Kaiserin Maria Theresia den Talbewohnern verliehen. Ursprünglich bekamen 51 Wildschönauer Brennereien die Erlaubnis, den rustikalen Rübenschnaps herzustellen, inzwischen wird er noch in etwa 15 Betrieben produziert. Selbstgezogene Rübensamen und Buchenholz sorgen dafür, dass der Krautinger auch heute noch so schmeckt wie damals: intensiv und eigenwillig. Die Wildschönauer nennen „ihren“ Schnaps nicht umsonst „Medizin und Lebenselixier in einem“.
Die Wildschönauer Rüben werden zum Krautinger gebrandt.
3. Enzian
Die Enzianblüte ist ein traditionelles Symbol für die Tiroler Bergwelt. Enzianschnaps ist aromatisch-bitter und soll außerdem bei Magenproblemen helfen. Die Enzianpflanze gedeiht in bis zu 2.500 Metern Höhe und wächst äußerst langsam – erst nach zehn Jahren blüht sie das erste Mal. Aus diesem Grund stehen alle wild wachsenden Enziane in Tirol unter Naturschutz. Die für die Schnapsherstellung verwendeten Enzianwurzeln werden gezielt angebaut und geerntet. Im Geschäft wird man diese kostbare Spezialität kaum bekommen – zu wertvoll und selten ist dieser Schnaps. Galtür ist beispielsweise ein Dorf, in dem einigen Familien das Recht zum Brennen eingeräumt wurde und wenn man Glück hat, kommt man in den Genuss eines Stamperls.
Eine Enzianspezialität von Peter Schiechtl vom Imsterberg.
4. Pregler
Der Pregler darf ausschließlich im Bezirk Lienz in der Region Osttirol hergestellt werden. Er wird aus alten Osttiroler Apfelsorten und Mostbirnen produziert, in Ausnahmefällen dürfen auch Zwetschgen vergoren werden – diese Regel wurde von der österreichischen Lebensmittelkodex-Kommission festgelegt. Der Geschmack des Edelbrands ist klar und fruchtig. Übrigens: „Pregeln“ ist ein heute noch gebräuchliches Osttiroler Dialektwort für das Schnapsbrennen.
Ein Osttiroler Pregler von der Naturbrennerei Kuenz aus Dölsach.
5. Stanzer Zwetschke
In Stanz bei Landeck wachsen aufgrund der sonnigen Lage und dem trockenem Klima die Zwetschken besonders gut. Die Edelbrände der „Stanzer Zwetschke“ sind weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt und machen Stanz zu einer der zahlreichen Genussregionen Österreichs. 53 von 160 Haushalten in der Gemeinde üben derzeit das Brennereirecht aus. Probieren kann man den edlen Tropfen zum Beispiel in der hochmodernen Destillerie von Christoph Kössler, einem der bekanntesten und erfolgreichsten Tiroler Brenner. Schnaps ist laut Kössler übrigens ein „Unwort“, das man vermeiden sollte. Viel besser für diese feinen Destillate passt das Wort „Edelbrand“.
In der hochmodernen Feindestillerie Kössler wird die Stanzer Zwetschke zu Edelbränden verarbeitet. Foto: Tirol Werbung / Lisa Hörterer
6. Edelbrände der Schnappsbrennerei Rochelt
In der Schnapsbrennerei Rochelt in Fritzens entstehen Edelbrände, die zu den besten der Welt zählen. Im Familienbetrieb werden nur die besten Früchte zu edlen Bränden verarbeitet. Die insgesamt 20 verschiedenen Sorten Obst – vom Apfel bis zur Vogelbeere – werden dafür von Hand geerntet. Nach dem Brennvorgang selbst geht es in einen rund zehn Jahre langen Reifeprozess im DAchboden der Brennerei. Erst danach kann der edle Tropfen genossen werden.
Unverwechselbar. Nicht nur der Geschmack, sondern auch die Verpackung: die für Rochelt typische grüne Zangenflasche. Foto: Tiroler Schnapsbrennerei Rochelt
Tiroler Schnapsroute
In ausgewählten Tiroler Schnapsbrennereien wird Besuchern jeder Schritt der Edelbrandherstellung – vom Obstanbau über den traditionellen Brennprozess bis hin zur richtigen Verkostung – anschaulich vermittelt. Bei der Tiroler Schnapsroute erlebt man die Entstehung dieser Tiroler Köstlichkeiten vor Ort mit und versteht die Wissenschaft und Liebe, die in den edlen Tropfen steckt.