Weil Kitzbühel in früheren Zeiten an der viel befahrenen Handelsroute vom Chiemsee über den Felbertauern nach Venedig lag, waren Reisende schon immer Teil der Stadt. Das hat sich bis heute nicht geändert: Kitzbühel ist Sport- und Lifestylemetropole und zieht Besucher aus aller Welt an. „Wer das erste Mal da ist, hat nicht das Bedürfnis, gleich wieder aus der Stadt zu sausen, sondern will erstmal eine Weile verbleiben. Vor 100 Jahren war das schon so, schon damals sind die Leute hier flaniert“, sagt Pepi Treichl. Der 70-jährige ist ein Kitzbüheler Urgestein und Stadtführer. Bei seinen Stadttouren erfährt unter anderem warum Bergbau, Kunst und ein altes Gefängnis mitten in der Stadt genauso zu Kitzbühel gehören wie die Streif.
Vor mehr als 750 Jahren wurde Kitzbühel das Stadtrecht verliehen. Seit 1271 hat sich die einst kleine Siedlung zu einer Metropole des Wintersports und des Lifestyles entwickelt. „Alles was Kitzbühel heute ausmacht, hängt mit der Vergangenheit zusammen“ sagt Pepi Treichl. Die Gamsstadt war lange gar kein Tiroler Ort. Genau wie Rattenberg oder Kufstein gehörte auch Kitzbühel bis 1504 zu Bayern und war eine Grenzstadt.
Der Tourismus hat in der Gamsstadt schon lange Tradition, wie der altehrwürdige Gasthof Goldener Greif (heute Hotel Goldener Greif), der zum ersten Mal im Jahr 1270 erwähnt wurde, zeigt. Dort, wo jetzt ‚Hotel‘ geschrieben steht, war eigentlich der Pferdestall. Die Menschen sind mit ihren Kutschen gekommen und übernachteten im gleichen Haus wie ihre Tiere. Eine weitere Besonderheit: Unter dem Tor ganz oben unter dem Giebel, wurden früher die Lebensmittel gelagert. Schnaps, Wein und Bier waren im Keller, aber Lebensmittel mussten unters Dach gebracht werden. Dort war es trocken und der Wind konnte durch die Schindeln pfeifen. Über einen Balken wurden die Lebensmittel hochgezogen. Tore und Balken entdeckt man bei genauem Hinsehen übrigens heute noch bei vielen historischen Stadthäusern der Kitzbüheler Altstadt. Heute ist Kitzbühel freilich mehr für sein mondänes Flair bekannt, aber es ist spannend zu sehen, wo die Ursprünge liegen.
Mitverantwortlich für den weltweiten Ruhm Kitzbühels ist auch Franz Reisch. Sein Bild kann am Rathaus Kitzbühel bestaunt werden. Der Hotel- und Skipionier war seiner Zeit weit voraus und trieb den Aufstieg Kitzbühels als Fremdenverkehrsdestination voran. Bereits ab 1893 begann er mit hochalpinen Skiabfahrten, gründete 1902 den Kitzbüheler Wintersportverein (heute Ski Club), eröffnete 1903 das spätere Grand Hotel Kitzbühel. Schon 1908 gab er außerdem ein Buch mit allen Bergen der Region heraus. Er war ein Vorreiter im Tourismus.
Den ältesten Teil der Stadt bildet die Stadtmauer mit dem Jochberger Tor und dem Pfleghof. Hier stand schon um 1120 eine Burg mit Wohntrakt und Wachturm. Von der ehemaligen Burg Kitzbühel ist heute nur mehr der fünf Stockwerke hohe Pfleghofturm erhalten. Das Jochberger Tor ist der Eingang in die historische Altstadt, von hier aus hat man zum ersten Mal die ganze „Flaniermeile“ im Blick. Am anderen Ende der Altstadt grüßen die beiden Türme der Liebfrauen- und der Andreaskirche, dahinter ist sogar der Wilde Kaiser zu sehen.
Kitzbühel war schon früher Anziehungspunkt für große Talente. Zwischen 1600 und 1800 gab es eine eigene Kitzbüheler Kunst. Unter den Bildhauern, Malern und Komponisten, die in der Stadt lebten, war auch die Familie Faistenberger: Vier Generationen lang wohnten sie in Kitzbühel und prägten die Stadt mit ihren Werken. Zu sehen ist dieser Einfluss unter anderem in der Andreaskirche, in der Liebfrauenkirche oder sogar mitten in der Stadt: Das Abbild eines Kupferstichs von Andreas Faistenberger ziert die Hausmauer der Bezirkshauptmannschaft, dem zentralen Amtsgebäude der Stadt.
Vor Verlassen der Altstadt über das ehemalige Spitaltor Richtung Kirchen, zeigt sich die „Salvenmoser Hochalm“, ein unscheinbares Gebäude, in dem heute der Kitzbüheler Ski Club seine Büros hat. Hier war früher das Stadtgefängnis. Weil das Geschäft daneben Salvenmoser hieß, wurde das Gefängnis von den Einheimischen „Salvenmoser Hochalm“ genannt. Das klang für Nicht-Eingeweihte eher nach Urlaub, aber die Einheimischen wussten Bescheid.
Ein Muss ist bei einem Stadt-Besuch auch ein Abstecher ins Museum Kitzbühel: Hier wird nicht nur die Stadtgeschichte gezeigt, sondern vor allem auch den Werken von Alfons Walde Tribut gezollt. Der Kitzbüheler Maler hat mit seinen Werken das Bild Kitzbühels nachhaltig geprägt. Mehr als 60 Gemälde und 100 Grafiken werden im Museum präsentiert.
Dass Kitzbühel sich schon früh so stark entwickeln konnte und noch heute mit ursprünglicher Schönheit punktet, liegt zu großen Teilen am Bergbau. Dieser hatte in der Region lange Tradition. Schon zur Zeit der Kelten vor 3000 Jahren wurde rund um Kitzbühel Kupfererz abgebaut. Einen wahrhaftigen Boom erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert, als man Silbervorkommen in der Region entdeckte. Auch in den berühmten Hahnenkamm wurden kilometerlange Schächte gegraben, um dort nach Silber zu suchen. Heute liegt das Glück auf der Piste, früher darunter. Das Hahnenkammrennen prägt die Stadt übrigens das ganze Jahr über. Vom Legendenpark hat man einen guten Blick auf die “Streif”.
Nach einem ausgedehnten Stadtspaziergang bietet sich eine Einkehr in der Fußgängerzone an. Sonne tanken kann man beispielsweise im Bastian’s Bar & Bakery. Das moderne Café mit eigener Bäckerei liegt mitten im Geschehen. Hier kann man auch ausgezeichnet frühstücken.
Gleich gegenüber gibt es das traditionelle Huber Bräu Stüberl,in traditionelles, uriges Brauhaus mit bodenständiger Küche. Noch dazu wird hier das Huber Bräu ausgeschenkt, ein regionales Bier aus dem benachbarten St. Johann. Ein guter Tipp für alle, die g‘schmackiges Gulasch und Knödel probieren wollen.
In der Altstadt gibt es außerdem noch einen echten Konditorei-Klassiker, den auch die Einheimischen schätzen: Das Café Praxmair, ebenfalls ideal für einen Kuchen- und Kaffeestopp.
Etwas außerhalb der Altstadtmauern sind zwei besondere Gourmet-Adressen zu finden: Das Restaurant Lois Stern und das Restaurant Neuwirt. Das mit zwei Gault Millau-Hauben ausgezeichnete Lois Stern in der Josef-Pirchl-Straße 3 ist seit mehr als zwei Jahrzehnten eine Institution in Kitzbühel und setzt auf (Welt-)Offenheit – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur die Gerichte sind vom asiatischen Raum inspiriert, gekocht wird außerdem in einer offenen Schauküche.
Entgegen seinem Namen hat der Neuwirt schon einige Jahre auf dem Buckel: Das Restaurant in der Florianigasse 15 gibt es bereits seit 1844. Nach einer Neuübernahme im Jahr 2018 durch Martina Feyrsinger und Jürgen Kleinhappel setzt man im (ebenfalls durch Gault Millau ausgezeichneten) Restaurant auf regionale, fast schon in Vergessenheit geratene Zutaten. Daraus wird neben Klassikern wie Tafelspitz oder Kaspressknödel auch moderne, leichte und gesunde Energy Cuisine gezaubert.
Außerdem gibt es in der Bichlstraße 22 noch „Franz“: ein Lifestyleshop für Schuhe, Kleidung und Accessoires und gleichzeitig auch Coffee- und Winebar.
Apropos Shopping - hier kommt in Kitzbühel Großstadtflair auf, denn die edle Marken wie Bogner, Aigner oder Luis Trenker findet man normalerweise nicht in kleinen Städtchen. Aber Kitzbühel ist eben ein bisschen anders und das macht den Charme der Gamsstadt definitiv aus.
Wie wäre es mit etwas Besonderem wie einem Kleidungsstück von Frauenschuh. Das Modeunternehmen aus Kitzbühel kombiniert allerhöchste Qualität und beste Verarbeitung mit zeitlosem Design und hat in Kitzbühel natürlich einen Store (Josef-Herold-Straße 13). Kaspar Frauenschuh meinte in einem Interview: “Eine Frauenschuh-Jacke könne man weitervererben.”
Auch Franz Prader ist ein ideales Beispiel dafür, wie man mit edlem Stil in Erinnerung bleibt. Die bekannten „Prader Hosen“ sind sogar für Hollywoodstars Grund genug, hier einzukaufen. Aber auch feinstes Tuch von Canali oder Brioni sind bei Prader Kitzbühel in der Josef-Herold-Straße 15 erhältlich. Bei Prader geht es nicht um Luxusshopping, sondern um eine Anschaffung von allerhöchster Qualität, die viele Jahre Freude bereitet. Oder wie es Herr Prader ausdrückt: „In diesen Hosen fühlen Sie sich wie zu Hause.“
Nach Kultur, Sightseeing und Shopping geht es noch hoch hinaus, mit den roten Gondeln der Hahnenkammbahn. Oben angekommen, lockt im Sommer das Hahnenkamm-Starthaus mit einer Medaillenausstellung. Die Fahrt auf den Hahnenkamm lohnt sich aber schon alleine wegen der Aussicht: Vom Wilden Kaiser über das Kitzbüheler Horn, dahinter die Loferer Steinberge bis zum Großglockner reicht der Blick. Kitzbühel liegt sanft eingebettet zwischen all den mächtigen Riesen: Eine international berühmte Stadt und doch verwurzelt zwischen Wald, Wiesen und Gipfeln.