Meine persönliche Reiseempfehlung: Das Virgental in Osttirol
Begegnungen mit Menschen gehören für mich zu den schönsten Erlebnissen im Urlaub, weil sie noch viel eher als schöne Landschaften und imposante Bauwerke in meinem Gedächtnis bleiben. Manche Begegnungen berühren mich, manche rütteln wach. Ganz ähnlich sieht es auch der deutsche Hotelier Uli Drewitz – seine erste Begegnung mit dem Virgental vor vier Jahren beschreibt er so: „Als ich das erste Mal in das Tal fuhr war es Abend und die blaue Stunde war angebrochen. Aus allen Kaminen stieg Rauch auf. Für mich ein Zeichen: hier wohnt jemand, hier gibt es ein Dorf, das bewohnt ist, hier ist Leben. Ich möchte an keinem künstlichen Ort Gäste begrüßen.“
Meine Lieblingsplätze im Osttiroler Virgental
Nun aber zu meinen Lieblingsplätzen im Tal, man muss ja auch irgendwo schlafen und essen :-) Unten auf der Karte könnt ihr euch orientieren, ein Klick auf den jeweiligen Ort in der Liste entführt euch direkt dorthin.
1) Matrei (Hotel Hinteregger, Kirche St. Nikolaus)
2) Zedlach (Bartlerhof, Strumerhof, Lehrweg „Zedlacher Paradies“)
3) Prägraten (Gemüsebauer Anton Kröll)
4) Hinterbichl (Uli Drewitz‘ Hotel „Heimat“)
5) Umbalfälle (Wasserschaupfad Umbalfälle, Islitzer Alm)
6) Johannishütte
Die Stationen meiner Reise ins Osttiroler Virgental.
1) Matrei
Hier bietet sich eine kleine Wanderung zur Kirche St. Nikolaus an. Sie liegt am Ortsausgang von Matrei und überrascht im Inneren: Der romanische Chorturm des Gotteshauses stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Besonders bedeutend sind die romanischen Fresken im Turm. Teilweise stammen diese aus unterschiedlichen Zeiten, bilden aber eine Einheit. Aber das Wichtigste: die Atmosphäre im Kirchenraum lässt sich nicht beschreiben. Unbedingt ansehen!
Von innen und außen beeindruckend: Die romanische Kirche St. Nikolaus.
Auch Wegkreuze wie diese begegnen einem im Virgental sehr häufig.
Das Hotel Hinteregger in Matrei i. O. ist meiner Meinung nach ein sehr persönlich, engagiert und zuvorkommend geführter Familienbetrieb. Das Frühstück spricht mich an: Selbst gebackenes Vollkornbort und Kuchen, viele lokale Käsesorten und modernes Ambiente. Kein Wunder, dass man hier auf viele Stammgäste trifft, die eine Lobeshymne anstimmen. Eine tolle Lage für alle Wanderungen am Taleingang in Matrei.
Grandioser Ausblick beim Entspannen.
2) Zedlach
Die riesigen Lärchenbäume im Zedlacher Paradies oberhalb von Matrei i. O. sind teilweise bis zu 600 Jahre alt und gehören in Tirol zu den ältesten Lärchenbeständen. Die dicken Stämme sind mit den Händen teilweise nicht mehr zu umgreifen. Auf einem Lehrweg kann man zudem noch Interessantes zu Heil- und Giftpflanzen erfahren und auf der offenen Weidefläche kann man mit Glück Drosseln, Falken und vielleicht auch einen Steinadler sehen. Der Rundgang dauert zwischen 2 und 3 Stunden und eine lohnende Einkehr in der Nähe ist das Kräuterwirtshaus Strumerhof.
Das Zedlacher Paradies ist gesäumt von einem über 600 Jahre alten Lärchenwald.
Oberhalb von Matrei, nur wenige Gehminuten vom Zedlacher Paradies entfernt liegt mein persönliches Lieblingswirtshaus in Tirol: Der Strumerhof. Anna Holzer betreibt auf dem Bergbauernhof eine Gasthaus, das wegen seiner Einzigartigkeit zur Pilgerstätte für bodenständige Kulinarikfans wurde. Holzers Expertinnenwissen über Kräuter, die Produkte vom eigenen Hof, ihr Küchen Know-How und diese Logenlage ergeben eine Mischung, die man nie mehr vergisst. Ich liebe das Lamm im Heumantel, die Unkrautsuppe und sovieles mehr.
Einzigartig: Anna Holzers Küche.
Eine Pilgerstätte für bodenständige Kulinarikfans: Der Strumerhof.
Ebenfalls in Zedlach liegt der Bartlerhof. Hausherrin Regina erzählt stolz von berühmten Gästen, die quasi inkognito anreisen. Und dass so mancher Leibwächter schon mal aufgrund von Platzmangel in der Stube übernachten musste. Sie kredenzt Gemüsesmoothies á la Osttirol superfrisch: Spinat, Karotte, Rübe und Kohlrabi aus dem eigenen Garten und dann ab in den Mixer. Nebenbei wird Brot mit geröstetem Sesam und Leinsamen gebacken. Diese Frau hat Energie für drei! Das Haus ist gemütlich und warm – vieles davon liegt wohl an der Bäuerin. Vor dem Haus ein traumhafter Garten, ein Ausblick zum Niederknien. Hier ist man nur mehr verzaubert, verwundert und beglückt und versteht sofort, warum das auch manchem Prominenten gefällt. Warum hat mir diesen Platz nie jemand vorher verraten?
Regina Berger baut ihr Gemüse selbst an.
3) Prägraten
Mir gefallen Landwirte, die auch Ungewöhnliches probieren. Einen habe ich in Prägraten entdeckt: Anton Kröll baut 40 Sorten Kartoffeln und ca. 25 Sorten Tomaten auf 1.320 Metern Seehöhe an. Auf die Frage, ob das Gemüse denn auch „bio“ wäre, reagiert Anton fast beleidigt. Als ob man das bei so viel Leidenschaft nicht eh voraussetzen kann. Ich hab‘ mich bei ihm mit Kartoffeln für den Winter eingedeckt.
4) Hinterbichl
Das Hotel Heimat in Hinterbichl war einst ein Erholungsheim der Wiener Sängerknaben und dient heute als gelungenenes Beispiel für Revitalisierung. Der deutsche Hotelier Uli Drewitz hat hier ungewöhnliche Ideen umgesetzt und sorgt für frischen Wind im Virgental. Für alle modernen Naturliebhaber und Indiviualisten ist das der Tipp am Ende des Tals.
Sowohl zum Essen als auch als Übernachtung kann ich in Hinterbichl außerdem auch das Gasthaus Islitzer sehr empfehlen.
Der Gasthof Islitzer liegt am hinteren Ende des Virgentals.
5) Umbalfälle
Die Umbalfälle entlang des Flußes Isel sind eines der schönsten Beispiele, mit welcher gestalterischen Kraft dieser Gletscherbach über die Jahrhunderte die Landschaft formt und prägt. Über Aussichtsplattformen kann man neue Perspektiven auf die geschliffenen Felsen und Steine finden und sich vom Sprühnebel erfrischen lassen. Der Spazierweg entlang der Umbalfälle ist angenehm zu gehen und kann bei guter Kondition bis zur neuen, umweltbewusst errichteten Clarahütte verlängert werden.
Am Weg zu den Umbalfällen empfehle ich eine Einkehr in der Islitzer Alm: das Essen ist hervorragend. Ein besonderer Geheimtipp sind Wildgerichte, wenn gerade aus eigener Jagd wieder etwas gezaubert wird oder die Topfenknödel (Quarkknödel), die wie bei Oma schmecken.
Das Umbaltal gehört zum Nationalpark Hohe Tauern, dem größten Naturschutzgebiet im gesamten Alpenraum. Im Virgental sind Gletscher, Felsen, Wiesen und Almlandschaften unter Schutz gestellt. Und aufgrund der großen Flächen und Auswahl empfehle ich zur Orientierung einen Besuch im Nationalparkhaus in Matrei. Und dann empfehle ich eine Tour mit einem der ausgebildeten Nationalpark Ranger. Ich war vor meiner ersten Tour skeptisch, weil ich eine Art Lehrstunde erwartete. Inzwischen habe ich schon drei sehr unterschiedliche Ausflüge gemacht. Einmal war ich am Gletscher, ein andermal haben wir Steinböcke beobachtet und im letzten Jahr habe ich jede Menge über Kräuter erfahren. Und einer der Höhepunkte bleiben die Tiere: die „Big 5“ im Nationalpark, die man mit Hilfe eines Ranger erspähen kann: Der Steinbock, die Gämse, der Steinadler, der Bartgeier und der Gänsegeier. Auf meinen Touren begleitete mich meistens Andreas Rofner: Er kann Geschichten aus dem Nationalpark so, dass die Natur zum Spannensten überhaupt wird.
Tor zum Nationalpark Hohe Tauern: Der Eingang zum Umbaltal.
Nationalpark Ranger Andreas Rofner begleitet mich.
6) Johannishütte
Die Johannishütte ist ideal gelegen, um zu weiteren Hütten (wie die Essener Rosstocker Hütte oder die Sajathütte) aufzubrechen oder auf den Großvenediger zu gehen. Erreichbar ist die Hütte bequem mit dem Hüttentaxi der Firma Kratzer. Sehr freundliche und kundige Fahrer helfen beim Verkürzen des Zustiegs. Und ganz nebenbei isst man auf der Hütte noch ganz ausgezeichnet.
Anreise ins Virgental
Die rund 4.600 Einwohner zählende Stadt Matrei in Osttirol (nicht zu verwechseln mit Matrei am Brenner) liegt direkt am Eingang zum Virgental.