Vom Feld in die Küche: Der Lindhof in Thiersee
Lebensmittel-Punkt der Maurachers: Der 250 Jahre alte Lindhof in Thiersee.
Kurze Transportwege, kein Kunstdünger, keine Pestizide. Einer der jüngsten Hoteliers in Tirol setzt auf nachhaltige Lebensmittel vom eigenen Bauernhof.
„Man weiß heute oft nicht mehr, was man kauft“, sagt Stephan Mauracher. Der 26-jährige ist einer der jüngsten Hoteliers in Tirol und bezieht einen Großteil seiner Lebensmittel vom „Lindhof“ in Thiersee. 3 Tonnen Gemüse produziert seine Familie jedes Jahr auf dem eigenen Bauernhof: Kürbisse, frischen Salat, knackige Zucchini, duftende Kräuter und vieles mehr. Ohne Spritzmittel, ohne Kunstdünger.
So oft es geht sieht Stephan am Lindhof nach dem rechten.
Audio: Stephan Mauracher über seine Philosophie „Nur das Beste für die Gäste“.
Eine Familie mit Pioniergeist
Vor einigen Jahren haben die Maurachers den alten Hof gekauft und auf Vordermann gebracht, um ihre beiden Hotels besser mit regionalen Lebensmitteln versorgen zu können. Süßes Obst wächst auf 450 Bäumen und Bienenvölker bringen wabenfrischen Honig aufs Frühstücksbuffet. Hühner, Gänse, Schafe und Hochlandrinder sorgen wiederum für tierische Leckerbissen – zumindest in Stephans Hotel, der Alpenrose in Kufstein.
Der Partnerbetrieb Ayurverda Hotel Sonnhof hat sich hingegen auf fleischlose Küche spezialisiert. Es war Stephans Mutter Brigitte, die vor mehr als einem Jahrzehnt die alte indische Heilkunst des Ayurveda nach Tirol gebracht hat. So ist im Örtchen Hinterthiersee ein einzigartiges Hotel entstanden, das gesundheitsbewusste Gäste aus aller Welt anzieht.
450 Bäume liefern frisches Obst für die beiden Hotels der Familie.
100 Prozent der Eier für die Mauracher-Restaurants kommen vom Lindhof.
Regionale Küche als Herausforderung
In der Küche der Alpenrose setzt Stephan auf Top-Qualität aus saisonalen Zutaten, möglichst vom Lindhof oder von Produzenten aus der Region. Das Küchenteam muss dadurch sehr flexibel sein: „Wir haben alte Techniken wie das Einlegen von Gemüse wiederentdeckt.“ Gibt es mal einen Überschuss an erntefrischen Produkten, werden diese an das Personal verschenkt oder günstig verkauft.
Egal ob Wild, Beeren oder Pilze: Die größte Herausforderung liegt für Stephan darin, eine stabile Lieferkette mit regional produzierten Lebensmitteln zu garantieren. Auch wenn dies nicht immer hundertprozentig gelingt, ist er davon überzeugt, dass seine Gäste auch mal auf ein Produkt verzichten können. „Im November Erdbeeren aus Übersee zu kaufen, ist einfach unsexy“, findet der Hotel-Direktor.
Stephan mit einem seiner Lieblinge, einem Schottischem Hochlandrind.
Am Lindhof schnattern dutzende glückliche Gänse.
Frischer Wind vom jungen Chef
Der Sprössling der erfolgreichen Hoteliers-Familie hat nach einem beruflichen Zwischenstopp in der Schweiz nun 16 Mitarbeiter:innen unter sich. „Ich möchte ein Zugpferd sein. Deshalb respektieren sie mich als Chef, obwohl ich so jung bin“, sagt er. Wann immer ein bisschen Zeit bleibt, kommt er zum Lindhof und schaut nach dem rechten. „Früher, als er noch ein Bub war, war er meistens im Stall oder auf dem Traktor“ erinnert sich der Vater und Mentor Johann Mauracher.
Der liebevoll renovierte Hof bietet einen grandiosen Ausblick auf das Thierseetal und wird von den Maurachers neben der Lebensmittelproduktion auch für Kräuterführungen, Kochkurse, Seminare, Hochzeiten und Firmen-Events genutzt. „Wir machen Menschen glücklich. Sei es mit gutem Essen, gutem Wein oder damit, einfach eine gute Zeit zu verbringen“, sagt der Vollblut-Gastronom Stephan Mauracher.
Alle Aufnahmen: Bert Heinzlmeier