10 Dinge, die ihr über die Römerstadt Aguntum noch nicht wusstet
Die alte Römerstadt Aguntum gibt so manche Rätsel auf.
Aguntum, die einzige Römerstadt Tirols, liegt in der Nähe von Lienz in der Gemeinde Dölsach. Archäologiepark und Museum vermitteln einen genauen Eindruck von der Stadt und dem Leben dort und bieten so manch Außergewöhnliches zu entdecken.
1. Der Archäologiepark umfasst knapp 24 Olympische Schwimmbecken
Auf 30.000 m2 erstrecken sich die Bauten, die bereits ausgegraben wurden: Man fand die Stadtmauer, Wohnhäuser in der Vorstadt, Hauptstraßen mit dem Forum, das Macellum, die Therme und einiges mehr. Trotzdem ist das nur ein Bruchteil des historischen Aguntum. Die Stadt dürfte etwa zehn Mal so groß gewesen sein.
Zehn Prozent der Stadt – rund 30.000 m2 – sind bisher ausgegraben.
2. 50 Jahre lang wurde diskutiert, wo die Stadt liegt
Die bis zu 7 Meter hohe Stadtmauer von Aguntum fand man schon 1912. Nur auf welcher Seite der Mauer die Stadt lag, war nicht von Anfang an klar. In den 1960er-Jahren bestätigten Ausgrabungen: Die Stadt liegt im Westen, die Vorstadt im Osten der Mauer.
Heute zeigen Metallstreben an, wie hoch Stadtmauer und das Stadttor war. Lange wussten die Archäologen aber nicht, auf welcher Seite sich die Stadt erstreckte.
3. Zuerst glaubte man an eine „Zwergenstadt“
Jene Gebäudefragmente, die im noch im 6. Jahrhundert an der Oberfläche zu sehen waren, sahen aus wie kleine Fensterchen, niedrige Gewölbe und Eingänge. Daher dachten die Menschen des Mittelalters, sehr kleine Menschen hätten hier gewohnt. Tatsächlich handelt es sich aber um die Reste der Fußbodenheizungen, die es in jedem Haus gab.
Was aussieht wie Eingänge für sehr kleine Menschen, war in Wirklichkeit eine Fußbodenheizung.
4. Einige Ausgrabungen geben immer noch Rätsel auf
Wenngleich vieles über das Leben der Römer in Aguntum bekannt ist, werfen einige Ausgrabungen doch immer wieder Fragen auf. So gingen die Experten lange davon aus, dass ein bestimmter Bau im Bereich des Forums ein Wasserbecken sei. Die Grabungen 2022 zeigen aber: Möglicherweise ist es doch etwas ganz anderes. Was, das ist noch ungeklärt. Genauso geheimnisvoll ist eine ovale Wand im nördlichen Teil der Therme. Auch sie wurde 2022 genauer untersucht – was sich dahinter verbirgt, müssen die Archäologen erst noch erforschen. Sicher ist nur: es bleibt spannend!
Derzeit wird im Bereich des Forums (Bildmitte) gegraben. Dabei müssen Archäolog:innen auch manchmal eine frühere Zuordnung ändern.
5. Aguntum war ein bedeutendes Handelszentrum
Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen Oberitalien und dem Norden war Aguntum ein Zentrum des Handels. Man verkaufte Gold, Eisen und Eisenwerkzeuge, Käse und Milchprodukte, Honig und Holz. Bergkristall wurde bis nach Nordafrika verkauft. Im Gegenzug kamen Purpurschnecken, Keramik, Fisch, Salz, Getreide, Rosinen und anderes mehr in die Stadt.
Im Atriumhaus in Aguntum wurden unter anderem die Häuser von Purpurschnecken gefunden, deren Farbe man zum Färben von Stoffen brauchte
6. In Aguntum gab es ein Delikatessengeschäft
Im Macellum, einem Rundbau auf dem Forum, wurden nur die feinsten Dinge verkauft: Fische, Austern und andere Köstlichkeiten ließen sich die reichen Bewohner:innen der Stadt von weither liefern. Die Meeresfrüchte wurden übrigens lebend in Amphoren transportiert, die mit Salzwasser gefüllt wurden.
Austern, Fische und andere exquisite Dinge wurden im Macellum verkauft.
7. Fischsoße war das Ketchup der Römer
Die Ausgrabungen in Aguntum ergaben, dass die Römer auf offenem Feuer kochten, wie in der nachgebauten Küche zu sehen ist. Auch Rezepte haben sich erhalten. Dabei war Fischsoße besonders beliebt. Sie wurde sogar zur Zubereitung von Süßspeisen, zum Beispiel von Pfirsichspalten, verwendet.
Glasgefäße dienten zur Aufbewahrung von Soßen, beispielsweise der beliebten Fischsoße.
8. Römer trugen keine Hosen
Zur Toga trugen Römer ursprünglich keine Hosen, bei der einheimischen Bevölkerung waren Beinkleider aus Wollstoff aber üblich. Erst später übernahmen römische Legionäre die Sitte, in kalten Regionen auch Hosen zu tragen.
Eine luftige Angelegenheit: die Toga
9. Die Römer und die Körperpflege
Die Therme in Aguntum wurde in den 1970er-Jahren ausgegraben. Dort fand sich auch das Ölschälchen mit der Strigilis. Mit dem Öl rieb man sich ein, die Strigilis diente dazu, anschließend den Schmutz abzuschaben. In dem Glasfläschchen wurden Salben oder Parfum aufbewahrt, das man mit der Spatel auftrug.
Der Körperpflege dienten Ölschälchen, Strigilis (Schaber) und Parfumflakon.
10. Selbst erfahren
Der 18 Meter hohe Aussichtsturm des Aguntum bietet einen Blick über die gesamte Anlage und bei den Schaugrabungen könnt ihr euch von Archäolog:innen zeigen lassen, wie bei Grabungen verfahren wird. Welche Schichten sind interessant, was kann man herauslesen und wie werden sie freigelegt? Im Anschluss könnt ihr am eigens angelegten Rundweg von Aguntum nach Dölsach zum Iselberg und wieder zurück auf den Spuren der Alten Römer wandeln.
Interessierte können sich vor Ort zeigen lassen, wie Grabungen durchgeführt werden.