Die eigene große Leidenschaft mit dem Nachwuchs teilen – ein Wunsch, den viele Eltern hegen. Wir haben Glück, denn unser sechsjähriger Spross sitzt genauso begeistert am Bike wie wir. Die Laufradzeit ist schon lange vorbei, mittlerweile hat er viel Spaß auf seinem 20-Zoll-Untersatz – und will mehr. Aber wo? Auf der Suche nach dem richtigen „Bike-Spielplatz“ für die ganze Familie führt kein Weg an der Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis vorbei. Umrahmt von den imposanten Dreitausendern der Samnaungruppe und der Ötztaler Alpen, liegt die Region mit ihren drei Dörfern auf einem sonnigen Hochplateau hoch über dem Tiroler Inntal.
Über die A12 Inntal-Autobahn und weiter über die Reschenstraße erreichen wir das Sonnenplateau mit den drei Dörfern Fiss, Ladis und Serfaus recht flott. Unser erstes Ziel ist die Waldbahn in Fiss. Hier befindet sich der 2013 eröffnete Bikepark und auch den Frommestrail erreicht man von hier. Am westlichen Ende des Ortes befindet sich die Talstation der Umlaufbahn. Auf den ersten Blick ist klar: Hier sind wir richtig. Abgesehen von der sehr ansprechenden Beschilderung, lassen der Pumptrack und das Übungsgelände für Kinder direkt an der Talstation, der Ausblick in den Zielkessel mit Slopestyle-Area und Holzkickern die Vorfreude auf einen abwechslungsreichen Bike-Tag wachsen. Das Auto wird am großzügigen Parkplatz abgestellt. Hier treffen wir auch René. Als leidenschaftlicher Biker und Fotograf begleitet er uns mit seiner Kamera.
Top ausgerüstet, beginnen wir das Abenteuer zuerst mit einer Gewöhnung an das Gerät. Dafür eignen sich der Pumptrack und das Übungsgelände direkt an der Talstation. Nach gefühlten fünf Minuten ist die Gewöhnungsphase vorbei – „Papa, ich habe jetzt auch eine Feder. Ich will jetzt auf die großen Trails.“ Man soll motivierte Kinder nicht aufhalten. So besorgen wir die Tickets im Bikeshop und mit der Rolltreppe geht es bequem zum Einstieg der Gondel.
Eine Bahn nur für Biker – fast zu schön, um wahr zu sein. In jede Gondel darf eingestiegen werden. Das sehr freundliche Personal hilft beim Einsortieren der Räder in die Gondel. In Begleitung des Bikepark-Managers Christian, der sich Zeit für uns genommen hat, geht es bergauf. Unter uns tut sich ein Trail-Netz auf und die Vorfreude steigt. Aber auch die Spannung, ob tatsächlich für alle was dabei ist. Bei der Bergstation auf 1.840 Meter Seehöhe angekommen, ist sofort klar, wo es langgeht. Eine große Übersichtstafel bildet alle Trails des Bikeparks samt Schwierigkeitsgrad ab. Dank des sehr guten Beschilderungskonzeptes ist es schier unmöglich, einen Trail-Einstieg nicht zu finden. Es bleibt nur die Frage: Mit welchem Trail soll’s losgehen?
Auf Anraten von Christian beginnen wir mit den blauen "easy" Strecken. In dieser Färbung findet man drei Stück auf der Karte: Den Milky Way, Vuelta – eher ein Abzweiger des Milky Ways – und die Morning Glory. Sie versprechen Spaß pur für Einsteiger und Familien mit Mountainbike-Erfahrung. Für unsere erste Abfahrt wählen wir den Milky Way aus. Er ist der längste der drei blauen Trails und führt von der Bergstation in vielen langgezogenen, flachen Kurven hinunter zur Talstation. Papa vorne, Pauli in der Mitte und Mama als Schlusslicht – in dieser Formation rollen wir uns ein. Bereits nach den ersten hundert Metern wird schnell klar, das wird ein Spaß für alle Beteiligten.
Nach dem Motto „Zwei in Einem“ entscheiden wir uns nun für eine Abfahrt über den Milky-Way-Abzweiger Vuelta, um dann in die blaue Morning Glory abzubiegen. Mit einem Wechselspiel aus großen Anliegerkurven und kleinen Sprüngen bietet die rund 750 Meter lange Morning-Glory-Strecke Abwechslung sowohl für Pauli wie auch für uns. Hier treffen wir auch auf eingebaute Holzkonstruktionen. Unser Bikepark-Neuling macht seine ersten North-Shore-Erfahrungen. Der Trail mündet im mittleren Teil wieder in den Milky Way, über den wir dann wieder Richtung Talstation fahren. Wieder im Zielbereich angekommen, versucht sich Pauli dieses Mal an den Holzkickern. Vier Sprünge aus Holz in unterschiedlichen Höhen eignen sich perfekt, um seine Sprungtechnik zu verbessern.
Nach zwei intensiven Abfahrten braucht Pauli eine Pause. Direkt neben dem Einstieg zur Gondel sind Liegestühle mit Blick in den Zielkessel aufgestellt. Immer die Slopestyle-Area im Blick, lässt es sich hier gut entspannen. Wir nutzen die Gelegenheit, denn Christian möchte uns natürlich noch eine Auswahl der restlichen Trails zeigen. Nach blau folgt rot und auch in dieser Färbung gibt es drei verschiedene Abfahrtsmöglichkeiten: Die Strada del Sole, die Strecke Supernatural und der Freeride Trail.
Bei der Bergstation fällt die Entscheidung auf die Strada del Sole. Dieser knapp drei Kilometer lange Trail wird mit Abstand am häufigsten befahren. Im oberen Teil verläuft die Strecke parallel zum Milky Way bis zur imposanten Stahlbrücke. Als „Verteilerzentrum“ thront dieses große Bauwerk über der Forststraße. Hier kommen alle Trails von oben zusammen, um dann auf blau, rot oder schwarz wieder aufgeteilt zu werden. Ein ausgeklügeltes System, das bestens funktioniert.
Nach zweimaligem Kanada-Aufenthalt an der original North-Shore-Küste fahre ich ganz selbstbewusst auf die schmalen, circa einen bis eineinhalb Meter über den Boden schwebenden Holzplanken zu. Und tatsächlich habe ich es nicht ganz verlernt. Anfangs noch etwas wackelig, aber zusehends ruhiger balanciere ich mein Bike über die schmalen Planken. Nur der Drop zum Schluss will mir nicht gelingen. Egal, man braucht immer ein Projekt für die Zukunft.
Direkt von der North-Shore-Line kommen wir wieder auf die „Verteiler-Brücke“. Hier könnte man über die schwarze Abfahrt sehr steil in den Hill Bill reinstechen. Aus Zeitgründen müssen wir auf diesen rassigen und technisch anspruchsvollen Trail leider verzichten. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Wir entscheiden uns für die Downhillstrecke und so nehmen wir die blaue Abfahrt. Diese bringt uns zu einer Kreuzung, bei der wir in den Trail abzweigen.
Als Aushängeschild der Mountainbike-Arena Serfaus-Fiss-Ladis in Sachen Singletrail-Abfahrten bietet der Frommestrail über 1.000 Höhenmeter Abfahrtsvergnügen auf höchstem Niveau. Die naturbelassene, anspruchsvolle, aber großteils flowige Strecke schlängelt sich satte zehn Kilometer durch alpines Gelände und wurzeldurchzogene Fichtenwälder. Auch auf dieser Höhe weist uns eine sehr gute Beschilderung den Weg.
Der Frommestrail wird auf der Singletrail-Skala – je nach Abschnitt – mit S1 bist S3 bewertet. Für maximalen und sicheren Bikespaß ist eine gute Fahrtechnik Voraussetzung. Immer die Ötztaler Alpen im Blick, folgen wir der Markierung über moosbedeckte, hochalpine Wiesen bergab bis zum Speicherteich. Einige kurze Stiche bergauf sorgen für Abwechslung und bringen uns gleich ins Schwitzen. Vorbei an den Seen erreichen wir über die Frommesabfahrt das Gipfelkreuz des Mateskopfes auf 2.248 Meter.
Von hier schlängelt sich der Trail flowig über die alpinen Wiesen talwärts, bis er in den wurzeldurchzogenen Fichtenwald mündet. Ein Wechselspiel aus teils anspruchsvollen Wurzelpassagen und flowiger Waldabfahrt prägt die Strecke bis zum Trail-Ende knapp oberhalb von Fiss. Wow, was für ein Erlebnis. Wir sind total begeistert von der rund zehn Kilometer langen Abfahrt. Der Trail wurde gekonnt in das Gelände integriert.
Mit über 2.000 Sonnenstunden jährlich zählt die Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis nicht nur zu den sonnigsten Gegenden Tirols, sondern zu den besten Urlaubsdestinationen in den Alpen. Dies spiegelt sich auch in der vielfältigen Palette an Hotels, Pensionen und Unterkünften in allen Kategorien wider. Als Mountainbike-Region punktet Serfaus-Fiss-Ladis auch mit einer flächendeckenden Bikeshop-Infrastruktur. In allen drei Dörfern wird von den jeweiligen Betrieben täglich ein Bike-Verleih, geführte Touren und auch technischer Service angeboten. Bevor es für uns losgehen kann, müssen wir noch das Equipment für unseren Sohn ausleihen. Im sehr gut sortierten Bikeshop direkt an der Talstation der Waldbahn findet man alles, was man für einen perfekten Tag im Bikepark benötigt. Passend zum Gesamtkonzept der Region liegt der Fokus des Shops auf Biken mit Kindern. So stehen neben einer breiten Palette an Downhill- und Enduro-Bikes auch vollgefederte Mountainbikes für Kinder ab der Größe 20 Zoll zum Verleih bereit.
Die Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis hat uns als bikende Familie völlig überzeugt. Neben der guten Lage auf einem Sonnenplateau hoch über dem Inntal besticht sie vor allem mit gutem Service, einer flächendeckenden Infrastruktur, einem vielfältigen Angebot und mit freundlichen Menschen. Durch die Streckenvielfalt im Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis gestaltet sich ein Bike-Aufenthalt sehr abwechslungsreich und es ist für alle Biker-Typen etwas Passendes dabei.
Wer fernab des Bikeparks sein Glück sucht, wird hier auch fündig. Durch eine Vielzahl an Mountainbike-Touren in der Umgebung ist die Ferienregion nicht nur attraktiv für Tagesausflügler, sondern bietet ausreichend Programm für einen schönen Mountainbike-Familien-Urlaub. Für uns ist klar: Wir kommen wieder.