Vom gut getarnten Schneehuhn bis zum ruhenden Rothirsch, von der wandernden Gämse über den wartenden Mäusebussard bis zum schlafenden Murmeltier: Beeindruckende Fotos von fünf Wildtieren, die den Winter in Tirol mit unterschiedlichen Strategien überstehen.
Dieses Foto eines Alpenschneehuhns hat Fabio Hain am Hafelekar auf der Innsbrucker Nordkette geschossen. Das Schneehuhn ist übrigens ein Überbleibsel der letzten Eiszeit, es bewegt sich meist auf Geröllflächen und Almwiesen oberhalb der Baumgrenze. Es wird bis zu 40 Zentimeter groß, bringt ein halbes Kilo auf die Waage und hat gut einen halben Meter Flügelspannweite. Viermal jährlich mausert sich das Alpenschneehuhn und passt sein Federkleid so perfekt der Umgebung an. Im Sommer trägt es ein braunes, im Winter ein schneeweißes Fellkleid. Um den Winter zu überstehen, frisst das Alpenschneehuhn bevorzugt Endtriebe und Knospen der Krähenbeere und Gämsheide. Im Sommer ist das Nahrungsangebot größer: Weiden, Birken, Tunkelbeeren und Preiselbeeren.
Nahrung findet der Rothirsch im Winter hauptsächlich bei Wildfütterungsstellen, die von Jägern betrieben werden. Gefressen wird während der Nachtstunden, danach verharrt der Rothirsch bewegungslos an einer Stelle, um Energie zu sparen. Sein Pansen fasst im Winter nur halb so viel Nahrung wie im Herbst, er reduziert seine Herzschlagfrequenz bei Bedarf auf 30 bis 40 Herzschläge pro Minute. Für uns Wintersportler bedeutet das, dass wir ihn in seiner Ruhephase möglichst nicht stören sollten.
Des einen Freud, des anderen Leid: Von Autos überfahrene Mäuse und andere Kleintiere dienen dem Mäusebussard im Winter als verhältnismäßig bequeme Nahrungsquelle. Unter einer 50 Zentimeter dicken Schneedecke würde er die Mäuse schwerer aufspüren. Ab Mitte Februar vollführt der Mäusebussard Balzrituale und kämpft mit Artgenossen um sein Revier, so wie das auch viele andere Greifvogelarten tun.
Während des Winters machen knappe Nahrung und eisige Temperaturen das Überleben im hochalpinen Raum schwierig – sogar für Kletterkünstler wie die Gämse. Deshalb können wir sie im Winter auch unterhalb der Baumgrenze antreffen. Vor allem Frühmorgens, Vormittags und Abends suchen die Gämse dort nach Nahrung: Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäumen, auch Moos und Flechten. Die Gams behält ihre Hörner auch im Winter – im Gegensatz zu Reh und Hirsch, die ihr Geweih während dieser Jahreszeit abwerfen. Eine Ähnlichkeit zum Rothirsch gibt es allerdings: Auch die Gämse versucht im Winter, Energie zu sparen. Deshalb sollten wir sie besonders in der kalten Jahreszeit nicht unnötig aufschrecken.
Einmal richtig ausschlafen: Davon träumt so mancher von uns Menschen. Aber gleich ein halbes Jahr? So lang hält das Murmeltier Winterschlaf in seinem Bau, den es zuvor mit Gras auspolstert. Je nach Bedarf schläft es sogar bis zu neun Monate. Für solch einen komatösen Schlaf muss sich das Murmeltier natürlich eine entsprechende Fettreserve zulegen. Deshalb beschäftigt es sich im Sommer hauptsächlich mit einer Sache: Möglichst viel fressen. Im Winter verkriecht es sich im Murmeltierbau und senkt seinen Energieverbrauch auf ein Zehntel des Normalbedarfs: Zwei Atemzüge und 20 Herzschläge pro Minute. Normalerweise schlagen Murmeltierherzen 200 Mal pro Minute.